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Markus Koob
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Frage von Anna B. •

Frage an Markus Koob von Anna B. bezüglich Gesundheit

Ich beziehe mich auf Ihre Rede in der 152. Sitzung Elektronische Zigarette und Shishas. Und möchte vorweg schicken, dass ich den Jugendschutz insgesamt begrüße. Dennoch habe ich einige Fragen dazu.

Sie behaupten, dass durch kinderfreundliche Aromen und Geschmäcker, Kinder und Jugendliche verführt werden. Und weiter, dass durch diesen Einstieg der Weg zur Tabakzigarette kurz und ohne große Hürden sei.

Das würde ja auch bedeuten, dass Jugendliche keine Süßgetränke trinken dürften, da dann der Weg zum Wodka ohne große Hürden sei. Ja nicht einmal Wasser.

1.Mich interessiert nun ob Sie eine Studie für mich dazu haben.

Auch sagen Sie, dass die Freiheit der Dampfer (sind übrigens Nichtraucher) dort endet, wo die Freiheit der nichtrauchenden eingeschränkt wird.

2. beziehen Sie sich in dieser Aussage auf einen möglichen Passivrauch?

3. wenn ja, wie kommen Sie darauf, dass beim Dampfen Passivrauch entsteht? Bitte senden Sie mir doch eine Studie dazu.

Sie sagen 13,5 % aller Todesfälle in Deutschland seien auf das Rauchen zurückzuführen. Ganz zu schweigen von den Kosten.

4. wie viele Todesfälle gibt es durch den Genuss des E-Dampfens? (Die E-Zigarette gibt es ja nicht erst seit ein paar Jahren)

5. wie viele Krankheitsfälle gibt es durch den Genuss des E-Dampfens?

6. wie hoch sind hier die Kosten?

7. weshalb wird der Genuss eines mündiger Bürgers per Gesetz reguliert, aber das Tabakrauchen im Auto mit Kindern nicht? Denn die Freiheit der Raucher endet ja dort wo die Freiheit der Mitmenschen endet. Kinder sind doch Mitmenschen.

Freundliche Grüße

A. Becker

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Sehr geehrte Frau Becker,

haben Sie vielen Dank für Ihre Nachricht.

entschuldigen Sie, aber der Vergleich hinkt sehr stark. Nur so viel: Selbst der Bündnis für tabakfreien Genuss e.V. bezweifelt nicht die Schädlichkeit des Dampfens. Es sagt, dass das Dampfen 95 Prozent weniger schädlich sei, als das Rauchen. Darüber hinaus ist es ein gravierender Unterschied, ob Zucker oder kanzerogene Stoffe zu sich genommen werden.

Meine primäre Quelle für meine Aussagen waren die Auskünfte der eingeladenen Sachverständigen, da sie am ehesten den Überblick über den wissenschaftlichen Diskurs besitzen. Ein paar Auszüge aus den Stellungnahmen der Sachverständigen:

Deutsches Krebsforschungszentrum
„Da es für ein Gemisch verschiedener Kanzerogene, wie es im Aerosol auch von nikotinfreien E-Zigaretten vorliegt, keinen Schwellenwert gibt, unterhalb dessen dieses unbedenklich wäre, ist auch die geringe Menge an Kanzerogenen im Aerosol elektronischer Zigaretten und elektronischer Shishas als bedenklich zu bewerten.“

Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V.
„Die DGP hat im März 2014 zusammen mit mehreren Fachgesellschaften (u.a. Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin, Deutsche Gesellschaft für Kardiologie, Deutsche Krebsgesellschaft, Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie) in ihrem Positionspapier vor dem vermeintlich harmlosen Konsum von elektronischen Zigaretten (E-Zigaretten) gewarnt und den gesetzlichen Schutz besonders von Kindern und Jugendlichen gefordert. Darin haben wir auch darauf hingewiesen, dass bereits zahlreiche akute Auswirkungen von E-Zigaretten - nicht nur von Nikotin - auf die Gesundheit wissenschaftlich nachgewiesen sind und dass Studien zu Langzeiteffekten jedoch noch nicht vorliegen können (die Geschichte des Tabakkonsums hat gelehrt, dass es bis zu Jahrzehnten dauern kann, bis die gesundheitlichen Gefahren erkannt und daraus Konsequenzen gezogen werden).“

Bundesinstitut für Risikobewertung
„Unabhängig vom Nikotingehalt bergen nikotinfreie E-Zigaretten gesundheitliche Risiken, insbesondere für Kinder und Jugendliche, aber auch für Erwachsene. Neben dem toxikologischen Gefährdungspotential der bekannten Inhaltsstoffe, bestehen aus Sicht der Risikobewertung erhebliche Unsicherheiten bezüglich der Zusatzstoffe und Additive, die bereits in nikotinfreien E-Zigaretten eingesetzt werden und in der Zukunft eingesetzt werden können.“

Darüber hinaus kam auch die Innenraumlufthygiene-Kommission des Umweltbundesamtes zu dem Schluss, dass vom Gebrauch von E-Zigaretten wegen bereits nachgewiesener negativer Gesundheitseffekte dringend abzuraten sei.

Erstens sind nicht alle Dampfer Nichtraucher und zweitens ist es richtig, und damit nehme ich Bezug auf Ihre zweite Frage, dass ich sowohl an Raucher als auch Dampfer appelliere in Nichtraucherbereichen weder zu rauchen noch zu dampfen.

Laut Aussage der eingeladenen Experten entsteht ein Passivdampf, wenn Sie den meinen. Herr Prof. Dr. med. Robert Loddenkemper (Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin, Berlin) hat in der Öffentlichen Anhörung des Deutschen Bundestages zum Passivdampfen Folgendes gesagt: „In der Zwischenzeit sind noch weitere wissenschaftliche Belege über die gesundheitlichen Gefahren der E-Zigarette, auch der nikotinfreien, hinzugekommen. Auch wurde nachgewiesen, dass die Innenraumluft durch Emissionen von E-Zigaretten belastet werden und damit zum Passivdampfen Dritter führen kann.“

Damit bezog er sich, wie auch das Deutsche Krebsforschungszentrum, auf die Studie des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. Dieses hat im Abschlussbericht zur Pilotstudie zur Exposition gegenüber E-Zigaretten und Shiazo-Wasserpfeifen – Innere Exposition von Rauchern und Rauchbelastung eines Innenraums aus dem Oktober 2013 festgestellt, dass beim Gebrauch einer elektrisch betriebenen Shisha mit Dampfsteinen organische Verbindungen, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (möglicherweise krebserzeugend), Formaldehyd (krebserzeugend), Acetaldehyd (möglicherweise krebserzeugend), Glyzerin und Propylenglykol (atemwegsreizend) freigesetzt werden.

Das sogenannte Memorandum des Deutschen Krebsforschungszentrums und des Aktionsbündnisses Nichtrauchen e.V. fordert explizit ein Verwendungsverbot von E-Zigaretten und E-Shishas in Nichtraucherbereichen. Zu den Unterzeichnern dieses Memorandums gehören unter anderem die Bundesärztekammer, die Deutsche Krebshilfe, das Deutsche Kinderhilfswerk, der Hartmannbund und viele mehr.

In der Tat gibt es derzeit noch keine Langzeitstudien zu den Gefahren des Dampfens. Dies liegt aber vielmehr an der kurzen Existenz der E-Inhalationsprodukte als an ihrer Ungefährlichkeit. Ich zweifele nicht an deren Erfahrungen und Fachwissen der Expertinnen und Experten bezüglich der Gefahr für die Gesundheit. Gerade in Hinblick auf die Funktionsweise von E-Zigaretten und E-Shishas ist es auch meiner Ansicht nach nur schwer vorstellbar, dass Carbonylverbindungen, Formaldehyd und andere kanzerogene Stoffe als Bestandteile des Aerosols keine Gesundheitsgefahr für den Dampfenden darstellen.

Dass ich auf Ihre Fragen zu den Todes- und Krankenfällen sowie den Kosten für den Konsum von E-Inhalationsprodukten keine seriöse Auskunft geben kann, ist Ihnen wahrscheinlich bewusst. Da es zum jetzigen Zeitpunkt keine Langzeitstudien zu den Auswirkungen gibt, gibt es auch keine Studien zu Kranken- oder gar Todesfällen durch den Konsum von E-Inhalationsprodukten. Erschwert werden die Studien vor allem dadurch, dass vor allem Raucherinnen und Raucher auf die E-Inhalationsprodukte zurückgreifen und bei erfolgten Krankheiten nicht klar zwischen den Auswirkungen von E-Inhalationsprodukten und Tabakprodukten unterschieden werden kann. Es wird noch einige Jahre dauern bis Ihre Frage seriös beantwortet werden kann. Das heißt aber nicht, dass E-Inhalationsprodukte ungefährlich sind, wie auch der Bündnis für tabakfreien Genuss e.V. zugibt.

Mit dem Jugendschutzgesetz wird im Übrigen der Genuss eines mündigen Bürgers nicht reguliert. Minderjährige sollten keinen Zugang zu E-Inhalationsprodukten haben – das ist richtig. Erwachsene Bürgerinnen und Bürger werden vom Jugendschutzgesetz nicht erfasst.

Mit freundlichen Grüßen
Markus Koob, MdB

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