Frage an Markus Ferber von Rudolf S. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Ferber,
sie führen bei den möglichen Gefahren der E-Zigarette die Jugend an, die durch dieses Produkt in eine Tabakabhängigkeit geraten könnten. Das ist natürlich ein sicherlich bedenkenswertes Argument.
Dazu aber folgendes:
- Eine Packung Zigaretten kostet 5€, die erst ab 18 Jahren gekauft werden kann (sofern sich der Händler vom Alter überzeugt und gesetzlich handelt)
Eine "Starterset E-Zigarette" mit allem drum und dran die tatsächlich funktioniert (und nicht nach ein paar Zügen weggelegt wird weil es nichts bringt) kostet 100€ aufwärts im Versandhandel, im Geschäft oft deutlich mehr. Dazu kommen natürlich noch der Verbrauchsstoff, die Liquids, die zwischen 3€ und 7€ kosten. Natürlich ist zur Zeit das E-Dampfen auf Dauer günstiger - insb. für jahrzehntelange Kettenraucher, der Einstiegspreis ist aber für Jugendliche durchaus eine Hürde.
- Für Zigaretten wird nach wie vor stark geworben. Bsp. die neue "maybe" Marlboro Kampagne richtet sich ganz offensichtlich an junge Menschen. Ich kenne KEINE Werbung für E-Zigaretten ausser vereinzelt in Tabakfachzeitschriften.
- Aus eigener Erfahrung (Umgang mit jungen Erwachsenen und Jugendlichen) weiss ich, Zigaretten und Alkohol ist etwas was der junge Mensch anscheinend unbedingt ausprobieren will, oftmals übertrieben konsumiert, "um dazu zu gehören". Ich kenne keine jungen Menschen, die auch nur im entferntesten dran denken würden mit einer E-Zigarette einzusteigen. Warum sollte sich das zukünftig ändern? Die E-Zigarette ist ja nun wirklich kein unbekanntes Nischenprodukt mehr.
- Die Mehrheit der E-Zigarettennutzer sind daher Menschen, die durch das Rauchen bereits teils in erheblichem Masse die negativen Auswirkungen von Tabak auf die Gesundheit zu spüren bekommen haben. Zu dieser Gruppe bereits durch Tabak geschädigter Menschen gehören junge Leute normalerweise nicht.
Viele Grüße
Rudolf Seitz
Sehr geehrter Herr Seitz,
haben Sie vielen Dank für Ihr abermaliges Schreiben zur EU-Tabakproduktrichtlinie.
Es freut mich, dass wir im Ziel übereinstimmen, junge Menschen von Tabakprodukten und anderen nikotinhaltigen Produkten fernzuhalten. Ob E-Zigaretten und andere nikotinhaltige Produkte ein Einstieg in die Sucht sein können, vermag ich nur bedingt einzuschätzen, da mir hierzu im Moment noch belastbares Zahlenmaterial fehlt.
Die Debatte um die E-Zigarette wird aber noch unter einem anderen Gesichtspunkt geführt. Die Europäische Kommission schlägt nämlich vor, dass Produkte mit einem Nikotingehalt von über 2 mg oder einer Nikotinkonzentration von über 4 mg/ml nur dann in Verkehr gebracht werden dürfen, wenn diese zuvor als Arzneimittel zugelassen wurden. Dies träfe auf die meisten E-Zigaretten zu.
Grundsätzlich sollte das Argument, dass E-Zigaretten gesundheitsverträglicher sind als konventionelle Tabakprodukte, nicht außer Acht gelassen werden. Schließlich werden beim Verdampfen des Nikotins nicht die krebserregenden Stoffe eingeatmet, die beim Verbrennen des Tabaks entstehen. Nichtsdestoweniger ist Nikotin ein starkes Nervengift, das ein hohes Abhängigkeitspotential birgt und bei einer Überdosis zu schwere körperlichen Schäden führen kann. Insofern ist der Vorschlag der Kommission, hochkonzentrierte Nikotinprodukte einer strengen Zulassung zu unterziehen, durchaus nachvollziehbar.
Ich möchte aber nochmals betonen, dass eine Entscheidung in dieser Frage noch nicht gefallen ist. Denkbare Optionen wären auch eine Anhebung der Schwellenwerte oder bessere Kennzeichnungspflichten, sofern ein einheitliches und kohärentes Schutzniveau sichergestellt ist.
In der Hoffnung, Ihnen hiermit eine Hilfe gewesen zu sein, verbleibe ich
mit freundlichen Grüßen
Ihr
Markus Ferber