Frage an Markus Ferber von Bernhard A. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrter Herr Abgeordneter Ferber,
Seit 2005 sind die globalen Lebensmittelmärkte so instabil wie nie zuvor. Weltweit wird Ackerland von Investoren als Mittel zum Profit eingesetzt, ländliche Familien verlieren ihre Lebensgrundlage und die Profite sammeln sich zunehmend bei einer kleinen Elite von Agri-Industriellen und Investoren. Jedoch auch in Europa und in Deutschland sind kleine Bauernhöfe vom Aussterben bedroht. Die "konventionelle" brennstoff-, mineral- und chemieintensive Landwirtschaft wird immer rationalisierter. Das ist nicht schlimm per se, jedoch bedeutet das den Verlust von Arbeitsplätzen, Landflucht, Verlust von Kultur- und Sozialstrukturen auf dem Land und Umweltschäden wie Bodenerosion, Versauerung der Böden, Massentierhaltung, Pestizidbelastung und mehr. Sollten wir nicht lieber auf lokale Märkte setzen, in denen bäuerliche Betriebe Arbeitsplätze in einem lebenswerten ländlichen Raum schaffen? Lebensmittel sind mehr als nur eine Handelswahre. Mit ihnen verbunden sind Tradition, Vielfalt, und Regionale Spezialitäten. Das hat der Menschheit bis jetzt das Überleben gesichert und Artenvielfalt erhalten, die wir im Angesicht des Klimawandels mehr denn je brauchen um auch in Zukunft Essen auf dem Tisch zu haben.
Ich bin nicht grundsätzlich gegen Subventionen im Agrarbereich. Im Gegenteil. Wenn diese Subventionen ökologisch und sozial nachhaltige (bäuerliche nicht agroindustrielle) Landwirtschaft fördern sehe ich sie als richtig an! Mit der aktuellen Gemeinsamen Agrarpolitik GAP geschieht jedoch genau das Gegenteil! Der Weltmarkt bestimmt was unser Essen, und damit was ländliches Leben WERT ist. Und die Reform soll jetzt verwässert werden.
Was tun Sie, damit wir in Zukunft vielfältiges, lokales, und gesundes Essen produzieren?
Was tun Sie, damit die Kleinbauern und Familien von unseren Lebensmitteln profitieren und nicht internationale Konzerne und Spekulanten?
Mit freundlichen Grüßen aus Neu-Ulm,
Bernhard Arnold
Sehr geehrter Herr Arnold,
haben Sie vielen Dank für Ihr Schreiben zum Thema Agrarpolitik.
In der Tat hat die Spekulation mit Nahrungsmitteln und Rohstoffen ein beunruhigendes Ausmaß angenommen. Daher habe ich mich als Berichterstatter für das "Markets in Financial Instruments Directive" (MiFID)-Dossier, das ein ganz wesentlicher Bestandteil der Neuordnung der Finanzmärkte nach der Finanzkrise ist, gegen exzessive Spekulation mit Nahrungsmitteln und Rohstoffen eingesetzt.
Dafür habe ich beispielsweise erfolgreich dafür geworben, dass solche Marktteilnehmer, die kein reales Interesse an der Ware haben, sich künftig an strenge Positionslimits halten müssen. Dies ist ein wichtiger Schritt zu besser funktionierenden Agrarmärkten, von denen am Ende vor allem Landwirte und Endverbraucher profitieren werden.
Was die schwierigen Verhandlungen bezüglich der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) angeht, gilt es eine Lösung zu finden, die gleichermaßen bezahlbare und qualitativ hochwertige Lebensmittel garantiert. Ich habe mich dabei insbesondere für einfachere Regelungen für Klein- und Junglandwirte stark gemacht. Diese erhalten künftig eine bessere Förderung und müssen weniger bürokratische Hürden nehmen.
Diese Maßnahmen werden kleine Landwirte und damit auch den ländlichen Raum in Deutschland maßgeblich stärken - dies ist auch im Sinne der Verbraucher.
Seien Sie gewiss, dass ich mich auch künftig für die Anliegen kleiner und mittlerer Landwirte einsetzen werde. Schließlich genießen diese einen hohen Rückhalt in der Bevölkerung und bilden das Rückgrat des ländlichen Raums.
mit freundlichen Grüßen
Ihr
Markus Ferber