Frage an Markus Ferber von Eduard S. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrter Herr Ferber,
an jedem Arbeitsplatz in der Landwirtschaft hängen etwa 7 weitere Arbeitsplätze im vor- und nachgelagerten Bereich. Als sich vor 2 Jahren die Milchpreise erhöhten setzte ein Investitionsnachholbedarf der Milcherzeuger ein. Lieferfristen von zum Teil 1-2 Jahren ! ! ! bei Maschinen waren die Folge.
In der jetzigen Wirtschaftskrise könnte ein deutlicher Milchpreisanstieg wohl eine Initialzündung für die Wirtschaft auslösen, die alle Konjunkturprogramme und Milliardenhilfen in den Schatten stellen würde.
Dafür braucht es keine Millionen oder Milliarden sondern lediglich eine EU - weite flexible Milchmengensteuerung. (ggf. ergänzt um eine Bonus - Malus - Regelung und geringen Interventionsmengen könnten Härten z.B. für Wachstumsbetriebe oder ein unkontrollierter Milchpreisanstieg auf utopische Höhen vermieden werden)
Hiermit frage ich Sie Herr Ferber,
1.Werden Sie sich für diese flexible Mengensteuerung einsetzen?
2.Stehen Sie zum Grundsatz "Bauernland in Bauernhand" damit sich nicht Großkonzerne (wie Monsanto) und Banken über den Umweg "Überschuldeter Bauer" kostengünstig mit landwirtschaftlichen Grundstücken eindecken können?
Im voraus vielen Dank und freundliche Grüße
Eduard Stiegeler
Sehr geehrter Herr Stiegeler,
für Ihre Frage zur künftigen Agrarpolitik, die Sie mir über Abgeordnetenwatch gestellt haben, danke ich Ihnen vielmals.
Wie Sie bereits meiner Antwort an Herrn Rothärmel entnehmen können, sehe auch ich die katastrophale Lage am Milchmarkt, für die umgehend eine Lösung gefunden werden muss. Dazu brauchen wir eine preisstabilisierende Milchmengensteuerung und in sich greifende Maßnahmen auf europäischer, nationaler und regionaler Ebene. Die Milchquote darf weder weiter erhöht, noch vollständig abgeschafft werden, wollen wir den Milchpreisverfall stoppen. Die Industrie muss wieder mehr tierische Eiweiße und Fette in den Rezepturen einsetzen und Ersatzprodukte wie Analogkäse müssen eindeutig gekennzeichnet werden.
Zudem müssen wir vor allem bäuerlichen Familienbetrieben eine langfristige Perspektive bieten. Wir müssen also nicht nur deren Wettbewerbsfähigkeit steigern, sondern auch die regionalen Zuständigkeits- und Verantwortungsbereiche in der Agrarpolitik künftig stärken. Nur dann sind bei uns in Deutschland Regelungen abseits der EU-Vorgaben möglich, die den Bedürfnissen unserer landwirtschaftlichen Betriebe entsprechen. Daher stehe ich auch zu dem von Ihnen zitierten Grundsatz "Bauernland in Bauernhand". Es sind gerade die vielen kleineren Familienbetriebe, die die Struktur der bayerischen Landwirtschaft ausmachen und daher liegt auf ihnen das Hauptaugenmerk unserer Politik. Wir möchten keine Großkonzerne wie Monsanto "anziehen". Ohnehin ist das Thema Gentechnik noch ein anderes, dem wir uns annehmen. Auch beim Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen müssen wir vor Ort in Bayern die Entscheidungen treffen. Das darf uns nicht von europäischer Seite vorgegeben werden. Deswegen setze ich mich ebenso für eine Neufassung der EU-Freisetzungsrichtlinie ein.
Ich hoffe sehr, Ihnen mit diesen Informationen geholfen zu haben und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
Ihr
Markus Ferber, MdEP