Frage an Markus Ferber von Christian R. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrter Herr Ferber,
die anhaltend schwierige Situation auf dem Markt für Milch und Milchprodukte nimmt existenzgefährdende Ausmaße für die Milchbauern an. In meinem Haupterwerbsbetrieb mit 80 Milchkühen betragen die monatlichen Verluste ca. 7500 Euro.
Eine aktuelle Studie von TNS Intratest besagt, dass 79 % befragten Milchbauern bei den aktuellen Michpreis die Existenz ihres Hofes gefährdet sehen. 2/3 dieser Milchbauern rechnen damit, die Milcherzeugung innerhalb der nächsten 12 Monate einstellen zu müssen, deshalb habe ich folgende Fragen an Sie:
1. Angesichts der Tatsache, dass bis zu 250.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen, frage ich Sie:
Wie kann die Existenz der Milchbauern langfristig gesichert werden?
2. Wie kann Ihrer Meinung nach ein vernünftiger und gerechter Milchpreis für Verbraucher und Milchbauern erreicht werden?
3. Wie stehen Sie zu einer flexiblen Quotenreglung des Milchmarktes, die einen fairen und existenssichernden Milchpreis ermöglicht?
4. Unterstützen Sie die Forderung der Milchbauern, die Milchproduktion und einen fairen Milchpreis durch ein flexibles europäisches Milchmengensteuerungs- Instrument stabil zu halten?
Nur gemeinsam können die Politik und die Milchbauern einen tragfähigen Kompromiss erreichen, Ich baue auf Ihre Bereitschaft zum Dialog.
Mit freundlichen Grüßen
Christian Rothärmel
Sehr geehrter Herr Rothärmel,
vielen Dank für Ihre Frage über Abgeordnetenwatch zur Zukunft des Milchmarktes.
Die Lage am Milchmarkt ist derzeit katastrophal, das ist unbestreitbar. Deshalb brauchen wir ein in sich greifendes Maßnahmenbündel auf europäischer, nationaler und regionaler Ebene. In der Agrarpolitik muss die besondere Struktur der bayerischen Landwirtschaft berücksichtigt werden und dementsprechend die regionalen Zuständigkeits- und Verantwortungsbereiche künftig ausgebaut werden, damit bei uns Regelungen abseits der EU-Vorgaben möglich sind.
Wollen wir den Milchpreisverfall stoppen, darf auch die Milchquote nicht weiter erhöht werden. Ebensowenig sollte sie vollständig abgeschafft werden. Dass dies der falsche Weg ist, sehen wir jetzt bereits. Aber wir müssen auch einige Schritte weiterdenken: die Lebensmittelindustrie muss wieder verstärkt tierische Eiweiße und Fette in den Rezepturen einsetzen und wir brauchen eine eindeutige Kennzeichnungspflicht für Ersatzprodukte wie Analogkäse. Schließlich müssen wir die Wettbewerbsfähigkeit der Verarbeitungsbetriebe wieder stärken.
Auch im September wird die Zukunft der Milchwirtschaft ganz oben auf der europäischen Agenda stehen, wenn es darum geht, die neuen Kommissare zu wählen. Der zukünftige Agrarkommissar der EU wird von mir nur dann meine Zustimmung erhalten, wenn er geeignete Maßnahmen vorlegt, die wirklich zu einer Verbesserung der derzeitig katastrophalen Lage am Milchmarkt beitragen.
Ich hoffe sehr, Ihnen mit diesen Informationen geholfen zu haben und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
Ihr
Markus Ferber, MdEP