Sind Sie für die Schaffung eines einheitlichen Krankenversicherungssystems als Bürgerversicherung, die solidarisch von allen Einkunftsarten finanziert wird? Wenn ja, wie soll sie umgesetzt werden?
Die Zukunft aller Sozialversicherungszweige liegt in der unterschiedslosen Finanzierung. Dies soll sowohl in der Renten-, Kranken und Pflegeversicherung als auch für die Arbeitslosenversicherung gelten. Nur durch ein paritätisch finanziertes System sind Renten und Krankenversicherung zukünftig bezahlbar.
Ein erster Schritt könnte die solidarische Bürgerversicherung sein, mit der alle Kosten als Vollversicherung abgedeckt werden.
Sehr geehrter Herr Unbescheid,
ich bin dafür, dass die Krankenversicherung für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die private Krankenversicherung und die Krankenversicherung der Beamten in ein einheitliches Versicherungssystem eingebunden werden. Dazu ist ein Dialog zwischen den betroffenen Versicherungszweigen und der Politik notwendig und es ist absehbar, dass es eine ganze Weile dauern wird, bis wir dies erreichen. Es ist ungerecht, dass die privaten Krankenversicherungsteilnehmer wie auch das Versicherungssystem der Beamten nicht für die Solidargemeinschaft aller Bürger zur Gesunderhaltung unserer Bevölkerung mit einbezogen sind. Gerade sie sind die Besserverdienenden. Dies ist also tatsächlich ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, ob dies nun solidarische Bürgerversicherung oder anders bezeichnet würde. Mit zu bedenken ist auch, dass es Menschen in Deutschland gibt, die sich durch andere Solidargemeinschaften gegenseitig in ihrer Krankheitsfürsorge unterstützen.
Ich habe in den letzten zweieinhalb Jahren Health Care Management an der Ernst-Abbe-Hochschule Jena studiert und muss jetzt nur noch meine Masterarbeit schreiben. Dies hat mir geholfen, das sehr komplexe System der Gesundheitsversorgung in Deutschland zu verstehen. Auf unsere Errungenschaften können wir stolz sein - doch die derzeitige Politik zerpflückt, ja zerstört unser System mit jedem Monat mehr. Dieser mangelnde Respekt unseres Gesundheitsministeriums gegenüber den über Jahrzehnte gewachsenen Strukturen hat mich sehr betroffen und auch nachdenklich gemacht.
Ich bin - wenn ich mich jeweils mit ausreichend Zeit vorbereiten kann - jeweils dafür qualifiziert, in dieser Frage kompetent mitzuwirken und zu gestalten. Als Gründerin und Geschäftsführerin einer Rehabilitationsklinik habe ich mich seit 1996 bereits für die Durchsetzung von "mehr" Rehabilitation und Prävention in der Gesundheitspolitik eingesetzt und dabei die Undurchlässigkeit der derzeitigen politischen Strukturen bereits zunehmend kennengelernt - ein weiterer Grund, weshalb ich mich nun selbst entschieden habe, mitwirken zu wollen.
Die 1996 durch den damaligen Bundesgesundheitsminister Seehofer durchgeführte Gesundheitsreform hat ein gewachsenes und erfolgreiches System der Rehabilitation schwer geschädigt. Das Reha-System hat sich bis heute ein wenig erholt, ist jedoch auch durch Konzentration von Macht in verschiedener Hinsicht beschädigt. Die Krise 1996, durch die den Krankenversicherungen verboten wurde, präventive Maßnahmen zu zahlen und durch die die Rehabilitation geschwächt wurde, hat mein Unternehmen damals zu neuen Konzepten gezwungen. Wir waren in Deutschland einer der ersten Wellness-Anbieter und betreiben heute drei Thermen und fünf Hotels zusätzlich zum Klinikzentrum Bad Sulza. Insofern ist meine Kompetenz gewachsen und ich habe die Zusammenhänge zwischen privater und gesellschaftlicher Gesundheitsvorsorge und auch Aspekte des Tourismus in meine Überlegungen mit einbezogen.