Frage an Maria Böhmer von Peter F. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrte Staatsministerin Böhmer,
der demographische Wandel zeigt uns dass unsere Gesellschaft immer vielfältiger wird. In der Politik spricht man davon ein Abbild der Gesellschaft zu schaffen. Sie als Staatsministerin könnten mit gutem Beispiel vorangehen. Glaubwürdig als Staatsministerin die sich für die Belange von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte einsetzt können Sie dadurch gewinnen, wenn Sie auch in Ihrem Büro qualifizierte Migranten einstellen und nicht nur von der größten Minderheitsgruppe. Wenn es Ihnen wirklich um Integrationsfortschritte in diesem Land geht, dann müssen Sie auch jene einstellen, die nicht von der größten Minderheitsgruppe stammen. So lange Sie Ihr Büro im Kanzleramt homogen halten so lange wird man Sie auch nicht ernst nehmen. Damit schaffen Sie indirekt Vorbilder und eine hohe Glaubwürdigkeit, dass Ihnen das Thema wirklich am Herzen liegt. Sie würden mit gutem Beispiel vorangehen. Mich würde interessieren, wie viele Personen mit Zuwanderungsgeschichte die Regierung und die verschiedenen anderen Regierungsinstitutionen beschäftigen? Wie viele qualifizierte Menschen mit Zuwanderungsgeschichte werden für Management Positionen berücksichtigt in den deutschen Dax-Unternehmen? Wie viele qualifizierte Menschen mit Zuwanderungsgeschichte werden für Positionen in der Politik und in der Verwaltung berücksichtigt? Wo sind die Mitarbeiter von Bundestagsabgeordneten die qualifiziert und Zuwanderungsgeschichte haben? Im Bundestag und in den Ministerien sieht man die Vielfalt unserer Gesellschaft ebenfalls nicht. Keiner möchte dort mit gutem Beispiel vorangehen. Nur Reden. Ich würde mir wünschen wenn Sie mit gutem Beispiel vorangehen und auch Schlüsselpositionen in der Politik mit Migranten besetzen. Über eine Antwort von Ihnen würde ich mich sehr freuen.
Mit freundlichen Grüßen
P. Franke
Sehr geehrter Herr Franke,
ich bitte um Verständnis, dass ich aus Datenschutzgründen nur allgemeine Angaben darüber machen kann, inwiefern ich Mitarbeiter aus Zuwandererfamilien beschäftige. Wie sehr es mir ein Anliegen ist, mehr Mitarbeiter aus Zuwandererfamilien für den öffentlichen Dienst zu gewinnen, können Sie daran erkennen, dass ich die erste zu besetzende Stelle in meinem Arbeitsstab mit einer Mitarbeiterin aus einer Zuwandererfamilie besetzt habe. Hier insgesamt in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft eine Veränderung herbeizuführen, stellt eine der großen integrationspolitischen Herausforderungen dar. Das kann nicht von heute auf morgen geschehen. Denn überproportional viele Zuwanderer sind noch nicht gut genug qualifiziert. Als Integrationsbeauftragte setze ich mich zum einen voll dafür ein, dass die gesellschaftliche Vielfalt von deutschen Arbeitgebern als Chance begriffen wird. Dem dient meine sehr erfolgreiche Kampagne "Vielfalt als Chance". Dazu gehört auch, dass ich selbst Mitarbeiter aus Zuwandererfamilien eingestellt habe. Zum anderen setze ich mich auf allen Ebenen für bessere Bildungschancen junger Migranten ein. Beides wird dazu führen, dass nach und nach Migranten in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft besser repräsentiert sein werden. Aber bereits jetzt sind einige Erfolge sichtbar - denken Sie nur an Moderatorin Asli Sevindim und die ZDF-Nachrichtensprecherin Dunja Hayali. Zugleich möchte ich darauf hinweisen, dass es keiner eigenen Zuwanderungsgeschichte bedarf, um wirkungsvoll Integrationspolitik zu gestalten - ist doch Integration ein Prozess, der Einheimische wie Zuwanderer betrifft.
Mit freundlichen Grüßen
Maria Böhmer