Frage an Maria Böhmer von Hermann D. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Prof. Dr. Bömer,
leider mußte ich erfahren, dass zum 01.01.2009 u.a. die bisherige Befreiung von der Zuzahlung zu Arznei-, Heil- und Hilfsmittel für DMP Teilnehmer gestrichen wurden.
Auf Anfrage wurde mir von der IKK Südwest- Plus erklärt, dass es wegen der Gesundheitsreform dafür jetzt weniger Geld gäbe und die IKK sich dies deshalb nicht mehr leisten könne?
Gleichzeitig habe ich aber in der Sendung von Anne Will u.a. durch unsere Gesundheitsministerin mitbekommen, dass die Krankenkassen gerade jetzt für chronisch kranke Menschen viel mehr Geld bekommen als vorher und sich um diese Mitglieder reißen.
Was sagen Sie zu diesen Widersprüchen? Ich denke, traurige Erfahrungen werden auf uns zukommen, sowie damit verbundene, vorhersehbare Mehrkosten für die Allgemeinheit.
Ich bitte um Ihre Antwort. Vielen Dank.
Mit freundlichen Grüßen
Hermann Debus
Sehr geehrter Herr Debus,
gerne möchte ich zu Ihrer Frage Stellung nehmen.
Mit der Einführung des Gesundheitsfonds werden die von den Versicherten, den Arbeitgebern und den anderen Sozialversicherungsträgern gezahlten Beiträge zusammen mit den Bundeszuschüssen gebündelt und nach einem bestimmten Verteilungsschlüssel, der sich nach Alter, Geschlecht, und Krankheit der Versicherten richtet, an die Kassen ausgegeben. Für ältere und kranke Versicherte bekommen Kassen danach also tatsächlich mehr Geld als für junge und gesunde Versicherte.
Der Grund für diese Umstellung ist darin zu sehen, dass die Kassen so zu fairen Bedingungen in Wettbewerb miteinander treten können. Bisher zahlten viele Versicherte nämlich nicht deshalb höhere Beiträge, weil ihre Kasse unwirtschaftlich agierte, sondern, weil diese eine ungünstige Versichertenstruktur (z. B. viele ältere oder chronisch kranke Menschen) hatte. Kassen mit günstigerer Versichertenstruktur (z. B. viele junge Menschen) war es möglich, ihre Beiträge niedrig zu halten. Diese Ungerechtigkeit wurde mit der Einführung des Gesundheitsfonds beseitigt.
Es liegt nun an den Kassen, wirtschaftlich zu arbeiten. Gut wirtschaftende Kassen können ihren Versicherten Beiträge zurückerstatten oder Prämien zahlen, schlecht wirtschaftende Kassen haben die Möglichkeit, einen Zusatzbeitrag zu erheben, müssen die Versicherten dabei aber auf ein Sonderkündigungsrecht und die Möglichkeit eines Kassenwechsels hinweisen.
Obwohl die Basisleistungen der Krankenkassen heute weitgehend identisch sind und notwendige Maßnahmen auch in Zukunft bezahlt werden, müssen die Kassen sich nun im Wettstreit um den besten Service und die beste Versorgung der Versicherten beweisen. Die Versicherten haben die Möglichkeit, die Angebote der Kassen genau zu überprüfen und zu vergleichen und sich anschließend für die ihren Interessen am besten entsprechende Kasse zu entscheiden.
Betonen möchte ich ausdrücklich, dass durch den Gesundheitsfonds weder Leistungen gestrichen noch Zuzahlungen erhöht werden. Kostensteigerungen sind nicht das Resultat des Fonds, vielmehr erfordern die Versorgung der glücklicherweise immer älter werdenden Gesellschaft und die Finanzierung des medizinisch technischen Fortschritts zusätzliche Geldmittel.
Mit freundlichen Grüßen
Maria Böhmer