Frage an Maria Böhmer von Johannes B. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrte Frau Böhmer,
ein Zitat aus ihrem Interview auf tagesschau.de: "Mehr als 700.000 Menschen werden bis Ende des Jahres an diesen Kursen teilgenommen haben. Ausgegeben wurden dafür mehr als eine Milliarde Euro."
1.000.000.000 durch 700.000 macht ca 1.500 Euro!
Das heißt das pro Migrant ein Integrationskurs von 1.500 Euro bezahlt wurde. Das ist für viele ein Monats-Nettogehalt. Und da wundert man sich warum sich Deutschland noch immer mehr verschuldet. Wenn sich das so weiterentwickelt sehe ich rabenschwarz für unseren Sozialstaat.
1 Milliarde Euro ist das doppelte des Justizhaushaltes und 2/3 des Umwelthaushaltes 2010. Und da wundern sich viele warum die Justiz nicht genügend besetzt ist bzw die Ausgaben für Umweltschutz zu gering sind.
Es wundert mich nicht das Qualifizierte auswandern (etwa in die USA oder die Schweiz) - bei der Belastung werde auch ich als angehender Dipl.-Ing. es nicht akzeptieren das für so etwas meine Steuergelder ausgegeben werden.
Meine Meinung: Wer in Deutschland leben will kann und muss selbst und auf eigene Kosten Deutsch lernen - wie anderswo auch üblich! Ich ziehe doch auch nicht nach Australien und verweigere mich der Sprache damit mir der australischen Staat einen Kurs finanziert.
Wie machen Sie das wenn Sie auf Reisen sind? Ich habe entweder einen Sprachführer dabei oder beherrsche diese Sprache zumindest so das ich mich verständigen kann (Englisch, Französisch, Spanisch).
Wie begründen Sie diese Ausgabe? Muss Ihnen nicht so langsam klar werden das Sie das Land an den Rand des Ruins treiben? Sozialkassen werden geplündert und die Steuerlast steigt trotzdem. In Anbetracht der demographischen Entwicklung sowie dem Zu-und Abwanderungssaldo gehe ich fest davon aus das ich sowieso keine ausreichende Rente mehr bekomme. Entweder ich komme als Selbstständiger aus der gesetzlichen Rente raus oder aber ich wandere aus - das habe ich mir schon lange vorgenommen. Wenn sich in Deutschland nicht bald was ändert....
Sehr geehrter Herr Berg,
der Erwerb von Sprachkenntnissen ist zentraler Bestandteil der Integrationspolitik in Deutschland. Denn ohne Zweifel ist das Erlernen der deutschen Sprache Voraussetzung für eine dauerhafte Zugehörigkeit und ein Leben ohne Hilfe der sozialen Sicherungssysteme in Deutschland. Gerade deshalb ist eine Förderung wichtig und sinnvoll. Dies gilt um so mehr, da viele der nach Deutschland kommenden Zuwanderer im Wege ihres Rechtes auf Familiennachzug kommen. Unser Land hat ein großes Interesse daran, dass diese Personen unsere Sprache erlernen. Deshalb hat die Bundesregierung auch durchgesetzt, dass bereits vor dem Zuzug nach Deutschland, also noch im Herkunftsland, erste Sprachkenntnisse erworben werden müssen, die dann in Deutschland zu vertiefen sind. Diese Kosten sind von den Sprachkursteilnehmern selbst zu tragen.
Mit der Einführung der Integrationskurse wurde ein Grundangebot zur Integration von Zugewanderten geschaffen, deren wesentlicher Inhalt die Vermittlung ausreichender deutscher Sprachkenntnisse ist. Die Integrationspolitik der Bundesregierung folgt dabei dem Grundsatz des Förderns und Forderns. Wir erwarten Sprachkenntnisse auch als Kriterium für die Erteilung oder Verlängerung von Aufenthaltstiteln.
Das System der Integrationskurse hat sich etabliert und bewährt. Die Teilnahme an den Integrationskursen ist im Übrigen in der Regel auch nicht kostenlos. Die Teilnehmer müssen sich grundsätzlich mit einem Kostenbetrag von insgesamt 645 Euro daran beteiligen. Zugleich ist das, was der Staat hier investiert, eine gut angelegte Investition.
Dass Integrationsförderung erfolgreich funktioniert, zeigt nicht nur die rege Teilnahme an den Integrationskursen. Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln kommt zum Beispiel zu dem Ergebnis, dass durch eine bessere Integration der Migrantinnen und Migranten in Deutschland zusätzliche staatliche Einnahmen (bis 2050 schätzungsweise zusätzliche Einnahmen von 164 Milliarden Euro) entstehen könnten. Denken Sie dabei nur an die bereits heute erbrachte Wirtschaftsleistung der etwa 600.000 Unternehmerinnen und Unternehmer aus Zuwandererfamilien, die ihren volkswirtschaftlichen Beitrag leisten. Sie sind Arbeitgeber, zahlen Steuern und schaffen Arbeitsplätze.Auch eine aktuell veröffentlichte Studie der Universität Freiburg (Die fiskalische Nachhaltigkeit der Zuwanderung in Deutschland, Prof. Dr. Raffelhüschen u.a., 2010) kommt anhand einer Generationenbilanzierung zu entsprechenden positiven wirtschaftlichen Ergebnissen, welche mit der Integration von Zuwanderinnen und Zuwanderern einhergehen.
Mit freundlichen Grüßen
Maria Böhmer