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Margarete Bause
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Frage von Stephanie V. •

Frage an Margarete Bause von Stephanie V. bezüglich Bildung und Erziehung

Liebe Frau Bause

Als Pädagogikstudentin interessiere ich mich für Bildungsforschung und die Sanierung unseres erbärmlichen Schulsystems. Am eigenen Leib habe ich erlebt wozu enormer Leistungsdruck und Elitedenken führen kann. Meine Zukunftsvision einer neuen Schule richtet sich Richtung Skandinavien, denn dort scheint es - was einige Politiker gerne verleugnen möchten - gut zu funktionieren. Dort steht der Mensch im Vordergrund, die Schule richtet sich nach dem Kind, nicht das Kind nach der Schule. Und obwohl mehr Wert auf Persönlichkeitsentwicklung gelegt wird, zeigen Studien, dass diese Länder uns auch bzgl ihrer Leistungen weit voraus sind.
In Schleswig-Holstein und Hamburg wurden nun die Gemeinschaftsschulen eingeführt. Es wird lange Dauern, bis diese neue Form des Unterrichts/der Erziehung wohl auch in den Köpfen der Lehrer und vor allem an der Uni - der Ausbildungsstätte der Lehrer - ankommen wird. Aber immerhin ist ein erster Schritt in Richtung Veränderung geschafft.
Wie aber sieht es in Bayern aus? Ich weiß, dass Sie für eine Veränderung unseres Schulsystems kämpfen und unterstütze diesen Kampf. Wie aber stellen Sie sich die konkrete Umsetzung vor und wie hoch sehen Sie die Chancen dies wirklich in unserem Land durchgesetzt zu bekommen? Meines Erachtens nach muss sich mit der Schule auch die Lehrerausbildung grundlegend verändern. Ist dies auch Teil Ihres Programmes?
Hier habe ich noch ein 2. Problem. Nach der verpflichtenden Einführung des Bachelor und Masters werden alle Studiengänge "verschult", der Elitegedanke und das Ellenbogendenken nehmen nun auch in der Uni zu. Würde es nun wirklich zur Veränderung des Schulsystems kommen, müsste sich dann daran nicht auch eine Veränderung des universitären Lebens anschließen?

Mein Pädagogikstudium wird immer verwechselt mit einer Lehrerausbildung? Wie kann es sein, dass Lehrer Pädagogen heißen, obwohl ihr Studium wenig bis keine pädagogischen Elemente beinhaltet?

Vielen Dank und einen lieben Gruß

Stephie Vogel

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau Vogel,

ich freue mich, dass Sie uns unterstützen in unserem Einsatz für eine grundlegende Änderung unseres Bildungssystems. Sie haben vollkommen Recht: unsere Schulen müssen sich den Kindern anpassen und nicht umgekehrt. Den Reformprozess in Schleswig-Holstein und Hamburg verfolge ich mit größtem Interesse. Deshalb habe ich auch im Juli mit einigen meiner Fraktionskolleginnen eine "Bildungsreise" nach Schleswig-Holstein unternommen um mich direkt über die Situation, die Erfolge und Probleme zu informieren. Ich bin mir sicher: auch in Bayern müssen und werden wir zu einer längeren gemeinsamen Schulzeit für alle Kinder kommen. Wichtig dabei ist, die notwendigen Veränderungen nicht von oben zu verordnen sondern von unten zu ermöglichen. Nichts überzeugt so sehr wie ein tolles Beispiel einer gelungenen Schule, in der die Kinder mit Freude lernen. Um dieses Ziel zu erreichen, setzen wir uns für eine "Öffnungsklausel" ein. Eltern, Lehrer und Kommunen entwickeln gemeinsam ihr Schulprofil und erhalten die Möglichkeit und Unterstützung auch Reform- oder Gemeinschaftsschulen aufzubauen. Derzeit verhindert das Kultusministerium diese Schulform und hat zum Beispiel einem Antrag für eine Reformschule in München die Genehmigung versagt.
Ganz wichtig in diesem Prozess ist natürlich die Reform der Lehrerausbildung. Pädagogik und Praxis müssen im Vordergrund und gleich am Anfang des entsprechenden Studiums stehen. Wir haben hierfür ein Konzept erarbeitet, das Sie auch auf http://www.gruene-fraktion-bayern.de nachlesen können. Die Gefahr einer weiteren Verschulung des Studiums durch BA und MA sehe ich auch. Hier ist politisches Gegensteuern nötig. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg in Ihrem Pädagogikstudium und würde mich über einen weiteren Austausch freuen.

Mit den besten Grüßen,

Margarete Bause, MdL
Fraktionsvorsitzende