Frage an Margarete Bause von Max L. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrte Frau Bause,
es verwirrt mich, dass sie sich in Hommage an ein Werbeplakat, das eindeutig vom War Production Co-Ordinating Comitee während des Zweiten Weltkriegs in den USA gesponsert bzw. in Auftrag gegeben wurde, abbilden lassen,- wenn auch ohne Kopftuch im Vergleich zum Original.
Sie haben in diesem Forum darauf hingewiesen (Antwort zu Rüdiger Faig), dass dieses Motiv für Sie als Sinnbild für Frauenpower und -bewegung steht.
Bitte sehen Sie hierzu folgenden Link, der sich mit dem Originalbild, das Sie nachahmen, beschäftigt:
http://en.wikipedia.org/wiki/Geraldine_Doyle
Nun wurde Geraldine Doyle, die das reale Vorbild zu dem Plakat war, zwar fälschlicherweise für Rosie, the Riveter, gehalten; dennoch bleibt der Grundtenor der gleiche: diese Plakat stand als Sinnbild für die ca. 6 Millionen Frauen, die während des 2. Weltkriegs in den USA die Männer an deren Arbeitsplätzen ersetzen sollten, die an der Front kämpften.
Es handelte sich hauptsächlich um Arbeitsplätze, die an der Produktion von Munition und Kriegsmaterial beteiligt waren.
Sind Sie sich sicher, dass die Wähler Sie so verstehen sollen, dass Sie sich mit diesem Motiv und allem, für das es in Wahrheit steht, indentifizieren?
Kann es nicht sein, dass Sie dem Obama-Slogan "Yes, we can" gefolgt sind und unabsichtlich einen ähnlichen, aber - leider - etwas völlig anderes versinnbildlichenden Slogan samt Bild übernommen haben?
Oder ist es Absicht, dass Sie für ihre Partei mit einem Plakat werben, dass Frauen aus dem einzigen Grund dazu aufruft, Männer am Arbeitsplatz zu ersetzen, weil sonst keiner mehr da ist, um Kriegsmaterial zu produzieren?!
Verstehen Sie das unter Frauenpower und -bewegung?
Mit freundlichen Grüßen
Max Lautenbacher
Sehr geehrter Herr Lautenbacher,
danke für Ihre intensive Beschäftigung mit meinem Wahlplakat. Die Geschichte des Ursprungsmotivs ist mir wohlbekannt, wir haben uns umfassend damit auseinandergesetzt. Ich habe das Motiv gewählt und leicht abgewandelt übernommen, weil es für mich Frauenpower und Durchsetzungskraft mit einem ironischen Augenzwinkern kombiniert. Ich selbst und viele Frauen, die mich täglich darauf ansprechen, haben es seit Jahren an ihrer Pinwand, ihrem Kühlschrank, etc. befestigt. Der historische Ursprung ist in der Tat nicht allen bewusst. Das zeigt, dass sich das Motiv im Laufe von mehr als sechs Jahrzehnten längst von seiner Herkunft gelöst hat und heute für viele als emanzipatorisches Symbol gilt. Gleichwohl kann ich auch den historischen Hintergrund der Mobilmachung der Amerikaner im 2. Weltkrieg moralisch nicht verwerflich finden. Ihnen dürfte bekannt sein, dass erst durch das Eingreifen Amerikas der furchtbare Krieg Hitlers schließlich beendet und die Konzentrationslager befreit werden konnten. Noch heute wird bei jeder Holocaust-Gedenkfeier den amerikanischen Soldaten für ihren Einsatz gedankt. Vor diesem Hintergrund ist moralische Empörung über Amerika im 2. Weltkrieg wohl kaum angebracht.
Mit freundlichen Grüßen
Margarete Bause, MdL