Frage an Ludger Klus von Claudia B. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Klus,
mich interessiert, welche Möglichkeiten die GRÜNEN und Sie als deren Kandidat sehen, Kinder und Jugendliche in Mecklenburg-Vorpommern (sowie deren Eltern, Lehrer, Erzieher,...) für eine umweltbewusste Lebensweise zu sensibilisieren und zu aktivieren.
Mit freundlichem Gruß
C. Berner
Sehr geehrte Frau Berner,
mit Ihrem Beitrag kommen wir für das ,Gesundheitsland Mecklenburg - Vorpommern´ direkt zu dem Werbeslogan ,MV tut gut´ unserer Landesregierung.
- Bezogen auf die Einwohnerzahl erzielen wir in unserem ,Gesundheitsland´ im Bundesvergleich Höchstwerte in den relevanten Bereichen:
1. Häufigkeit der Unfälle im Strassenverkehr
2. Anzahl der getöteten Menschen im Strassenverkehr
3. Häufigkeit typischer Tabak- und Raucherkrankheiten
4. Häufigkeit typischer Alkoholkrankheiten
5. Verbreitung von Fettleibigkeit und Übergewicht
- Diese Ergebnisse widerspiegeln letztlich auch die Leistungen unserer ,primären Sozialisationsinstanzen´, den Familien bzw. den vergleichbaren Lebensgemeinschaften. Das ist die Ausgangslage, leider.
- Nach dem Willen unseres Grundgesetzes stehen diese ,Instanzen´ unter dem besonderen Schutz von Staat und Gesellschaft. Das darf andererseits jedoch nicht dazu führen, dass die Verantwortung für Versäumnisse oder Defizite der ,primären Sozialisationsinstanzen´, wie beispielsweise Verhaltensauffülligkeiten, Intoleranz und Ignoranz, Übergewicht, Bewegungsmangel, Drogensucht, Unhöflichkeit usw., grundsätzlich auf die LehrerInnen bzw. die Schulen verlagert werden.
- Besonders ärgerlich ist, dass diese Problemverlagerung offenbar allgemein akzeptiert und von den dominierenden Gruppen der Gesellschaft und von ,der Politik´ gefördert wird. Deswegen ist sie inzwischen verbreitete Realität, daher sehr ,beliebt´.
- Andererseits ist völlig klar, dass sich der Bildungs- und Erziehungsauftrag der Schulen bzw. der LehrerInnen auch auf die Mitwirkung in den Lebensbereichen ,Ernährung und Gesundheit der SchülerInnen´ erstreckt. Voraussetzung dafür, dass sie hier erfolgreich sein können, ist eine anforderungsgerechte operative Grundalge, die verbindliche Regeln zwischen Eltern, Kindern und ihrer Schule durchsetzungswillig und durchsetzbar ermöglicht.
- Die Verbindlichkeit und Kontrolle derartiger Vereinbarungen ist am effektivsten mit der selbständigen Ganztagsschule als Regelschule zu realisieren. Sie ist operative Grundlage aller ,vertraglichen´ Zusammenarbeit zwischen Eltern, Kindern und LehrerInnen. Diese Schulform durchzusetzen gehört zu den GRÜNEN - Werten der von mir unterstützten Schulpolitik.
- Die notwendigen strategischen Ziele der Schulpolitik im Bereich, Gesundheit und Ernährung´ sind von der Landesregierung zu formulieren, beispielsweise könnte es ein Ziel sein: Bis zum Jahre 2010 ist in allen Jahrgangsstufen unser Schulen der ,BoddyIndex´ der SchülerInnen besser als im Bundesdurchschnitt.
- Zielführenden Handlungsstrategien könnten sein:
1. Das Praktiker der Berufe des Lebensmittelhandwerks im Wege von Block- oder Epochenunterricht in die schulische Arbeit einbezogen sind. Den SchülerInnen ist der Unterschied zwischen Lebensmitteln und ,Kalorienzufuhr´ mittels Fastfood als ,erlebte Erfahrung´ zu vermitteln.
2. Die Urerzeuger, Obstbauern, Ackerbauern und Nutztierhalter in den Unterricht holen. SchülerInnen ,be-greifen´ und erleben daher, dass ,Nahrungsmittel´, z.B. ein Apfel, anders schmeckt als ,Flüssigkeitszufuhr´ in Form von Zuckerwasser mit Apfelaroma und Farbstoff.
3. Lernen, den ,Wert´ verschiedener Lebensmittel einzuschätzen und nicht dessen Kalorien zu zählen. Externe ,Ernährungsberater´ reduzieren das ,Erlebnis´ Ernährung auf technokratische Kalorienzählerei. Das hilft nicht wirklich.
4. Die Kosten selbstgemachter Vollwerternährung mit denen der ,wertlosen´ Fertigprodukte vergleichen.
5. Anforderung und Qualität der Ernährung fächerübergreifend, z.B. in Verbindung mit Sportstunde, erlebbar machen: Ich weiss, was mir gut tut. Ich weiss, was mir schmeckt. Richtig essen macht Spass.
6. Die selbständige Ganztagsschule hat eine Schulküche und einen Schulkiosk. Ziel: Wir essen und trinken nur, was wir selbst gemacht haben.
7. Die Sternstunde: Sternekoch im Unterricht
8. Kein Thema, sondern Normalität: Kein Tabakqualm in den Schulen
9. Schule macht durstig: Der beste Mix mit unserem Wasser, mit unserer Milch und mit unserem Obst.
10. Wir sind keine Trinkautomaten. Deswegen keine Getränkeautomaten in den Schulen.
11. Die ,Blackbox´ - Nichts ist geheim: Wir wissen, was drin ist. (Die VollwertBrotDose)
Ich bin mir sicher, dass Eltern, SchülerInnen und LeherInnen einer selbständigen Schule gemeinsam und mit Spass vielfältige Formen für eine gesunde Ernährung und für eine gesunde Lebensweise erfolgreich entwickeln werden. Deswegen ist meine Antwort auf Ihren Beitrag lediglich ein Versuch, am Beispiel ,Ernährung und Gesundheit in der Schule´, anzudeuten, wie der Bildungs- und Erziehungsauftrag selbständig und auf der Grundlage partnerschaftlicher Verträge zwischen Eltern, SchülerInnen und Schule zielführend und eigenverantwortlich erfüllt werden kann. Mehr dazu erfahre ich gerne von Ihnen. Bis dahin
mit den besten Grüssen aus Leussow
Ludger Klus