Frage an Lothar Dippel von Shqiprim A. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
1. Wie stehen Sie zum Dialog der Religionen? Teilen Sie die Auffassung etwa auch von Papst Benedikt XVI., dass der interreligiöse Dialog für unsere gemeinsame Zukunft eine vitale Notwendigkeit ist, um das friedliche Zusammenleben zu gestalten, die Religionsfreiheit zu sichern und jede Form von Hass und Intoleranz zu überwinden?
2. Warum findet Ihres Erachtens bisher so wenig Dialog zwischen Muslimen und der Politik statt? Werden Sie nach erfolgreichem Einzug in den Landtag Kontakt zu Muslimen aus Ihrem Wahlkreis aufnehmen? Wann haben Sie selbst das letzte Mal eine Moschee in Ihrem Wahlkreis besucht und mit den Menschen - Ihren Bürgern und Wählern - gesprochen? Wenn noch nie – warum nicht?
3. Sehr viele Muslime haben inzwischen das Gefühl, von der deutschen Politik unter Generalverdacht gestellt und teilweise offen diskriminiert zu werden. Können Sie diese Empfindung nachvollziehen - und wie stehen Sie dazu?
1) Zwar teile ich nicht unbedingt die Auffassungen von Papst Benedikt XVI., jedoch halte ich den interreligiösen Dialog für außerordentlich wichtig, um ein friedliches Zusammenleben von Menschen verschiedener
Religionen und Menschen ohne Religionszugehörigkeit zu gewährleisten. Dabei gilt für mich natürlich auch das grundgesetzlich garantierte Recht auf Religionsfreiheit, ebenso wie die Trennung von Staat und Kirche.
Beides sind unabdingbare Grundsätze für eine friedliche, tolerante und moderne Gesellschaft.
2) Natürlich kann auch ich an dieser Stelle nur mutmaßen. Ich denke aber, dass beide Seiten Barrieren aufbauen, die den Dialog erschweren. Deswegen werde nicht nur ich Kontakt zu den Muslimen meines Wahlkreises aufnehmen - übrigens unabhängig davon, ob ich als Direktkandidat in den Landtag einziehe
oder nicht. Ich möchte auch die Bürger muslimischen Glaubens, wie alle anderen Bürger mit nicht-deutschen Pässen ermutigen, mit mir das Gespräch zu suchen. Meine Partei befürwortet beispielsweise das kommunale Wahlrecht auch für ausländische Bürger, sofern sie eine gewisse Zeit im Lande leben.
In meinem Wahlkreis habe ich noch keine Moschee besucht, würde eine Einladung aber gerne annehmen.
3) Diese Empfindung kann ich außerordentlich gut nachvollziehen. Auf die Spitze getrieben wird dieses Vorgehen derzeit mit den Einbürgerungstests, wie sie in Baden-Würtemberg oder Bayern geplant bzw.
umgesetzt sind. Diese verstoßen nach meiner Auffassung auch klar gegen das Grundgesetz, welches sie angeblich schützen wollen. In Artikel 3 heißt es jedoch: "Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden."
Diesem Grundsatz fühle ich mich verpflichtet und werde alles tun, um ihn in Rheinland-Pfalz umzusetzen. Die Diskriminierung finden Sie auch in den meisten anderen Politikbereichen. In unserem Bildungssystem etwa
werden Migrantinnen und Migranten nach wie vor massiv benachteiligt.
Für weitere Fragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen,
Lothar Dippel