Lorenz Gösta Beutin, Bundestagsabgeordneter DIE LINKE, Kandidat zur Bundestagswahl 2021 in Kiel.
Lorenz Gösta Beutin
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Frage von Annette S. •

Frage an Lorenz Gösta Beutin von Annette S. bezüglich Verkehr

Guten Tag Herr Beutin, ich habe die letzte Bundestagssitzung zur Debatte über das BvG Urteil zum "Klimaschutz" verfolgt, u.a. auch ihre Rede, als Sie sich über Menschen echauffierten, die mit "200 Km/h über die Autobahn brettern".
Ich habe mir jetzt vor einem Jahr ein Elektrofahrzeug (deutsche Marke) gekauft, das über 200 km/h schnell fahren kann. Die Beschleunigungswerte von 0-100 Km/h sind dem einem Verbrenner zudem deutlich überlegen. Aber es geht mir nicht um`s schnell Fahren es geht mir um das sichere und entspannte Fahren selbst bei höheren Geschwindigkeiten und daher ist das Fahrzeug mit umfangreichen Assistenzsystemen ausgestattet. Z.B. wird frühzeitig auf kritische Verkehrssituation hingewiesen, dann hat das Fahrzeug einen Auffahrschutz, d.h. es bremst selbstständig ab, wenn man unbeabsichtigt zu nahe auf ein Fahrzeug auffährt, bei Nachfahrten schaltet sich ein Infrarotsystem ein, dass Menschen und Tieren in der Weite erkennt.

Also zusammengefasst: Das Fahrzeug emittiert bei hohen Geschwindigkeiten kein C0² und umfangreiche Sicherheits- und Assistenzsysteme machen selbst bei höheren Geschwindigkeiten die Fahrt sehr sicher für Fahrer und Verkehrsteilnehmer.

Warum darf ich dennoch nach ihrer Ansicht nicht mit 200 über die Autobahn "brettern"?

Lorenz Gösta Beutin, Bundestagsabgeordneter DIE LINKE, Kandidat zur Bundestagswahl 2021 in Kiel.
Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrte Frau S.,

vielen Dank für Ihre Reaktion auf meine Rede im Bundestag vom 7. Mai 2021, in der es um Klimaschutz ging. Meine Kritik an Autofahrer*innen, die „mit 200 km/h über die Autobahn brettern“ richtete sich tatsächlich in erster Linie an solche mit Verbrennungsmotor und einem sehr hohen CO2-Ausstoß, die momentan noch die übergroße Mehrheit auf den Autobahnen darstellen. Vergangene und momentane Generationen haben zu lange auf viel zu großem Fuß gelebt und damit „die Zukunft der kommenden Generationen verheizt“, wie ich in meiner Rede sagte. Hier ist mit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 30. April 2021 ein Paradigmenwechsel eingetreten. Früher hieß es „freie Fahrt für freie Bürger“ – dieser Spruch ist passé. Denn wir haben uns um die Freiheit kommender Generationen zu kümmern, das sagt zum Glück nun sehr deutlich das Bundesverfassungsgericht.

DIE LINKE setzt sich seit Jahren für ein generelles Tempolimit auf Autobahnen von 120 km/h ein. Das nutzt dem Klima, denn es kann schnell eingeführt werden, wirkt klimapolitisch sofort und reduziert den Ausstoß von den derzeit überwiegend noch genutzten Verbrennern. Außerdem rettet ein Tempolimit Menschenleben. Wir haben jedes Jahr über 3000 Verkehrstote auf deutschen Straßen zu beklagen, was erwiesener Maßen mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung deutlich reduziert werden könnte. Dies zeigen Erfahrungen aus anderen Ländern mit Tempolimit. Ich glaube, dass Assistenzsysteme diesen Effekt – jedenfalls kurzfristig - nicht bewirken können.

Ich begrüße zwar, dass Sie ein Elektroauto fahren. Ein Elektro-Auto fährt allerdings nur dann CO2-neutral, wenn es mit Ökostrom getankt wird. Dies ist nicht immer automatisch der Fall. Als LINKE halten wir auch Elektroautos mit sehr großen Batterien und sehr viel PS nicht für energiewendedienlich. Denn sie verbrauchen sehr viel Strom und haben aufgrund der großen Batterie einen noch deutlich größeren ökologischen Rucksack als kleine E-Autos. Der ökologische Rucksack, also die Energie- und Rohstoffverbräuche bei der Herstellung, sind bei E-Autos durchaus ein relevanter klimapolitischer Faktor.

Ökostrom ist ein wertvolles Gut und darf nicht verschwendet werden. Daher ist bei allen elektrischen Anwendungen, die in Zukunft noch mehr werden, darauf zu achten, dass sie effizient sind und mit Ökostrom sparsam umgegangen wird. DIE LINKE setzt sich für Klimagerechtigkeit ein. Das bedeutet, dass Mobilität für alle Menschen ermöglicht werden sollte. Da Ökostrom aber ein knappes Gut ist, sollte darauf geachtet werden, dass er allen zur Verfügung steht.

Weitere Informationen zur Klima- und Energiepolitik der Bundestagsfraktion finden Sie im Dossier „Klimagerechtigkeit“ unter www.linksfraktion.de/klimagerechtigkeit

Mit freundlichen Grüßen
Lorenz Gösta Beutin