Lorenz Gösta Beutin, Bundestagsabgeordneter DIE LINKE, Kandidat zur Bundestagswahl 2021 in Kiel.
Lorenz Gösta Beutin
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Frage von Florian B. •

Frage an Lorenz Gösta Beutin von Florian B. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Herr Beutin,

Wie ich diese Woche erfahren habe, gibt es mittlerweile tatsächlich Sinnvolle Energiespeicher die die überproduzierte Energie der Solar und Windkraft Anlagen Speicher kann. Z.b. der Luftdruckspeicher. Bei diesem Verfahren wird der zu viel produzierte Strom benutzt um einen Kompressor zu betreiben der einen Luftdruck aufbaut und diesen dann speichert. Wird wieder Strom benötigt, kann die Luft eine Turbine antreiben und so mit wieder in Strom umgewandelt werden. Klingt in meinen Augen nach einem schlüssigen Konzept. Selbst wenn dabei ein gewisser Verlust entsteht. Besser als still stehende Windräder. Aber jetzt kommt der Haken. Leider ist diese Art der Speicherung unrentabel. Das Problem ist das man ja einmal mit dem Windrad Strom erzeugt und darauf eine Steuer zahlen muss, und wenn dann die Luft die Turbine antreibt, muss erneut Steuer auf die Stromproduktion gezahlt werden. In meinen Augen totaler Schwachsinn. Den Strom gäbe es gar nicht da sonst das Windrad still gestanden wäre. Jetzt meine Frage. Ist ihnen das Problem bekannt? Wie stehen sie dazu? Haben sie eine Idee wie diese Doppel Versteuerung beseitigt werden kann?
Über eine Antwort freue ich mich jetzt schon.

Viele Grüße
F. B.

Lorenz Gösta Beutin, Bundestagsabgeordneter DIE LINKE, Kandidat zur Bundestagswahl 2021 in Kiel.
Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Böhm,

vielen Dank für Ihre Frage und Ihr Interesse. Sie haben Recht, dass der überschüssige Ökostrom, der aus verschiedenen Gründen derzeit nicht abgeleitet werden kann, gespeichert werden sollte. Hierzu nutzt man zur Zeit in Schleswig-Holstein zum Beispiel chemische Speicher und erzeugt etwa »Windgas«: Mit Hilfe von Ökostromüberschüssen über Elektrolyse und gegebenenfalls Methanisierung wird regenerativ Wasserstoff oder Methan erzeugt (Power-to-Gas, PtG). Dieses »grüne« Gas kann dann rückverstromt werden, wenn Flaute und Dunkelheit herrscht. Über die gesamte Kette geht leider ein erheblicher Teil des eingesetzten Stroms verloren, weshalb es wichtig ist, die Prozessabwärme sinnvoll zu nutzen.

PtG oder andere Alternativen sollten Ende der 2020er Jahre großtechnisch und bezahlbar einsetzbar sein. Deshalb ist deren Entwicklung zu beschleunigen, etwa über verbesserte Förderung von Pilot- und Demonstrationsprojekten.

Auch bei Druckluftspeichern könnte durch Überschussstrom Luft in riesigen unterirdischen Kavernen verdichtet werden, die dann bei Bedarf über Turbinen wieder Strom erzeugt. Allerdings spielen diese in der gegenwärtigen Fachdebatte so gut wie keine Rolle. Deutlich mehr Chancen werden oben genannten Gasspeichern eingeräumt. Vermutlich liegt einer der Gründe darin, dass Druckluftspeicherkraftwerke nur in Kombination mit einer Gasturbine existieren. In Schwachlastzeiten wird dann verdichtete Druckluft in einer unterirdischen Kaverne gespeichert und in Zeiten hoher Stromnachfrage bei Spitzenlast wird die Druckluft in eine Gasturbine geleitet, die ihre Leistung an einen angekuppelten Generator abgibt. Ein Problem dabei ist, dass bei Expansion der Luft wieder Wärme zugeführt werden muss, um die Vereisung der Turbinen zu vermeiden, wofür man eine Gasturbine braucht.

Ein zweiter Grund ist vermutlich folgender: Ähnlich wie Pumpspeicherkraftwerke brauchen Druckluftkraftwerke entsprechende landschaftliche Voraussetzungen. Druckluftspeicher benötigen ausgehöhlte, luftdichte Salzstöcke und sind deshalb ebenso wie Pumpspeicherkraftwerke an geologisch geeignete Standorte gebunden. Hier scheint momentan aber ein Interessenkonflikt zu bestehen, denn noch die nächsten Jahrzehnte läuft ein Endlagersuchprozess für unsere atomaren Abfälle, der auch geeignete Salzstöcke berücksichtigt. Solange hier noch keine Klarheit besteht, werden wohl unterirdische Salzkavernen nicht unbedingt für Druckluftspeicher zur Verfügung gestellt.

Mehr Infos zu unseren Vorstellungen eines erneuerbaren Energiesystems der Zukunft:

https://www.linksfraktion.de/fileadmin/user_upload/180907_Energiewende.pdf

Mit freundlichen Grüßen

Lorenz Gösta Beutin, MdB