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Linda Heitmann
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Markus H. •

Lt. RKI-Wochenbericht (Seite 14) sind 95% der mit Omikron Infizierten doppelt oder dreifach geimpft und nur 5% ungeimpft. Wollen Sie die Menschen in einen nicht gut fuktionierenden Impfstoff zwingen?

Liebe Frau H.,

viele Grünenpolitiker:innen wollen die Menschen in die Impfung zwingen. Abwarten auf bessere Impfstoffe (Totimpfstoff) habe ich aus grüner Richtung nicht gelesen.

Ich folge der Wissenschaft und keiner Ideologie oder einem Gehorsam, sondern verfolge die Entwicklung und lege mich niemals hastig fest.

Klar zu sehen: Die Impfung wirkt gegen Omikron schlecht (oder sogar nachteilig?)!

Ärzteblatt: Schutzwirkung gering
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/130078/COVID-19-Laborstudie-bestaetigt-geringe-Schutzwirkung-der-Impfung-gegen-Omikron

RKI-Wochenbericht vom 30.12. (Seite 14): Negative Wirkung.
https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Situationsberichte/Wochenbericht/Wochenbericht_2021-12-30.pdf

Zitat: "186 Patientinnen und Patienten waren ungeimpft, 4.020 waren vollständig geimpft,
von diesen wurde für 1.137 eine Auffrischimpfung angegeben." Dies ergibt eine Quote von 95,6% Geimpften, 4,4% Ungeimpften.

Zwang in schlechte Impfung?

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Sehr geehrter Herr H.,

vielen Dank für Ihre Zuschrift.

Die von Ihnen angegeben Daten sind nicht mehr aktuell. Inzwischen hat das RKI seinen Bericht aktualisiert. In dem von Ihnen zitierten Bericht heißt es nun: „1.097 Patientinnen und Patienten waren ungeimpft, 4.020 waren vollständig geimpft, von diesen wurde für 1.137 eine Auffrischimpfung angegeben“ (https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Situationsberichte/Wochenbericht/Wochenbericht_2021-12-30.pdf?__blob=publicationFile, Seite 14, Stand: 3. Januar 2022). Das entspricht einem Ungeimpten-Anteil von ca. 21,44%.

Wie das RKI auf seiner FAQ-Seite selbst darauf verweist, bedeutet ein steigender Anteil von Geimpften unter den Infizierten nicht eine geringere Wirksamkeit des Impfstoffes an sich, da die Zahl der Geimpften insgesamt steigt, während es immer weniger Ungeimpfte gibt. Das heißt, es gibt immer weniger Ungeimpfte, die sich anstecken können, während der Anteil von Geimpften stärker ins Gewicht fällt, weil auch deren Anzahl steigt. Dies hängt damit zusammen, dass kein Impfstoff einen 100% Schutz vor einer Erkrankung bietet.

Darüber hinaus ist es zu beachten, dass eine Infektion nicht gleichzusetzen ist mit einer Erkrankung. Die meisten Infektionen mit der Omikron-Variante verlaufen entweder asymptomatisch (keine Erkrankung) oder weisen lediglich milde Krankheitsverläufe auf (siehe S. 14). Wie mehrmals von vielen Expert*innen erwähnt, hängt dies auch damit zusammen, dass das Impfen vor allem vor schweren Krankheitsverläufen schützt. Darin liegt auch der Mehrwert – auch bei der Omikron-Variante, bei der von einer geringeren Wirksamkeit der Impfstoffe ausgegangen wird. Weitere Informationen zur Wirksamkeit der Impfstoffe finden Sie auch auf FAQ-Seite des RKI: https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/COVID-Impfen/gesamt.html

Bezüglich einer flächendeckenden Impfung ist es zu betonen, dass keineswegs ein Impfzwang besteht. Derzeit ist es lediglich angedacht, in der ersten Jahreshälfte 2022 im Bundestag über die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht abzustimmen. Hierfür werden voraussichtlich Anfang 2022 fraktionsübergreifend sogenannte Gruppenanträge erarbeitet, in denen die unterschiedlichen Positionen und Konzepte dann möglichst gut zum Ausdruck kommen. Bisher liegen jedoch weder Anträge noch Konzepte vor. Zudem ist allen Mitgliedern im Bundestag und in der Bundesregierung klar, dass eine allgemeine Impfpflicht auf jeden Fall frühestens dann greifen kann, wenn sichergestellt ist, dass jedem*jeder Bürger*in auch zeitnah ein Impfangebot gemacht werden kann.

Außerdem steht es derzeit noch in der Diskussion, die Abstimmung freizugeben. Das heißt, dass die die einzelnen Abgeordneten rein nach ihrem Gewissen entscheiden sollen und nicht nach vorher in den einzelnen Fraktionen geeinten Positionierungen. Nach gründlichster Abwägung werde auch ich mich nur dann für eine Impfpflicht entscheiden, sofern wir die Impfquote bis dahin durch Anreize nicht ausreichend steigern können.

Denn angesichts der aktuellen pandemischen Lage scheinen einschneidende Maßnahmen unabdinglich, um eine Überlastung unseres Gesundheitssystems wie in anderen Ländern zu vermeiden. In einigen dieser Länder, wie etwa Italien, ist es bereits zur sogenannten Triage, d.h. die Auslesung/Priorisierung medizinischer Hilfeleistung bei unzureichenden Kapazitäten, gekommen. Eine derartige Überlastung unserer medizinischen Versorgungseinrichtungen ist nicht zuletzt aus ethischen Gründen unbedingt zu verhindern. Gleichzeitig gehen Maßnahmen wie immer wiederkehrende Lockdowns nicht nur mit starken Kontaktbeschränkungen und gravierenden Folgen insbesondere für Kinder einher, sondern auch mit erheblichen wirtschaftlichen Einbußen, die die Existenz von vielen Unternehmen bedrohen und viele Haushalte in finanzielle Not bringen. Gegenüber solcher Maßnahmen, die die Freiheit der gesamten Gesellschaft sehr stark betreffen, und angesichts möglicher gravierender Konsequenzen von unkontrolliertem Pandemieverlauf erscheint eine Impfpflicht für mich als das mildere Übel.

Mit freundlichen Grüßen
Linda Heitmann

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