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Frage von Friedrich von A. •

Frage an Lilly Kühnel von Friedrich von A. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Sie sehen also keine Konkurrenz zwischen Nahrungsmittelproduktion und Energiepflanzenproduktion auf uns zukommen?
Eine höhere Wertschöpfung bedeutet auch, dass die Verbraucher bei einer größeren Konkurrenz zwischen Nahrungsmittel- und Energiepflanzenproduktion höhere Preise zahlen müssen. Wie sollen die Menschen, gerade mit geringeren Einkommen, das bezahlen?
MfG

F. von Allwörden

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr von Allwörden,

für Ihre Antwort danke ich Ihnen. Sie befürchten, dass eine Ausweitung der Energiepflanzenproduktion zum Anbau von weniger landwirtschaftlichen Primärprodukten und damit zu höheren Lebensmittelpreisen führt. Das könnte man natürlich annehmen. Gleichwohl ergibt sich folgender Zusammenhang, den ich Ihnen kurz darstellen möchte, wobei ich davon ausgehe, dass Ihnen vieles davon bekannt sein dürfte.

Die europäische Agrarförderung war viele Jahre auf eine Förderung der Produktmenge gerichtet. Diese Strategie hat über einen längeren Zeitraum für einen gewaltigen Produktionsschub gesorgt, führte aber auch zur Überproduktion, zu Milchseen, Butter- und Fleischbergen und zu extrem niedrigen Lebensmittelpreisen.

Zu entscheiden war also auf europäischer Ebene, entweder weiter so auf weniger Fläche, die für die Nahrungsmittelproduktion ohne weiteres ausreichen würde oder Änderung der Förderkonditionen, um die Kulturlandschaft durch Landbewirtschaftung flächendeckend zu erhalten und Arbeitsmöglichkeiten für die Menschen in den Regionen zu erhalten. Zu letzterem hat man sich vernünftigerweise entschieden.

Die EU stellte ihre Förderung mit ihrer Agrarreform von 2005 um. Gefördert wird seitdem grundsätzlich nicht mehr die Produktmenge, sondern die von den landwirtschaftlichen Unternehmen bewirtschaftete Fläche. Die Landwirte können also entscheiden, was sie produzieren wollen entsprechend den natürlichen Standortbedingungen, da sie eine einheitliche Flächenprämie bekommen.

Gegenüber dem Anbau von Primärprodukten für die Weiterverarbeitung zu Lebensmitteln ist nunmehr der Anbau von Energiepflanzen, also Mais und möglicherweise auch Getreide zur Energiegewinnung eine alternative Möglichkeit für Wertschöpfung.

Landwirtschaftliche Unternehmen werden somit durch den Energiepflanzenanbau die Möglichkeit haben, sich weiterhin am Markt zu behaupten und Landbewirtschaftung zu betreiben. Einem ausufernden Anbau sind durch die Einhaltung der guten fachlichen Praxis, u. a. durch Kenntnis der Fruchtfolgegestaltung, natürliche Grenzen gesetzt. Zu einer Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion, die sich negativ auf die Preisbildung bei Lebensmitteln auswirken würde, wird diese Alternative nicht ausreichen.

Mit freundlichem Gruß
Lilly Kühnel