László Müller
DIE LINKE
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Frage von Hendrik L. •

Frage an László Müller von Hendrik L. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Lieber Herr Müller,

wie kann Sachsen-Anhalt das Bildungsniveau der Kinder erhöhen, die guten und weniger guten Schüler fördern und gleichzeitig die soziale Selektion, wie sie die PISA-Studie ergeben hat, verhindern. Kann man sowas eigentlich finanzieren???

Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Lange,

trotz einer quantitativ größeren Bildungsbeteiligung funktioniert das Bildungswesen als Auslesemechanismus. Die entstehende Spaltung in eine Elite, die gefördert wird und die bestmögliche Bildung erhalten soll und in eine Masse, der eine qualifizierte Bildung vorenthalten bleibt.

Bildungspolitisches Ziel muss es sein die Jugend auf ein selbstbestimmtes Leben vorzubereiten. Dabei geht es nicht nur um bloße Wissensvermittlung, sondern auch um eine Erziehung zu Demokratie und Toleranz. Ein auf Leistung und Wettbewerb allein bezogenes Bildungssystem lehne ich ab, denn es würde die Gefahr bestehen, Egoisten und Karrieristen heranzuziehen.

Auch Kinderbetreuungseinrichtungen erfüllen einen Bildungsauftrag. Ein neues Kindertagesstättengesetz, in dem der Ganztagsanspruch für alle Kinder, unabhängig vom Erwerbsstatus und der Arbeitszeit der Eltern, ebenso wie der Bildungsauftrag geregelt sind, ist dringend erforderlich, um Benachteiligungen zu vermeiden. Was in Kinderjahren an Wissensvermittlung und Sozialerziehung versäumt wird, lässt sich später nur schwer aufholen. Eine ErzieherInnenausbildung auf Hochschulniveau halte ich in heutiger Zeit für angebracht.

Kinder sollten midestens bis zur achten Klasse gemeinsam lernen, um auch Spätentwicklern die Möglichkeit zum Besuch eines Gymnasiums zu erleichtern. Ein längeres gemeinsames Lernen fördert den Teamgeist und die Solidarität zwischen leistungsschwächeren und leistungsstärkeren Schülern. Polytechnischer Unterricht sowie eine enge Zusammenarbeit mit Firmen und Vereinen der Region könnte die Schüler den Start ins spätere Leben erleichtern. Ganztagsschulen mit einem breiten kulurellen und sportlichen Angebot sollten meines Erachtens die Standardschulform sein.

Da die Kinder mit sehr unterschiedlichen Vorraussetzungen in die Schulformen Gymnasium und Sekundarschule kommen, muss den zunehmenden individuellen Besonderheiten und dem bisherigen Erfahrungsschatz Rechnung getragen werden. Sie müssen zu methodisch-didaktischen Konsequenzen führen.

Auf Grund der demografischen Entwicklung ist der Verzicht auf Zweizügigkeit und eine Korrektur der Klassenstärken erforderlich. Auch hinsichtlich der demografischen Entwicklung (weniger Kinder und
gleichbleibende Lehrerzahl) ist ein solches Konzept finanzierbar.

MfG
László Müller