Lars Kulesch
DIE LINKE
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Frage von Claudia S. •

Frage an Lars Kulesch von Claudia S. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Sehr geehrter Kandidat,

wie wird jede weitere Massentierhaltung in MV verhindert? Wird möglicherweise eine Gesetzesänderung angestrebt, um solche überdimensionierten Anlagen, wie die im Bau befindliche Ferkelaufzuchtanlage gar nicht erst in die Planung kommen zu lassen?
Wie wollen Sie erreichen, dass unser Gesundheitsland künftig nicht mit Gen-Versuchen -welcher Art auch immer- in Zusamenhang gebracht wird?
Was wollen Sie tun, um unseren Ruf als Billiglohnland bzw. Armenhaus Deutschlands zu tilgen?

MfG
Schmidt

Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrte Frau Schmidt,

danke für ihre Fragen.

1. Massentierhaltung

Gleich vorweg. Persönlich befürworte ich eine biologisch-dynamische Landwirtschaft, die nur so viele Tiere zulässt, wie ein Betrieb selber durch seine Landflächen ernähren kann.

Massentierhaltung ist hingegen soziale, ökonomische Realität: Die Produktionskosten werden auf das absolute Minimum gedrückt. Die Arbeitsbedingungen sind meist schlecht. Kosten wie Umweltzerstörung, Krankheiten beim Menschen und das Leiden der Tiere werden ignoriert.

Die Produktion von Fleisch in diesem Maßstab hat globale Auswirkungen durch einen enorm hohen Futtermittel- und Wasserverbrauch und die günstigen Preise des Fleisches zerstören Agrarbetriebe in anderen Staaten, die ihren Bauern keine Subventionen zahlen können.

Nun zu Ihrer Frage.DIE LINKE will für große, raumbedeutsame Anlagen ein zwingendes Raumordnungsverfahren festschreiben.

Tierhaltung, Futterversorgung, Düngerverwertung sind wesentliche Kriterien bei der Haltung von Tieren. Hier müssen möglichst schnell gesetzliche Regelungen getroffen werden. Gleichzeitig sollten die Menschen vor Ort mit in die Planung einbezogen werden. Hier ist das Mittel des Bürgerentscheides auf regionaler Ebene sinnvoll. Die Bedingungen für die Tiere könnten so erträglicher werden und die Menschen vor Ort wären mit in die Vorhaben einbezogen.

Gleichzeitig bedarf es auch eines Bewusstseinswandel der Bevölkerung. Nahrungsmittel haben ihren Preis. Täglicher Fleischkonsum ist nicht gesund. Darüber muss eine öffentliche Debatte angestoßen werden und das muss auch in Schulen thematisiert werden.

2. Gen-Versuche

„Für DIE LINKE ist die Grüne Gentechnik keine Zukunftsoption, da weder der Nutzen noch die Sicherheitsfragen bei genveränderten Pflanzen geklärt sind. Deshalb lehnen wir, ebenso wie die Mehrheit der Verbraucherinnen und Verbraucher, diese risikoreiche Technologie ab. Wir begrüßen und unterstützen die Schaffung von gentechnikfreien Regionen.“ so steht es in unserem Programm.

Gentechnik lehne ich persönlich kategorisch ab, dies ist für mich keine verhandelbare Position. Mecklenburg-Vorpommern hat gute Bedingungen, um sich zu einem Bio-Land zu entwickeln. Gen-Versuche passen deshalb nicht in das Land - weder in die Labore, noch auf die Felder. Die Risiken sind größtenteils nicht absehbar. Beispiele aus der Vergangenheit, wie die Veränderungen bei Baumwolle und Mais von Monsanto zeigen, dass Genveränderungen nicht auf Dauer bessere Pflanzen hervorbringen. Viele der gentechnisch veränderten Pflanzen gedeihen nur unter speziellen Bedingungen und entwickeln neue Krankheiten. Zugleich werden häufig jahrhundert alte Nutzpflanzen verdrängt. Die Gentechnik ist eine Spielerei der Industrie - diese muss weder gefördert noch hingenommen werden. Ich lehne ebenfalls die Patentierung von Genen ab.

Um weitere Gen-Versuche zu verhindern bedarf es einer klaren Ansage der Landesregierung.

3. Löhne

Die Löhne in Mecklenburg-Vorpommern sind erschreckend niedrig. 75% der unter 25-Jährigen verdienen weniger als 1000 Euro brutto. DIE LINKE setzt sich auf Bundesebene für einen gesetzlichen Mindestlohn von 10 Euro ein. Die Landesregierung muss dieses Thema auch über Bundesratsinitiativen in die Bundespolitik einbringen. Auf Landesebene können wir Mindestlöhne und soziale Standards in einem Vergabegesetz festschreiben.

Auf die Privatwirtschaft hat die Politik ansonsten kaum Einflussmöglichkeiten. Die Unternehmen müssen einsehen, dass die jungen, gut ausgebildeten Menschen häufig das Land verlassen, weil andernorts höhere Löhne gezahlt werden. Niedrigstlöhne wirken sich auf die Qualität der Leistung negativ aus, geben keine Motivation und sind unsozial, weil die gesamte Gesellschaft bei den sogenannten „Aufstockern“ zahlt. Gleichzeitig schmälern Niedriglöhne die Kaufkraft vor Ort und verhindern bei jungen Menschen die Famiiengründung.

Positiv auffallende Unternehmen sollten ausgezeichnet werden. Wer sich um seine Beschäftigten sorgt, durch vernünftige Löhne und Arbeitsbedingungen, der soll öffentlich Anerkennung erhalten. Dies wären auch Signale über die Grenzen von MV hinaus.

Grüße

Lars Kulesch