Portrait von Lars Holster
Lars Holster
SPD
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Lars Holster zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Henner W. •

Frage an Lars Holster von Henner W. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Herr Holster,
wie versucht der Senat, die Schulabbrecherqoute abzusenken, bzw. wie könnte man es schaffen, noch mehr Schülern einen Abschluss zu ermöglichen?
Meine zweite Frage ist, ob ob in Hamburg versucht wird, das Bildungspaket der Bundesregierung an Bedürftige und/oder Interessierte zu bringen?
Mit besten Grüßen
Henner Wachholtz

Portrait von Lars Holster
Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Wachholtz,

vielen Dank für Ihre Fragen, die Sie über abgeordnetenwatch.de an mich gerichtet haben. Ich beantworte Ihre Fragen sehr gerne und hoffe, dass ich Ihnen mit der Antwort weiterhelfen kann.

Zu Ihrer ersten Frage (Wie versucht der Senat, die Schulabbrecherqoute abzusenken, bzw. wie könnte man es schaffen, noch mehr Schülern einen Abschluss zu ermöglichen?):

Die Reduzierung der Schulabbrecherquote ist in der Tat ein wichtiges Anliegen des Senates und der SPD-Bürgerschaftsfraktion. Hierzu sind bereits wichtige Schritte getan worden, es liegt aber auch noch viel Arbeit vor uns. Bereits unter dem schwarz-grünen Senat, ist es der SPD-Fraktion gelungen einige wichtige Voraussetzungen durchzusetzen: So wurde die Klassegröße in Grundschulen auf maximal 23 reduziert, in einem Drittel aller Grundschulen liegt sie sogar bei 19. Außerdem haben wir durchgesetzt, dass alle Stadtteilschulen eine eigene Oberstufe erhalten und somit an jeder Stadtteilschule das Abitur abgelegt werden kann. Dies sind wichtige Voraussetzungen für die Förderung jedes einzelnen Schülers und jeder Schülerin.
Im SPD-Regierungsprogramm ist eine Qualitätsoffensive für den Unterricht festgelegt. Dies bedeutet, dass wir die Qualität des Unterrichts und damit die Qualität und Leistung aller Hamburger Schulen deutlich verbessern wollen. Eine Verbesserung des Unterrichts bedeutet selbstverständlich, dass alle Schülerinnen und Schüler mehr individuelle Förderung erfahren. Davon profitieren auch die potenziellen Schulabbrecher.
Das sogenannte Sitzenbleiben hat sich als pädagogisch wenig erfolgreich erwiesen und wurde abgeschafft. Natürlich bedeutet dies, dass umso mehr auf die Förderung der Förderbedürftigen geachtet werden muss. Dazu haben wir ein Konzept entwickelt, dass allen Schülerinnen und Schülern kostenlosen Förderunterricht ermöglicht. Dies hat gleich mehrere Vorteile: Erstens erhalten die Schüler so eine ideale und individuelle Förderung, zweitens werden somit teure, privat finanzierte Nachhilfestunden überflüssig, was mehr Schülern den Zugang zu Förderunterricht ermöglicht und drittens droht den Schülerinnen und Schülern nicht mehr das Sitzenbleiben, welches auf sie einen enormen Druck aufbaut und darüber hinaus demotivierend wirkt.
Bei der Reduzierung der Schulabbrecherquote spielt die Stadtteilschule eine wichtige Rolle. Zunächst einmal ist es zu begrüßen, dass dort sehr verschiedene Schülerinnen und Schüler gemeinsam unterrichtet werden. Gerade auf ehemaligen Hauptschulen herrschte unter den Schülern oft die Meinung vor, dass sie nach Ende der Schulzeit keine Perspektive hätten. Eine Sicht, die sicherlich nicht dazu beiträgt potenzielle Schulabbrecher zum weiteren Besuch der Schule zu bewegen. Auf der Stadtteilschule werden nun auch diese Schülerinnen und Schüler noch besser in ihren individuellen Stärken gefördert und unterstützt und gezielt an ihren Schwächen gearbeitet. Außerdem werden ihnen Perspektiven aufgezeigt, die motivierend wirken. So wird durch die Reform der beruflichen Bildung an allen Stadtteilschulen ab der achten Klasse berufliche Orientierung gefördert. Die Schülerinnen und Schüler sollen früh mit der Berufswelt in Kontakt kommen und so mögliche Berufswege aufgezeigt bekommen, die sie nach ihrer Schullaufbahn einschlagen können. Durch die Kooperation der Stadtteilschulen mit Sportvereinen, Stadtteilinitiativen, Einrichtungen der Jugendhilfe, Jugendgruppen und -verbänden, Musikschulen, Bücherhallen und Kirchen werden Angebote geschaffen, die den Besuch der Schule angenehm machen und Perspektiven aufzeigen.

Durch diese Vielzahl an Maßnahmen wollen wir das gesamte Hamburger Schulwesen verbessern und leistungsfähiger machen. Gleichzeitig werden so alle Schülerinnen und Schüler in ihren Stärken weiter gefördert und ihre Schwächen können gezielt verbessert werden. Die Reduzierung der Schulabbrecherquote lässt sich nicht mit einer Maßnahme realisieren, stattdessen ist an vielen verschiedenen Schrauben zu drehen. Wir sind optimistisch, dass wir mit den genannten Maßnahmen auf einem guten Weg sind und unser ehrgeiziges Ziel erreichen werden.

Zu ihrer zweiten Frage (ob in Hamburg versucht wird, das Bildungspaket der Bundesregierung an Bedürftige und/oder Interessierte zu bringen?):

Selbstverständlich sind der Senat und die SPD-Bürgerschaftsfraktion daran interessiert, dass möglichst viele Bedürftige und Interessierte das Bildungs- und Teilhabepaket in Anspruch nehmen. An dieser Stelle können wir aber feststellen, dass Hamburg dort auf einem sehr guten Weg ist und die Umsetzung in Hamburg weitaus besser klappt als sonst vielerorts. So schrieb beispielsweise das Hamburger Abendblatt am 02. April diesen Jahres: „Schneller als die meisten Städte und Kommunen setzt Hamburg das Bildungs- und Teilhabepaket des Bundes um. Von sofort an können rund 78 000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene aus Familien ohne oder mit geringem Einkommen die Leistungen und Vergünstigungen in den Bereichen Kultur, Sport, Freizeit und Schule in Anspruch nehmen.“
Hamburg ist es gelungen, die Inanspruchnahme des Bildungs- und Teilhabepakets sehr unbürokratisch zu ermöglichen. Lange Wege und ein Hin-und-Her von Anträgen und Formularen sollte vermieden werden. Wichtig ist uns dabei, dass das Geld direkt bei den Kindern und Jugendlichen ankommt und nicht in bürokratische Verwaltungsapparate investiert wird. Daher ist es in Hamburg möglich, die meisten der Angebote direkt über das Schulsekretariat der jeweiligen Schule in Anspruch zu nehmen. Die Kinder und Jugendlich und deren Eltern brauchen daher nicht nach der zuständigen Behörde suchen, sondern können die Angebote direkt an der Schule beantragen. Die in Hamburg gefunden Lösung ist damit sehr kostengünstig und unbürokratisch und schafft keine unnötigen Hürden. Durch dieses niedrigschwellige Angebot hoffen wir, dass viele Eltern die Angebote in Anspruch nehmen.
Die einzelnen Bereiche des Bildungs- und Teilhabepakets sind in Hamburg ebenfalls gut ausgestaltet: So liegen sowohl zum Schulessen als auch zum Förderunterricht gut ausgebaute Konzepte vor, die erfolgreich umgesetzt werden. Die unterstützten Freizeitangebote werden immer vielfältiger. Zuzeit melden sich sehr viele Träger von Freizeiteinrichtungen, die sich am Bildungs- und Teilhabepaket beteiligen möchten und damit ein breites Angebot für Kinder und Jugendliche schaffen. Dieses Interesse der Trägereinrichtungen unterstreicht, dass die Umsetzung des Bildungs- und Teilhabepakets in Hamburg gut funktioniert. Die Träger vertrauen offensichtlich dem Hamburger Konzept und unterstützen dieses.

Wir haben also berechtigten Grund mit der bisherigen Umsetzung des Bildungs- und Teilhabepakets in Hamburg zufrieden zu sein. Das Konzept steht und wird kontinuierlich verbessert und das Angebot für die Kinder und Jugendlichen wird immer größer. Dies ist sehr erfreulich! Wir sind daher optimistisch, dass die Eltern die gute Umsetzung das Bildungs- und Teilhabepakets in Hamburg wahrnehmen und die Angebote für ihre Kinder zahlreich in Anspruch nehmen.

Ich hoffe, dass Ihnen die Antworten auf Ihre Fragen weiterhelfen. Beide von Ihnen angesprochenen Themen sind uns sehr wichtig und sind Schwerpunkte unserer Arbeit. Für Nachfragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.

Herzliche Grüße

Lars Holster, schulpolitischer Sprecher der SPD Bürgerschaftsfraktion