Frage an Kurt Beck von Ivan D. bezüglich Familie
Sehr geehrter Herr Beck,
wie stehen Sie als Politiker mit Bodenhaftung dazu, daß ein Familienvater nach Trennung oder Scheidung sehr leicht in ein finanzielles Desaster geraten kann? So kann zum Beispiel ein Beamter, der verheiratet war und zwei Kinder hat, nach einer Scheidung zu Unterhaltszahlungen in Höhe von 1000.- Euro und mehr verpflichtet werden. Gleichzeitig sinkt sein monatliches Einkommen um jeglichen Steuervorteil und Familienzuschlag, was auch schnell mehrere hundert Euro bedeuten kann. D.h. es entsteht eine Diskrepanz von weit über 1000.- Euro. Dabei hat dieser Bürger auch noch sein eigenes Leben, mit evtl. neuer Bleibe etc., zu finanzieren! An eine neue Beziehung, gar mit weiteren Kindern, braucht dieser Mensch doch gar nicht mehr zu denken? Hört hier die Familienpolitik (Familienförderung) auf? Ist ein geschiedener Familienvater ein schlechterer Familienvater, dem deshalb weniger Vergünstigungen zustehen?
Brennender interessiert mich noch, wie Sie dazu stehen, daß in diesem unserem Lande ein Elternteil dem anderen Elternteil nach Trennung oder Scheidung die Kinder vorenthalten kann und zu guter letzt, dieser umgangsboykottierende Elternteil sich sehr leicht auch noch das alleinige Sorgerecht für die Kinder erschleichen kann? allein 2004 waren 9541 Kinder in RLP von der Scheidung der Eltern betroffen. Leider gibt es keine genauen Erhebungen, wieviele Kinder innerhalb kurzer Zeit zu Scheidungs-halb-Waisen wurden. Jedes einzelne Kind, ist eins zuviel!
Mich interessiert nicht, was Sie daran ändern möchten. Mich interessiert "nur" Ihre persönliche Meinung dazu.
Mit freundlichen Grüßen!
Ivan Dzananovic
Sehr geehrter Herr Dzananovic,
Trennung und Scheidung stehen am Ende und gleichzeitig am Anfang einer Entwicklung. Die Folgen von Trennung und Scheidung betreffen alle Familienmitglieder. Vieles muss neu geplant und organisiert werden, die finanzielle Situation wird häufig schwieriger. Hinsichtlich der betroffenen Kinder möchte ich sagen, dass selbstverständlich keinem Kind die Scheidung seiner Eltern zu wünschen ist. Dennoch kann die Trennung der Eltern auch für ein Kind die bessere Alternative sein, nämlich besonders dann, wenn Streit und Aggression den Alltag der Eltern beherrschen.
Ist die Trennung und Scheidung - warum auch immer - erfolgt, sind es in erster Linie die Eltern selbst, die durch ihr Verhalten dazu beitragen, dass ihr Kind die Situation bewältigt und daran reift. Der wichtigste Vorsatz sollte daher sein, bei allen Entscheidungen das Wohl der Kinder in den Mittelpunkt zu stellen. Kinder brauchen und davon bin ich fest überzeugt, eine möglichst ungetrübte Beziehung zu beiden Eltern. Aus Sicht des Kindes ist es besonders wichtig, wie der Umgang mit beiden Eltern geregelt wird. Für die Eltern ist es eine große Herausforderung, die Umgangsregelungen an den Bedürfnissen des Kindes auszurichten. Neben vielen anderen Gesichtspunkten fällt es ihnen oft schwer, mit dem anderen Elternteil zu kommunizieren. In dieser Situation ist es wichtig, dass sich die Eltern Orientierung und Hilfe suchen, die in vielfältiger Form von Seiten das Staates, der Kirchen und anderer Einrichtungen angeboten wird. Ich rate Ihnen und allen anderen in ähnlicher Weise betroffenen Eltern dazu, sich bei Fragen und Konflikten über den Umgang - im Interesse Ihrer Kinder - vom Jugendamt oder einer sonstigen Beratungsstelle beraten zu lassen. Ich wünsche Ihnen dafür alles Gute.
Mit freundlichen Grüßen
Kurt Beck