Frage an Kurt Beck von Oliver S. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Beck,
mich interessiert Ihre Meinung zum Thema E 10-Sprit, aber nicht unter dem Gesichtspunkt der (angeblichen) Verträglichkeit der Motoren, sondern unter dem ökologischen und Umweltschutz-Gesichtspunkt.
Wie in der Presse zu lesen ist dürfte mittlerweile unstreitig sein, dass dieser Agrarsprit zu einem Mehrverbrauch von etwa 5 % führt.
Darüber hinaus wird dieser Sprit aus Lebensmitteln gewonnen; er tritt also in direkter Konkurrenz zur Nahrungsmittelversorgung und könnte bei uns dazu führen, dass Weizen, Zuckerrüben etc. erheblich teurer werden.
Schon um die jetzigen Mengen an "Biosprit" zu gewinnen ist es erforderlich, Lebensmittel aus anderen Ländern zu importieren. Sollte eine europaweite Einführung erfolgen, besteht zu befürchten, dass Regenwälder gerodet werden müssen, damit wir in Europa "Bio-Sprit" verfeuern können.
Wie ist Ihre Meinung dazu? Setzen Sie sich für eine Abschaffung von E 10-Sprit ein?
Vielen Dank für Ihre Antwort.
Mit freundlichen Grüßen
Oliver Schiffer
Sehr geehrter Herr Schiffer,
vielen Dank für Ihre Frage!
Aus einer nachhaltigen Perspektive betrachtet ist es schwierig abzuschätzen, welche Konsequenzen eine staatlich gewollte Anteilserhöhung von Biokraftstoffen für die Preisentwicklung auf den Weltmärkten für Lebensmittel haben wird. Auch wenn die Hersteller beteuern, man verwende nur speziell ausgewiesenes Ackerland, ist es naiv zu glauben, man könne die Handelsströme von Rohstoffen, die die Spekulanten an den Warenbörsen jeden Tag umherschieben, wirksam kontrollieren. Es kann und darf nicht sein, dass Menschen in ärmeren Ländern der Erde hungern müssen und große Teile des Regenwaldes abgeholzt werden, damit wir unseren Bedarf nach Kraftstoffen decken können!
Zudem ist es fraglich, ob E10 überhaupt wesentlich klimaverträglicher ist. Betrachtet man die komplette Energiebilanz, muss man auch alle Produktionsstufen betrachten, von der Herstellung des Düngers und dessen Folgen für Böden und Grundwasser bis hin zur Ernte, zu der auch Maschinen- und Transportfahrzeuge benötigt werden. Viele Umweltorganisation und Wissenschaftler hegen starke Zweifel bezüglich der Unbedenklichkeit dieses Kraftstoffes. Unter Betrachtung all dieser Zweifel halte ich den Kraftstoff derzeit nicht geeignet, bereits flächendeckend genutzt zu werden.
Ich fordere ich die Bundesregierung auf, das lange überfällige Gesamtkonzept für den Klimaschutz vorzulegen. Dies muss z. B. die Förderung sparsamerer Fahrzeuge und attraktiveren öffentlichen Personennahverkehr beinhalten.
Mit freundlichen Grüßen
Kurt Beck