Frage an Konrad Dippel von Georg Z. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Dippel,
ich danke Ihnen für Ihre schnelle Antwort.
Weitestgehend kann ich Ihnen zustimmen.
Allerdings gibt es eine Eurokrise, die unter Fachleuten weitestgehend unbestritten ist. Nachdem die Südländer ihre Währungen nicht mehr abwerten können, verlieren sie immer mehr die Möglichkeit, mit z. B. der deutschen Wirtschaft zu konkurrieren. Der Euro hat sich für die Volkswirtschaften der Südländer zu einem Zwangskorsett entwickelt, das ihnen "die Luft zum Atmen", sprich die Möglichkeiten und die Kraft zu wirtschaftlicher Entwicklung und zum Wirtschaften nimmt.
Sie schreiben u. a.:
"Dinge wie z. B. bedingungsloses Grundeinkommen oder Grundrente wären im Zuge einer Systemveränderung einfach umzusetzen."
Da wir das bedingungslose Grundeinkommen oder die Grundrente anstreben, daher folgende Fragen an Sie:
Wie kommen wir zu dieser Systemveränderung?
Was sind die nächsten Schritte in diese Richtung?
Inwieweit kann Ihre Kandidatur ein Schritt zu dieser Systemveränderung sein?
Ich wünsche Ihnen am 22.09.2013 mindestens doppelt so viele Kreuze "links unten auf dem Wahlzettel" im Vergleich zu 2009.
Georg Zenker
Sehr geehrter Herr Zenker,
zu dem Problemen in der Eurozone zwischen Nord und Süd folgendes:
Stellen Sie sich bildlich die schönen Reisterrassen irgendwo in Südasien vor, Berge und Täler überall wird alles fruchtbar dadurch, dass viele kleine Mauern den Fluss des Wassers regeln. So könnte das ein System aus zinsfreien regionalen Währungen - für alle Dinge vor Ort, welche für das normale Leben der Menschen vor Ort (Lebensmittel und Baumaterialien) nötig sind - optimal auspendeln.
Der globale Freihandel, und bereits weit vorangeschritten, das EU-Währungssystem, versucht nun - um wieder zum Bild zurückzukehren - aus den Bergen und Tälern eine große Ebene zu schaffen. Als erstes reißt man die Reisterrassen ein und beginnt dann mit riesigen Raupen die Berge einzuebnen. Die ersten großen Regenfälle lösen große Schlammfluten aus, auf den Bergen vertrocknet alles, in den Tälern ersaufen die Leute – im Süden Europas haben sie keine Arbeit, und wir sollen für alle arbeiten. Beides macht die Menschen krank.
Regionale Währungen ermöglichen der Masse ein Leben unter ähnlichen Lebensbedingungen in ihren Heimatregionen. Zum Leben braucht man ein Zuhause, das tägliche Brot, Gesundheit und intakte Familien, begleitet von dem Gefühl dass es gerecht zugeht. Mehr zunächst nicht.
Auf welchem materiellen Niveau das ist, spielt für das Glücklichsein dann eine untergeordnete Rolle.
Eine überregionale Handelswährung, so wie der Euro das ist, ergänzt dieses System aus regionalen Währungen. Das ermöglicht z. B. auch griechischen Unternehmern mit allen anderen weltweit in Austausch zu treten, wenn sie konkurrenzfähig sind. Diese Überschüsse bereichern dann die Allgemeinheit in ihren Heimatregionen.
Ohne die regionalen Komponenten der Währungen wird auch der tägliche Bedarf global eingekauft. Ohne entsprechenden Ausgleich durch eigene weltmarktfähige Produkte kann das nicht gut gehen – siehe Eurokrise.
So weit, so gut. Kommen wir nun zu Grundrente und Grundeinkommen. Dieses würde ich auch auf Basis regionaler zinsfreier Währung einführen. Das heißt, wer sich nur auf diese Grundsicherung stützt, kann in seiner Region leben. Will er mehr als das regional Angebotene, muss er Abstriche durch den Umtausch machen. Man wird hier praktikable Wege finden.
Wir brauchen also eine Systemveränderung – oder zumindest Ergänzung.
Sie fragten wie diese herbeizuführen wäre. Nach dem, was die Geschichte lehrt nur durch Krise. Nicht umsonst ist ja das chinesische Zeichen für Krise das gleiche wie für Chance.
Krise werden wir bekommen, da ja auch diejenigen, die herrschen Veränderung in Richtung totale Überwachung, totaler Freihandel, totale globale Herrschaft des Großkapitals wollen. Diese Krise wenn sie dann endlich voll da ist, muss dann entgegen die Planspielen der jetzigen selbsternannten Eliten, zum Umbau in die oben skizzierte richtige Richtung genutzt werden.
Nicht zuletzt sehe ich auch für mich nur eine echte Chance auf einen Einzug in den Bundestag, wenn Krisen die Wahlgewohnheiten aufwühlen.
Als Optimist, der ich nun mal bin, bleibt ja noch die Hoffnung dass das Gute sich von selbst auf allen Ebenen durchsetzt. So könnte man die derzeitige Niedrigstzinspolitik schon als Vorstufe zum zinsfreien System und die großzügigen Bail-Outs durch die Zentralbanken als erste kontrollierte Geldschöpfung ohne Verschuldung sehen. Dann brauchen wir nur noch die Worte „Staatsschuld“ durch „Grundgeldmenge“ ersetzen.
Die jetzigen Staatsschulden entsprechen weitgehend den aufsummierten gezahlten Zinsen der verschuldeten Staaten. Und dass ein Staat der die Oberhoheit über die Gelderschaffung haben sollte sich privat verschuldet und Zinsen bezahlt und im Gegenzug private Banken das Monopol zur Erschaffung von Geld aus dem Nichts haben ist Urgrund vielen Übels.
Die derzeitigen Entwicklungen kann man nach meiner Meinung mit viel Fantasie als Schritte in die richtige Richtung sehen.
Ich persönlich sehe diese so, weil man dann einfach besser schlafen kann.
Gute Leute an den Schaltstellen der Macht (nicht immer nur GoldmannSachs-Manager und ähnliche), dann ist Großes auch ohne Krisen möglich.
Doch ich sehe geringe Chancen, dass sich da global wesentlich was tut.
Zuletzt noch, was ich da tun könnte.
Ich kann, wenn ich nun da im Bundestag sitze, jeden Tag freundlich und nett überzeugen. Leute die wichtig sind, oder Leute die in Kontakt sind mit Leuten, die wichtig sind. Denn ich habe eine feste Grundüberzeugung: in jedem steckt irgendwo der gute Kern. Und den muss man zum Schwingen bringen. Mit viel guter Energie. Schließlich wollen die meisten ja lieber posthum heilig gesprochen werden, anstatt in Hundert Jahren auf einer Liste mit Hitler und Stalin zu stehen. Das muss man denen nur klar machen.
Liebe Grüße von unten links auf dem Wahlzettel im Wahlkreis Weiden
Konrad Dippel
Hoffnung ist wie Zucker im Tee; zwar klein, aber sie versüßt alles!
Und nach der Wahl gilt wieder:
Seelenfrieden gewinnt der, der aufhört zu hoffen.