Frage an Klaus Uwe Benneter von Stefan M. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Benneter,
Steigerungsraten des Flugverkehrs und Erreichen der Klimaschutzziele: Wie passt das bei der Masse von heute für Sie noch zusammen und wann wird man dieses sehr ernste Thema endlich mit wirksamen Maßnahmen angehen? Wenn der letzte Tropfen Kerosin verbrannt ist?
Bei Flugzeugen wird fälschlicherweise der CO2-Ausstoß in der Höhe wo Flugzeuge fliegen (teils in Stratosphäre) mit Autos, Bussen und Bahnen verglichen, was wegen den unterschiedlichsten Temperaturen überhaupt nicht geht!
Bis in die Stratosphärenschichten hinein sind es meißt minus 60° und kälter, wodurch der Wasserdampf aus dem Abgas der Flieger kristallisiert. Vom Weltraum betrachtet tragen die alltäglichen Linienflüge schon heute zu einem dichten Netz um unseren ganzen Planeten bei. Dieses dichte Netz aus kristallisiertem Wasserdampf lässt UV-Strahlen der Sonne zwar ohne nennenswerte Ablenkungen hindurch, jedoch die von der Erde zurückreflektierten Wärmestrahlen, werden von den Flugzeugabgas-Wasserkristallen und Aerosolen mehrfach zurück zur Erde reflektiert, womit der Treibhauseffekt so richtig in Gang kommt.
Wasserstoff-Flugzeuge würden diese Wirkung sogar noch verstärken!
Verbieten lassen will sich keiner was in einer Demokratie! Allerdings wenn man dem Menschen beibringen will, das Klimaschutz so wichtig ist, kann man einen der schlimmsten Klimakiller keinen Freifahrtschein geben, nur weil es das liebste Kind, neben dem Auto, der Weltmächte ist.
Wie sehen Sie das und was Gedenken Sie persönlich mit Ihrer Patei dazu beisteuern zu können, auch wenn es ein wichtiger Wirtschaftszweig ist? Ganz ehrlich: Haben sie überhaupt schon versucht diese Art der klimafeindlichsten Mobilität mit politischen Werkzeugen zurück zu drängen?
Vielen Dank schon mal vorab
Sehr geehrter Herr Mayerle,
vielen Dank für Ihre Frage vom 17. Juni 2009.
Wir sind uns einig: Im Luftverkehr wie in allen Verkehrsbereichen müssen wir effizienter werden um die Belastungen für die Umwelt möglichst gering zu halten.
Der technische Fortschritt hat dazu geführt, dass erhebliche Einsparungen beim Kerosinverbrauch und damit eine deutliche Reduzierung der CO2-Emmissionen erreicht wurden. Auch der Fluglärm konnte durch veränderte Triebwerke und Konstruktionsverbesserungen verringert werden.
Dennoch können wir nicht zufrieden sein. Denn diese Erfolge werden durch das Wachstum des Flugverkehrs überdeckt. Außerdem wird häufig viel zu nah an Flughäfen herangebaut und die Beschwerden der Anwohner über den Fluglärm nehmen zu. Dennoch braucht eine Industrienation wie Deutschland ein leistungsfähiges Luftverkehrssystem. Außerdem will sicher niemand zukünftig mit dem Schiff in die USA reisen oder mit dem Zug nach Sizilien.
Deshalb geht es darum, internationale Regeln aufzustellen, die das Fliegen effektiver und umweltschonender machen. Dabei kann an verschiedenen Stellen angesetzt werden: Bei der Optimierung der Flugstrecken, der Entwicklung moderner Flugzeuge und Antriebe und der Besteuerung des Kerosins. Die SPD tritt dafür seit Jahren ein. Noch nicht in allen Punkten konnten wir uns durchsetzen. Beispielsweise bei der Besteuerung des Kerosins gibt es erhebliche Widerstände auf internationaler Ebene.
Bei der Optimierung der Flugstrecken sind wir vorangekommen: Die Flugsicherung wird in Europa von etwa 50 Flugverkehrskontrollstellen, einigen hundert Anflugskontrollstellen und Kontrolltürmen in über 650 Sektoren überwacht, deren Grenzverläufe sich bisher den Ländergrenzen anpassen müssen. Beim Einfliegen in einen neuen Sektor muss ein Pilot heute die Funkfrequenz ändern und zum nächsten Fluglotsen Kontakt aufnehmen, dann braucht er grünes Licht von allen betroffenen Behörden, die dem Flugzeug Flugroute und Flughöhe neu vorschreiben. Das kann bei einem einzigen Flug von Rom nach Berlin mehrmals hintereinander notwendig sein. Das kostet etwa eine Milliarde Euro pro Jahr.
Deshalb haben wir kürzlich in Deutschland die europäischen SES /(„Single European Sky“)/ –Verordnungen umgesetzt. Damit werden europaweit grenzüberschreitende sogenannte „funktionale Luftraumblöcke“ geschaffen, die sich endlich allein an den Flugrouten orientieren. Das erhöht die Flugsicherheit, die Flugtrassen werden optimiert und damit die Schadstoffemissionen von Flugzeugen reduziert.
Deutschland setzt sich auch für die Einbeziehung des Luftverkehrs in den Emissionshandel ein. Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union hatten 1997 im Kyoto-Protokoll zur Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen zugesagt, ihre gesamten Emissionen während der Jahre 2008 bis 2012 um acht Prozent gegenüber dem Niveau von 1990 zu verringern. Der internationale Luftverkehr ist davon aber explizit ausgenommen. Deshalb hat die Europäische Kommission schon 2006 einen Richtlinienvorschlag zum Emissionshandel im Luftverkehr vorgelegt. Unter der deutschen Ratspräsidentschaft 2007 wurde das Projekt weiter vorangetrieben. Und das mit Erfolg: Ab 2012 wird es einen Emissionshandel auch im Luftverkehr geben. Die Einnahmen aus dem Handel sollen dann für den Klimaschutz verwendet werden. Auch das ist ein wichtiger Schritt.
Mit freundlichen Grüßen
Klaus Uwe Benneter, MdB