Welche Versäumnisse sehen Sie bei der Digitalisierung der Bildung und welche ganz konkrete Maßnahme würden Sie ergreifen, um das Thema voranzutreiben?

Sehr geehrter Herr K.,

die Versäumnisse, die die bisherige Politik sich zuzuschreiben hat, liegen in der mangelnden Reflexion dessen, was mit Bildung in unserer Gesellschaft erreicht werden soll und in Anbetracht der realen durchökonomisierten Welt erreicht werden kann. Digitalisierung von Bildung ist kein Selbstzweck und darf nicht dem Spiel frei wirkender Kräfte überlassen werden. Die Frage, ob die überbordende Verteilung von Computern (jährlich 260 Mio neue Computer weltweit) so sinnvoll ist, stelle ich hiermit in den Raum, ohne weitere Stellungnahme. Auch der Bildungsbereich will und kann sich offensichtlich dem Trend zu immer weitergehenden Computerisierung nicht entziehen.

Bis zum Ende der Grundschule sollten Kinder Unterricht ohne digitale Hilfsmittel erhalten. Diese Zeit sollte zum Erlernen der grundlegenden Fähigkeiten Lesen, Schreiben und Rechnen genutzt werden.

Für den weiteren Verlauf sowohl in der Schule als auch im übrigen Bildungsbereich, sollte unter Aspekten der Sinnhaftigkeit, der Effizienz und einer möglichst langen Verweildauer der Geräte die Ausstattung ausgewählt werden. Zu bemängeln ist, dass der weitere Ausbau des Gerätebestands und der Software vermehrt durch partikulare Unternehmenspolitik führender Konzerne bestimmt wird. Diese Politik steht nicht in allen Punkten im Einklang mit einer Verantwortung vor dem Fortgang in eine künftige Welt. Auch hier gerät die national etablierte Politik in Verzug und verschläft in entscheidenden Dingen, sich die Kompetenz zur Mitsprache anzueignen und in multilateralen Vereinbarungen Weichen zu stellen.