Foto Dr. Kirsten Kappert-Gonther
Kirsten Kappert-Gonther
Bündnis 90/Die Grünen
99 %
257 / 260 Fragen beantwortet
Frage von Vincenz H. •

Frage an Kirsten Kappert-Gonther von Vincenz H. bezüglich Umwelt

Was muss sich ihrer Meinung nach in der Automobilindustrie in der Zukunft ändern, bezogen auf den Schutz der Unwelt und Nachhaltigkeit? Sehen Sie da weiterhin den Verbrennungsmotor, das klassische E-Auto mit Lythiumbatterie oder doch das durch Wasserstoff angetriebene Auto am tauglichsten für die nahe Zukunft?

Foto Dr. Kirsten Kappert-Gonther
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Hartenstein,

vielen Dank für Ihre Frage. Wir Grüne im Bundestag kämpfen für die Verkehrswende und wollen Mobilität neu gestalten. Ein besseres Bus- und Bahnangebot, sichere Fuß- und Radwege, geteilte Fahrzeugnutzung und neue Mobilitätsdienstleistungen sowie eine bessere Vernetzung und Digitalisierung der Verkehrsträger verringern die Abhängigkeit vom eigenen Auto.

Bis 2030 wollen wir einen Ausstieg aus dem fossilen Verbrennungsmotor. Wir wollen Autos, die sauber und sicher unterwegs sind. Beim Auto ist die E-Mobilität der effizienteste, sauberste und aussichtsreichste Antrieb. Gegen den Einsatz von Wasserstoff im Pkw spricht zum Beispiel, dass nach Angaben der Bundesregierung fast drei Viertel des benötigten Stroms bis zur Nutzung im Fahrzeug ungenutzt verloren gehen. Im Batterieauto, das Strom ohne vorherige Umwandlung nutzen kann, ist es dagegen noch nicht einmal ein Drittel (vgl. Drucksache 19/25336). Anders ausgedrückt: Es kann mit derselben Strommenge zwei bis drei Mal so weit fahren wie ein mit Wasserstoff betriebenes Auto.

Beim Lkw kommt auch Wasserstoff infrage. Einige Hersteller fokussieren ihre Entwicklung auf den Bereich der schweren Nutzfahrzeuge, wo sich die Speicherbarkeit und Energiedichte von Wasserstoff für besonders lange Strecken eignen, und könnten damit die schon fortgeschrittene Entwicklung bei elektrischen Antrieben ergänzen. Die Fahrzeughersteller könnten sich so eine technologische Vorreiterrolle bei der Wasserstoffmobilität sichern, die sie im Pkw-Segment längst verloren haben. Unabhängig vom Anwendungszweck gilt aber: Wasserstoff muss grün sein, wenn er dem Klimaschutz diesen soll. Das heißt: Er muss durch Elektrolyse erzeugt werden, bei der Strom aus zusätzlichen erneuerbaren Energien genutzt wird.

Synthetische Kraftstoffe brauchen wir dort, wo mangels Antriebsalternativen auch auf Dauer flüssige Kraftstoffe benötigt werden, also in der Luft- und Seeschifffahrt. Zudem werden für die Dekarbonisierung zahlreicher industrieller Prozesse, beispielsweise in der Chemie- und Stahlindustrie, große Mengen an grünem Wasserstoff benötigt, der somit nicht für die Produktion von synthetischen Kraftstoffen zur Verfügung steht.

Wie Sie sehen, wird es in Zukunft auf einen klugen Antriebsmix ankommen, um die Verkehrswende voranzutreiben!

Mit freundlichen Grüßen
Kirsten Kappert-Gonther

Was möchten Sie wissen von:
Foto Dr. Kirsten Kappert-Gonther
Kirsten Kappert-Gonther
Bündnis 90/Die Grünen