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Kirsten Kappert-Gonther
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Frage von Maria S. •

Frage an Kirsten Kappert-Gonther von Maria S. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrte Frau Dr. Kappert-Gonther,

im Rahmen der aktuell anhaltenden Corona-Krise würde ich gerne eine dringende Frage des Mikrobiologen und Infektionsepidemiologen Prof. Dr. Sucharit Bhakdi zur Mortalität des Virus SARS-CoV-2 beantwortet sehen:

"Die Angst vor einem Ansteigen der Todesrate in Deutschland (derzeit 0.55 Prozent) wird medial derzeit besonders intensiv thematisiert. Viele Menschen sorgen sich, sie könne wie in Italien (10 Prozent) und Spanien (7 Prozent) in die Höhe schießen, falls nicht rechtzeitig gehandelt wird.

Gleichzeitig wird weltweit der Fehler begangen, virusbedingte Tote zu melden, sobald festgestellt wird, dass das Virus beim Tod vorhanden war – unabhängig von anderen Faktoren. Dieses verstößt gegen ein Grundgebot der Infektiologie: erst wenn sichergestellt wird, dass ein Agens an der Erkrankung bzw. am Tod maßgeblichen Anteil hat, darf die Diagnose ausgesprochen werden. Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften schreibt in ihren Leitlinien ausdrücklich: „Neben der Todesursache muss eine Kausalkette angegeben werden, mit dem entsprechenden Grundleiden auf der Todesbescheinigung an dritter Stelle. Gelegentlich müssen auch viergliedrige Kausalketten angegeben werden.“

Derzeit gibt es keine offiziellen Angaben darüber, ob zumindest im Nachhinein kritischere Analysen der Krankenakten unternommen worden, um festzustellen, wie viele Todesfälle wirklich auf das Virus zurückzuführen seien.

Meine Frage: Ist Deutschland dem Trend zum COVID-19 Generalverdacht einfach gefolgt? Und: gedenkt es, diese Kategorisierung weiterhin wie in anderen Ländern unkritisch fortzusetzen? Wie soll dann zwischen echten Corona-bedingten Todesfällen und zufälliger Viruspräsenz zum Todeszeitpunkt unterschieden werden?" [1]

Mit freundlichen Grüßen

Maria Schmied

[1] https://tinyurl.com/valqd3m, Frage 4

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Antwort von
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Sehr geehrte Frau Schmied,

herzlichen Dank für Ihre Zuschrift. In seinen Videos bezeichnet der Mikrobiologe Sucharit Bhakdi die Maßnahmen von Bund und Ländern in der Corona-Krise als sinnlos und selbstzerstörerisch. In seinem Schreiben an die Bundeskanzlerin suggeriert Herr Prof. Bakhdi, dass die Gefährlichkeit des Sars-Cov-2-Erregers gemeinhin überschätzt würde. Dieser Sichtweise schließe ich mich ausdrücklich nicht an. Die Corona-Pandemie stellt unser Land und die ganze Welt vor eine nie dagewesene Herausforderung. Es ist deshalb unbedingt notwendig, dass wir schnellstmöglich unser Gesundheitssystem weiter stärken und zugleich die wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Corona-Krise auffangen.

Zum Kern Ihrer Frage, der Letalität der Erkrankung: Das Robert-Koch-Institut zählt als Corona-Todesfälle alle Menschen, die mit einer Covid-19-Erkrankung in Verbindung stehen. Damit wird, wie Sie richtigerweise schreiben, nicht unterschieden, ob Covid-19-Infizierte „an“ oder „mit“ der Infektion sterben. Die gezählten Toten sind - wie bei der Grippe auch - laborbestätigt, d.h. sie sind mit einer zuvor laborsbestätigten Infektion gestorben. Die sichere Benennung der Todesursache verlangt sowohl eine eingehende Kenntnis des Krankheitsverlaufs als auch des morphologischen Befundes. Beide Anknüpfungspunkte hat der leichenschauende Arzt - gerade in Zeiten der akuten Krise und der Überlastung des Gesundheitssystems - nicht. Gegebenenfalls muss die Statistik aber zu einem späteren Zeitpunkt korrigiert werden.

Erste Erkenntnisse zu diesem Sachverhalt liegen aus einer chinesischen Studie vor, die in der Fachzeitschrift „The Lancet“ erschien. Laut dieser Studie sind die Todesursachen meist klar auf Covid-19 rückführbar. Gerd Fätkenheuer, Leiter der Infektiologie an der Kölner Uniklinik, sagt dazu: "In der Studie waren die häufigsten Begleiterkrankungen eine arterielle Hypertonie und ein Diabetes mellitus, die in den meisten Fällen nicht unmittelbar tödlich sind. Insofern ist es hoch wahrscheinlich, dass die Lungenentzündung verursacht durch das Sars-CoV-2-Virus tatsächlich die Todesursache in den meisten Fällen war.“ (vgl. https://www.br.de/nachrichten/wissen/bhakdis-brief-an-die-kanzlerin-was-ist-dran-an-seinen-fragen,RutYDhd)

Die Lückenhaftigkeit der Datenlage allein ist kein Grund, Entwarnung zu geben. Bei der Bekämpfung des Virus ist es hingegen von zentraler Bedeutung, dass wir die Covid-19-Erkrankung nicht bagatellisieren.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Kirsten Kappert-Gonther

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