Welche Maßnahmen werden Sie ergreifen um Duisburg bei den Themen Bildung und Integration nach vorn zu bringen?
Hallo,
Danke für die Frage! :) Hier ein paar Antworten zu einzelnen Fragen im Bildungsbereich:
Welche Angebote fehlen in der Duisburger Schullandschaft bzw. in ihrem Wahlkreis?
Eigentlich fehlt es an allem. Wir brauchen mehr Grund- und Gesamtschulen. Und die Schulen, welche gerade in Betrieb sind, müssen zu einem Großteil kernsaniert oder neu gebaut werden. Wir können Kindern nicht zumuten desolate Toiletten oder marode Klassenräume zu nutzen und dazu von Lehrerinnen und Lehrern abverlangen, dass sie ohne moderne Technik ihren Anforderungen entsprechend unterrichten können. Hier braucht es endlich einen durchdachten Plan.
Was wollen Sie tun, um zu verhindern, dass weiterhin die Klassen zu groß sind, zu viele Schüler auf einen Lehrer kommen?
Kurzfristig braucht es neue Schulen, um mehr Klassen anbieten zu können. Somit würde man auch die Klassengrößen verkleinern. Damit das aber auch funktioniert und nicht erneut in Fehlplanungen ausartet, braucht es einen durchdachten Schulentwicklungsplan für Duisburg.
Mit Blick auf die langen Wartelisten für zugewanderte Kinder und die nun hinzugekommenen ukrainischen Kinder: Wie kann das Schulsystem diese Herausforderung meistern? Was kann das Land dazu beitragen?
Erst einmal muss das Land klar definieren was die Strategie ist. Die Landesregierung muss festlegen, was mit den Kindern passieren soll. Anschließend können die daraus entstehenden Maßnahmen in die bestehenden Konzepte integriert werden - das muss allerdings schnell passieren, da diese Kinder Betreuung und Beschulung dringend benötigen.
Wenn Sie in den Landtag kommen: Was tun Sie, um den Lehrermangel zu beheben?
Zum einen sollte es kein Konkurrenzverhalten zwischen den Schulen mehr geben. Das lösen wir mit einem einheitlichen Einstiegsgehalt in der Besoldungsgruppe A13 für alle Lehrerinnen und Lehrer. Dazu müssen wir die Arbeitsbedingungen im Schulalltag verbessern und den Beruf aufwerten. Das gelingt und mit Assistenzberufen in der Verwaltung und der Betreuung der Kinder, damit Lehrerinnen und Lehrer wieder ausschließlich unterrichten können.
Wie viele der über 130 Schulen in Duisburg kennen Sie persönlich? Welcher davon würden Sie am liebsten sofort unter die Arme greifen?
Ich selbst habe die Pestalozzi-Grundschule, das Krupp-Gymnasium in Rheinhausen und zur Oberstufe das Steinbart-Gymnasium in Duisburg Mitte besucht. Daneben kenne ich, durch meine Schwestern und Freunde, die Gesamtschule Körnerplatz und die Heinrich-Heine-Gesamtschule. Ich möchte nicht bevorzugenden und bin für unseren schulscharfen Sozialindex, der objektiv die Nöte der Schulen transparent aufzeigt und uns einen Handlungsempfehlung gibt.
Was ist in Ihren Augen der größte bildungspolitische Fail der letzten Jahre, der spürbar negative Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche in Duisburg hat/hatte?
Ganz klar ist hier die Corona-Pandemie zu nennen. Die Kinder und Jugendlichen sowie ihre Eltern wurden durch das Missmanagement der Landesregierung im Stich gelassen. Die Tagesstruktur der Kinder wurde genommen und nicht für genügend Auffangprojekte gesorgt. Ich arbeite zum Teil in der einzigen Kinder- und Jugendpsychiatrie in Duisburg. Hier haben mir die Gespräche mit den Betroffenen und den Familien deutlich aufgezeigt: das Versagen der Landesregierung hat Kinder und Jugendliche krank gemacht und sie wurden mit den Belastungen durch Isolation und der Corona-Schutzmaßnahmen allein gelassen.
Es wird häufig beklagt, dass es in Sachen Bildungsgerechtigkeit ein Gefälle gibt zwischen armen und reichen Kommunen. Wie sehen Sie das?
Ich glaube, dass wir schon lange in dieser Realität leben, denn die Chancen auf Bildungserfolg sind immer noch vom Geldbeutel und vom sozialen Status der Familie abhängig. Ich bin selbst ein sogenannter Bildungsaufsteiger, also der erste in meiner Familie, der einen Hochschulabschluss erworben hat und weiß, welche Herausforderungen es mit sich bringt, diese Hürden überwinden zu müssen. Deswegen möchten wir auch punktuell unterstützen. Durch den schulscharfen Sozialindex für Schulen können wir Bedarfe direkt ausmachen, gegensteuern und somit auch gleichzeitig für mehr Gerechtigkeit sorgen.
Welche Zukunftschancen hat in Ihren Augen die Sekundarschule in Duisburg?
Ich denke man muss von Standort zu Standort bewerten, welches Konzept für die Schülerinnen und Schüler passt - die Grundlage muss, unabhängig von der Schulformen, eine gut ausgestattete Schule mit modernen Lernmitteln sein. Insgesamt denke ich, hat auch die Sekundarschule eine Zukunft.
Welche Verbesserungspotenziale sehen Sie in den Angeboten der frühkindlichen Bildung in ihrem Wahlkreis?
Mein politisches Hauptthema sind die Menschen, die in Sorgearbeit beschäftigt sind. Dazu gehören auch Erzieherinnen und Erzieher und wir benötigen schon seit langer Zeit viel mehr von ihnen. Das können wir nur erreichen, wenn wir diese Menschen, die sich zur Aufgabe gemacht haben anderen Menschen zu helfen, auch in der Gesellschaft und Politik als Priorität sehen und die Arbeitsbedingungen und Gehälter an die moderne Arbeitswelt deutlich anpassen. Ich möchte mich für die Verstärkung der Angebote in meinem Wahlkreis und ganz Duisburg einsetzen.
Im Vergleich zu den anderen beiden Wahlkreisen: Welche Vorzüge bzw. Nachteile sehen Sie in Ihrem Wahlkreis?
Mein Wahlkreis ist zum Teil städtisch und zum Teil ländlich gelegen, somit bieten sich Chancen und Probleme. Eine große Chance ist der Einbezug der ländlichen Umgebung in die Unterrichtsinhalte. Das Problem dabei wiederum ist die schlechte Anbindung durch den öffentlichen Nahverkehr - die Schüler*innen müssen auch erstmal zur Schule kommen.
Werden die Mittel, die für Bildung bereitstehen, gerecht und richtig verteilt?
Die Landesregierung brüstet sich oft mit ihren großen Investitionen im Bildungsbereich. Hier wurde mit der Gießkanne einen Menge verschüttet. Es braucht einen klare und durchdachte Strategie, damit das Geld, was wir für eine bessere Ausstattung und kompetente Lehrkräfte einsetzten möchten, auch da ankommt wo es gebraucht wird. Das ist im Moment nicht der Fall, aber wir wollen dafür sorgen.