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Katrin Schmidberger
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Frage von Arne C. •

Wie schaffen wir es mehr Wohnungen in unserem Stadtteil zu bauen?

Hallo liebe Frau Schmidberger,

in unserem Stadtteil herrscht akute Wohnungsnot. Auf unsere Wohnung haben sich über 1.00 Leute beworben und wir haben das große Los gezogen. Dieser Andrang kann mMn nur mit neuen Wohnungen gelöst werden. Unser Stadtteil ist sehr dünn besiedelt und bietet viel Potential für Nachverdichtungen.

Häuser sind oft nur vierstöckig, es gibt große Lücken zwischen den Häusern (z.B. Sorkower Straße), viel zubetonierte Parkflächen mit einstöckigen Handelsimmobilien (z.B. Edeka S-Bahn Greifswalder Straße) und viele Parkflächen / Kleingärten (Kaum genutzter VP Prenzlauer Berg). All dies hat positive Effekte, für mich scheinen aber die negativen Effekte der Wohnungsnot größer und ich wünsche mir als Wähler ein Wohnungsbauprogramm in unserem Stadtteil um die Bevölkerungsdichte zu erhöhen.

Werden Sie Maßnahmen zur Nachverdichtung ergreifen und wie sehen diese aus?

Viele Grüße

Arne C.

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Antwort von
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Hallo Herr C.,

vielen Dank für Ihre Frage.

Die Wohnungskrise in Berlin beschäftigt mich schon seit vielen Jahren. Dabei sehe ich ein großes Problem auch darin, dass bei vielen Neubauten nicht ausreichend bezahlbarer Wohnraum geschaffen wird. Denn diesen braucht Berlin im Gegensatz zu weiteren Luxusapartments dringend.

Die Nachverdichtungspotentiale in den einzelnen Stadtteilen sind dabei sehr unterschiedlich. Wir müssen deswegen viel mehr auch über Umnutzung, Aufstockung und Überbauung versiegelter Flächen (Einkaufsflächen, Parkplätze etc.) sprechen. Sofern die Gebäude geeignet sind, sollte auch der Umbau von Büros zu Wohnraum erfolgen.

Hinzu kommt, dass Berlin kein Flächen- sondern ein Umsetzungsproblem hat. Es gibt ausreichend Bauland, um den aktuellen Bedarf an Neubauwohnungen zu decken. Im Stadtentwicklungsplan Wohnen 2030 (aus dem Jahr 2019) listet der Senat potentielle Bauflächen für 200.000 Wohnungen auf. Im Entwurf für die Aktualisierung (STEP 2040) werden sogar Flächen für ca. 250.000 identifiziert. 

In den letzten Jahren wurden zudem 60.000 Wohnungen bereits genehmigt, aber noch nicht gebaut. Mit diesen bereits genehmigten Bauvorhaben ließen sich besonders schnell neue Wohnungen schaffen. Bevor wir über neue Bauprojekte oder gar die Bebauung des Tempelhofer Feldes sprechen, sollten also zunächst begonnene Projekte umgesetzt werden, übrigens auch in den 12-14 neuen Stadtquartieren mit fast 70.000 Wohnungen (Kurt Schumacher Quartier usw.).

Bereits unter Rot-Grün-Rot haben wir die Förderung für den sozialen Wohnungsbau massiv aufgestockt und die Bedingungen verbessert. Doch noch immer wird diese Förderung fast ausschließlich von landeseigenen Wohnungsunternehmen genutzt, während private Investor*innen zu wenig beitragen. Dabei gilt: Wer in Berlin baut, sollte nicht nur teure Eigentumswohnungen schaffen, sondern auch bezahlbaren Wohnraum für viele – denn Eigentum verpflichtet. In München oder Hamburg werden Private viel mehr in die Pflicht genommen, da müssen wir mit Berlin auch hin.

Gerade junge Genossenschaften wären bereit, mehr bezahlbare Wohnungen zu bauen, wenn das Land ihnen geeignete Grundstücke zur Verfügung stellen würde, hier sind die Hürden zu hoch. Genau solche Ansätze (und auch die Einführung einer neuen Wohngemeinnützigkeit über den Bund die dringend gebraucht wird) müssen wir stärken, denn nur durch bezahlbaren Neubau für breite Schichten kann der Berliner Wohnungsmarkt wirklich entlastet werden.

Herzliche Grüße

Katrin Schmidberger

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