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Katrin Göring-Eckardt
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Caroline B. •

Frage an Katrin Göring-Eckardt von Caroline B. bezüglich Umwelt

Sehr geehrte Frau Göring-Eckardt,
was unsere geplante Energiewende angeht, war ich schon immer skeptisch, weil man hier und dort immer mal wieder widersprüchliche Reportagen gesehen oder gelesen hat.
Heute Abend lief auf Arte aber eine sehr umfangreiche und um so schockierendere Reportage über die fatalen weltweiten Auswirkungen unserer Energiewende (der westlichen Länder) hin zu einem "klimaneutralen Land" und "emissionsfreien Autos" (spätestens ab 2030) wie Sie in Ihren Parteimaßnahmen proklamieren.
Allein nur angesichts der aktuellen Entwicklungen und Zustände beim Abbau von Kupfer in Chile, Graphite in China, Lithium in Bolivien, Kobalt im Kongo etc., die Ihnen sicherlich bekannt sind, frage ich Sie, wie können Sie da nur im Entferntesten überhaupt von Klimaneutralität, geschweige denn emissionsfreien erneuerbaren Energien reden??? Der Umweltschaden und die Schäden an der Gesundheit der Menschen vorort ist dermaßen skrupellos und erschreckend, dass hat mit Umweltpolitik bei Weitem Nichts zu tun.
Das ist Ausbeutung der Ärmsten zwecks Gewinnmaximierung der reichen Industrienationen!! Es gibt keine emissionsfreien Güter! Die Emissionen werden nur verlagert, damit man im eigenen Land die Klimaziele einhalten kann und in Chile baut man neue Kohlekraftwerke, damit man noch mehr Kupfer abbauen kann, um zB in Europa die Infrastruktur für die E-Mobilität auszubauen, damit die Automobilindustrie noch mehr Gewinne einfahren kann und China seine Macht noch mehr ausbauen kann. BRAVO!
Warum wird immer weiter die E-Mobilität fälschlicherweise als emissionsfreie Zukunftsperspektive verkauft?? Das ist schlichtweg eine Lüge!
Wie kann man das bitte mit seinem Gewissen vereinbaren?
Ich kann es nicht.

Hier noch der Link zur Reportage, falls noch nicht bekannt:
https://www.arte.tv/de/videos/084757-000-A/umweltsuender-e-auto/

Mit freundlichen Grüßen
Caroline Beck

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau Beck,

vielen Dank für Ihre Frage an Frau Göring-Eckardt. Sie hat uns gebeten, Ihnen zu antworten.

Ohne Zweifel: Bodenschätze werden an vielen Stellen unseres Planeten unter zum Teil schockierenden Umständen für Mensch und Umwelt gewonnen. Unser Land, selbst nicht reicht an Bodenschätzen, ist auf Importe angewiesen. Aber nicht nur für Elektroautos. Kupfer, Graphite, Lithium, Kobalt - all das sind Materialien, die nicht nur in Elektroautos oder Windkraftanlagen vorkommen. Handys, Tablets, Computer, Fernsehgeräte etc. All diese Geräte sind voll davon. Und wir können nicht auf sie verzichten. Schlimmer noch: Wir verzichten viel zu schnell auf sie. Das neueste Handy ist schnell gekauft und das Altgerät landet irgendwann auf einer Elektroschrottdeponie in Ghana, wo Kinder unter Einsatz ihrer Gesundheit die Geräte verbrennen, um die wichtigen Rohstoffe zu sammeln. Sie mögen jetzt sagen: Elektroauto brauch ich nicht. Aber sind sie auch bereit, auf Handy und TV zu verzichten? Haben sie sich mal gefragt, wie viel Elektronik (und damit Kupfer, Graphite, etc.) eigentlich in ihrem Auto mit Verbrennungsmotor drin steckt?

Was also tun? Klar ist, dass die u.a. für die Elektromobilität benötigten Rohstoffmengen grundsätzlich ausreichend vorhanden sind. Trotzdem muss der Rohstoffbedarf gesenkt werden, um z.B. irreversible Umweltschäden zu vermeiden. Der Abbau führt auch oft zu Menschenrechtsverletzungen in bestimmten Abbaugebieten, was es ebenfalls erforderlich macht, in den Akkus weniger und andere Rohstoffe einzusetzen. Durch neue Akkutechnologien kann der Bedarf bedenklicher Rohstoffe gesenkt werden – das zeigen aktuelle Forschungsprojekte. Auch das Recycling von Akkus, das technisch bereits gut funktioniert, kann die Nachfrage nach neuen Rohstoffen abmildern. Hier fehlt jedoch ein Rechtsrahmen, der dafür sorgt, dass das Recycling auch tatsächlich bestmöglich erfolgt: Wir brauchen eigene und ambitionierte Sammelziele für E-Auto-Batterien, damit sie den Weg ins Recycling finden. Es braucht zudem separate Recyclingquoten für die einzelnen eingesetzten Rohstoffe sowie Vorgaben für den Einsatz dieser zurückgewonnen Materialien („Rezyklate“) in neuen Produkten. Außerdem muss die Bundesregierung für weniger negative ökologische und soziale Schäden beim Abbau neuer Rohstoffe sorgen, indem sie sich auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene für besseren Menschenrechtsschutz und klare Nachhaltigkeitskriterien in internationalen Lieferketten einsetzt. Dafür muss sie insbesondere einen Gesetzentwurf über verbindliche unternehmerische Sorgfaltspflichten vorlegen. Mehr Informationen sind auch in diesem Faktencheck abrufbar: https://www.gruene-bundestag.de/fileadmin/media/gruenebundestag_de/themen_az/mobilitaet/pdf/Umweltbilanz_Elektromobilitaet-Fakten-Argumente-Forderungen_01.pdf

Zur Klimabilanz von Elektroautos möchte ich auf folgenden Artikel (https://www.gruene-bundestag.de/themen/mobilitaet/benziner-diesel-elektromobilitaet) hinweisen. Insgesamt zeigt sich: Beim Klimaschutz liegt das E-Auto schon heute vorne. Eine Untersuchung des ifeu-Instituts zeigt beispielsweise, dass das E-Auto in allen untersuchten Fällen über die gesamte Lebensdauer einen Klimavorteil gegenüber dem Verbrenner hat. Selbst wenn nicht ausschließlich Ökostrom geladen wird, ist ein E-Auto nach 60.000 Kilometern Laufleistung klimafreundlicher als ein Benziner. Durch mehr Ökostrom in der Produktion und im Fahrzeugbetrieb können Elektroautos diesen Vorsprung künftig sogar noch ausbauen. Effizientere Fertigungsprozesse, eine höhere Energiedichte und verbesserte Zellchemie tragen ebenfalls dazu bei. Klar ist auch: Je größer die Batterie ist, desto mehr Energie wird für die Produktion benötigt. Beim Autokauf sollte daher überlegt werden, für welche Strecken das Fahrzeug im Alltag benötigt wird, um eine passende Akkugröße auszuwählen. Ein Fahrzeug mit einer großen Batterie ist ökologisch wenig sinnvoll, wenn täglich nur kurze Strecken zurückgelegt werden. Mehr Informationen sind auch in diesem Faktencheck abrufbar: https://www.gruene-bundestag.de/fileadmin/media/gruenebundestag_de/themen_az/mobilitaet/pdf/Umweltbilanz_Elektromobilitaet-Fakten-Argumente-Forderungen_01.pdf

Mit freundlichen Grüßen
Büro Göring-Eckardt

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