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Katrin Göring-Eckardt
Bündnis 90/Die Grünen
98 %
414 / 424 Fragen beantwortet
Frage von Leander P. •

Frage an Katrin Göring-Eckardt von Leander P. bezüglich Umwelt

Sehr geehrte Frau Göring-Eckardt,
ich persönlich finde es wichtig sich politisch zu informieren.
Deshalb freut mich es immer, wenn meine gelegentliche Fragen an Abgeordnete ausführlich und informativ beantwortet werden.
Für mich als ein Jugendlicher, der im Ländle lebt ist die Autoindustrie für die Zukunft natürlich essentiell, jedoch sehe ich auch die möglichen Folgen des Klimawandels.
Ich frage mich auch selber ab und zu welche die Besten Maßnahmen sind und komme öfters zu der Überlegung: warum wird Antriebstechnologie so stark gefördert wird?
Es gibt extreme Steuervorteile für Plug-In-Hydride als Geschäftsautos, aber warum?
Ist es nicht so, dass der Elektroantrieb von den wenigsten im vollen Umfang benutzt wird. Weiterführend werden diese Autos nur für eine kurze Zeit gefahren, was die Frage der Entsorgung und der wirklichen Umweltfreundlichkeit aufbringt, da ein Elektroauto nur nach einer recht hohen Kilometer anzahl (bei reinen Elektroautos ca. 100.000km) Umweltfreundlicher ist als ein vergleichbares Diesel Fahrzeug.

Mein Hauptkritikpunkt ist allerdings, dass Firmen wie Bosch Biodiesel entwickelten, die den Sauerstoffausstoß um über 60% verringert. Es handelt sich um synthetischen Kraftstoff, der aus Fettresten und Ölen hergestellt wird. Solch eine Technologie ermöglicht eine schnelle und kostengünstige Reduzierung des Schadstoffausstoßes.
Allerdings sind reine Biokraftstoffe in Deutschland verboten.

Sie gehören einer Partei an, die für Klimaschutz steht dennoch habe ich noch nie etwas von einer Förderung von Biodiesel von ihnen gehört.
Stattdessen wird eine Antriebstechnologie extrem stark gefördert ohne die Umweltschäden, die durch den Lithium Abbau entstehen kombiniert mit der Ausbeutung der Arbeiter dort. Fairer weise muss man sagen, dass kaum ein Produkt ohne Ausbeutung auskommt.

Ich würde mir wünschen, dass sie diese Fragen, mit Fakten untermauert, beantworten.

Vielen Dank,
Mit freundlichen Grüßen

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Pirron,

vielen Dank für Ihre Frage an Frau Göring-Eckardt. Sie hat uns gebeten, Ihnen zu antworten.

Der Verkehrsbereich ist in Deutschland nach wie vor ein klimapolitisches Sorgenkind. Derzeit sind die klimaschädlichen Treibhausgasemissionen noch genauso hoch wie im Jahr 1990, obwohl sie gemäß der deutschen Klimaziele bis zum Jahr 2030 um mindestens 40 Prozent sinken müssen. Wir müssen also dringend was tun. Und wir wollen eine gute Zukunft für die deutsche Automobilindustrie. Es ist absehbar, dass fossile Motoren durch Klimaschutz und Luftreinhaltung in den nächsten Jahrzehnten von den Straßen der Welt verschwinden. Wir wollen, dass sich die deutsche Automobilwirtschaft rechtzeitig auf die Antriebswende einstellt und mit alternativen Antrieben und neuen Dienstleistungen im Bereich moderne Mobilität wettbewerbsfähig bleibt. Deshalb fordern wir: Ab 2030 sollen alle Neuwagen abgasfrei sein. Bereits heute haben Elektroautos über die gesamte Lebensdauer einen Klimavorteil gegenüber Verbrennern. Selbst wenn kein Ökostrom geladen wird, ist ein E-Auto nach 60.000 Kilometern Laufleistung klimafreundlicher als ein Benziner, ab 80.000 Kilometern klimafreundlicher als ein Diesel. (https://www.agora-verkehrswende.de/veroeffentlichungen/klimabilanz-von-elektroautos/)
Viele weitere Fakten finden Sie hier: https://www.gruene-bundestag.de/fileadmin/media/gruenebundestag_de/themen_az/mobilitaet/pdf/Umweltbilanz_Elektromobilitaet-Fakten-Argumente-Forderungen_01.pdf

Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, dass im Rahmen der Klimaziele bis 2020 eine Million Elektrofahrzeuge zugelassen sind. Sie zählen dazu aber auch Plug-In Hybride. Insbesondere hängt das reale Emissions- und Verbrauchsverhalten maßgeblich davon ab, wie oft das Fahrzeug tatsächlich geladen wird bzw. wie oft der Verbrennungsmotor genutzt wird, weil die Antriebsbatterie leer ist. Wir sehen die Berücksichtigung von Hybriden wegen dieser ökologischen Bilanz deshalb kritisch und haben das Vorhaben der Bundesregierung unter anderem mit einer kleinen Anfrage begleitet. Die Antwort dazu mit einigen aufschlussreichen Zahlen finden sie hier: https://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/19/114/1911454.pdf

Wir beschäftigen uns seit längerem mit der Frage alternativer Kraftstoffe und haben dazu im letzten Jahr ein Fachgespräch veranstaltet. Die Ergebnisse können sie hier nachlesen: https://www.gruene-bundestag.de/termine/vergangene-veranstaltungen/e-fuels-wasserstoff-biosprit-wo-koennen-alternative-kraftstoffe-die-elektromobilitaet-ergaenzen
Unterm Strich bleibt stehen, dass alternative Kraftstoffe Elektromobilität im Augenblick nur ergänzen, nicht ersetzen können. Zudem sind ökologische und wirtschaftliche Wechselwirkungen zu beachten. Zum Beispiel konkurrieren Biokraftstoffe um die Anbauflächen von Lebensmitteln.

Mit freundlichen Grüßen
Büro Göring-Eckardt

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