Frage an Katrin Göring-Eckardt von Yvonne M. bezüglich Verkehr
Ich lebe in einem kleinen thüringischen Dorf, in dem noch immer kein DLS verfügbar ist. Auch der Handy-Empfang ist mehr als lückenhaft. Es ist schon traurig zu sehen, dass aus den entlegensten Teilen der Welt via Skyp kommuniziert werden kann, wenn hier - mitten in Deutschland - nicht einmal eine "normale" Nutzung des Internets möglich ist. Meine schulpflichtigen Kinder müssen für Hausaufgaben, die eine Internetrecherche erfordern zu Bekannten im städtischen Bereich gehen. Dieser Zustand ist nicht haltbar. Seit Jahren wird von der Politik propagiert, dass das Internet ausgebaut werden soll. Nichts passiert.
Wenn alle Dorfbewohner in die Stadt ziehen, wird noch mehr über steigende Mieten und Infrakstrukturprobleme gesprochen. Wer soll auch unsere Kulturlandschaften, Felder und Wälder pflegen, wenn niemand mehr dort wohnt. Der ländliche Raum wird völlig abgehängt. Wir haben keine Möglichkeit der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel, weil diese schlichtweg nicht vorhanden sind. Autofahren wird immer teurer, weil CO2 besteuert werden soll und Treibstoff (Benzin wie Diesel) immer mehr im Preis steigen (die Pendlerpauschale übrigens nicht). Immer wird von den Wohnproblemen in den Städten gesprochen. Wir "Dorfkinder" und unsere Probleme werden nicht gesehen - wohl weil auch die Abgeordneten alle in Städten wohnen. Wie soll ich meinen Kindern erklären, dass das Leben auf dem Land weiterhin möglich ist?
Sehr geehrte Frau Meinhardt,
vielen Dank für Ihre Frage an Frau Göring-Eckardt. Sie hat uns gebeten, zu antworten.
Zunächst: Wir teilen ihre Sorge, dass der ländliche Raum in vielen Fragen des gesellschaftlichen Lebens abgehängt wird. Zugang zum Internet, ärztliche Versorgung, Anbindung an den öffentlichen Verkehr - all das muss auf dem Land genauso selbstverständlich sein, wie in der Stadt. Das Grundgesetz verpflichtet die Politik zur Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse im Land. Wir glauben, dass die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse gefährdet oder gar schon nicht mehr gegeben ist, wenn das, was selbstverständlich erscheint, nicht überall selbstverständlich ist.
Wir sehen mit Sorge: Immer mehr Menschen ziehen in die Stadt. Dörfer sterben aus, die gesundheitliche Versorgung, der öffentliche Nahverkehr oder die Nahversorgung mit Lebensmitteln werden immer schlechter. Die Lebensqualität droht weiter abzunehmen. Wir Grüne im Bundestag wollen diese Abwärtsspirale verhindern. Wir wollen mit der Expertise und der Kreativität der Menschen vor Ort ländliche Räume stärken. Denn jeder Mensch soll dort leben und arbeiten können, wo er mag - ohne Nachteile! Und wir nehmen die Bundesregierung immer wieder mit eigenen Vorschlägen in die Pflicht, schneller zu handeln. Zum Beispiel beim Ausbau des Internets: Wir fordern eine Umwidmung der Telekom-Aktien im Bundesbesitz im Wert von rund zehn Milliarden Euro in einen Fonds zum Ausbau des schnellen Internets.
Wie Sie Ihren Kindern erklären sollen, dass Leben auf dem Land weiter möglich sein wird? Nun, vielleicht so: Es gibt viele Menschen in unserem Land, die das Problem erkannt haben und nach Lösungen suchen. Wir, die bündnisgrüne Bundestagsfraktion, haben dazu viele Vorschläge gemacht und in den Bundestag eingebracht. Ein Beispiel finden Sie hier: http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/106/1910639.pdf
Mit freundlichen Grüßen
Büro Göring-Eckardt