Frage an Katrin Göring-Eckardt von Martina L. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Göring-Eckardt,
viele Fragen an Sie:
Wie ist Ihre Einstellung zur aktiven Sterbehilfe? Meines Erachtens darf es in eine Gesellschaft, in der Alte vereinsamen, Kranke vielen leider oft weniger lieb denn teuer sind, nicht geben. Wir brauchen Schmerztherapeuten und Menschen, die nach alten Menschen schauen. Sehen Sie die Gefahr, dass Angehörige ihre Verwandten in Richtung Suizid drängen? Wie beurteilen Sie als ehemalige DDR Bürgerin unseren gewinnorientierten Gesundheitsmarkt? Wie stehen Sie dazu, dass viele Mütter ihre Kinder schon als Babys in die Kita geben müssen, weil ein Verdienst nicht ausreicht? Sind nicht die ersten drei Jahre prägend für die emotionale Bindung und seelische Gesundheit, so dass es doch besser wäre, wenn Mutter oder auch Vater daheim bleiben könnten? Wie soll es ein Pflegesystem daheim geben können, wenn es immer mehr ein verpflichtendes Schulganztagessystem - keine Möglichkeit, Zeit mir der Oma verbringen zu können - geben wird, das ja auch nicht die Gelegenheit bietet, alten Menschen einfach zur Seite zu stehen? Warum haben auch Sie das Thema "Altenschutz" nie zum Thema gemacht neben der "Bewahrung der Schöpfung?" Kinderschutz und Umweltschutz ist für die Grünen immer ein Thema gewesen. Ist die VDK-Klage nicht auch beschämend für Ihre Partei, die mitregiert hat in einer Zeit, als die Pflegekatastrophe schon da war? Wie stehen Sie zu einem Whistleblowersystem für Pfleger und Bestatter, die ja auch von Missständen in kirchlichen Heimen berichten? Wasser über den Kopf: Das genügt nicht, auch einem Menschen mit ALS die Hand halten. Könnten Sie Aufrufe starten.
Freundlichen Gruß
Martina Lenzen
Sehr geehrte Frau Lenzen,
vielen Dank für Ihre Frage und bitte entschuldigen Sie die späte Antwort. Sie sprechen hier eine ganze Reihe von Themen und Problematiken an, ich will zunächst auf die Frage nach der Sterbehilfe eingehen. Es handelt sich hierbei um ein sehr sensibles Thema, bei dem der Bundestag den Fraktionszwang aufgehoben hat. Hier kann man nur ganz und gar nach dem eigenen Gewissen entscheiden. Ich teile ihre Befürchtungen, dass in einer Gesellschaft, in der die Sterbehilfe akzeptiert ist, durchaus die Gefahr besteht, dass alte und kranke Menschen implizit oder explizit zum Freitod getrieben werden. Deshalb habe ich mich im Bundestag gegen die rechtliche Zulassung von Sterbehilfevereinen ausgesprochen.
Viel wichtiger sind aber eine deutliche Stärkung der Altenpflege, der Ausbau der Palliativ- und Hospizversorgung und eine wirksame Suizidprävention. Zu all diesen Fragen hat die Fraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Anträge vorgelegt. Der "Altenschutz", wie sie ihn nennen, ist uns durchaus ein wichtiges Thema.
All ihre anderen Fragen rund um die frühkindliche Erziehung und die Gesundheitsversorgung berühren Themen und Aspekte, über die in der Fraktion und im Bundestag seit längerem debattiert wird. Für uns ist wichtig, dass soziale Dienstleistungsangebote allen Menschen unabhängig vom Einkommen zur Verfügung stehen und sie die Wahl haben, welches Angebot sie in Anspruch nehmen wollen oder nicht. Eltern sollen selbst entscheiden können, ob das Kind in eine Kita oder in eine Ganztagsschule geht oder alternativ zu Hause betreut wird. Aber sie müssen dazu die Möglichkeiten - also die passenden Angebote - haben.
Mit freundlichen Grüßen
Büro Katrin Göring-Eckardt.