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Katrin Göring-Eckardt
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Frage von Bärbel K. •

Frage an Katrin Göring-Eckardt von Bärbel K. bezüglich Soziale Sicherung

Sehr geehrte Frau Göring-Eckardt,

seit ca. einem halben Jahr wurde ich auf esoterische Aktivitäten in meinem näheren Umkreis (Land Brandenburg) aufmerksam und begann im Internet zu recherchieren. Was sich für mich hier auftat, macht mich besorgt und wütend zugleich. Niemand scheint zu bemerken, was es mit der Esoterik auf sich hat und in welche Richtung es geht. Sektenähnliche Psychogruppen haben sich über ganz Deutschland breit gemacht und sind mittlerweile hoffähig geworden, werden sogar staatlich gefördert. Sie dringen fast unbemerkt in die Gesellschaft ein. Sind fest etabliert in kommunalpolitischen und sozialen Strukturen. Unter dem ökologischen Schirm betreiben sie Gewerbe, Landwirtschaft u.a. Sie bauen sich eine Allerwelts-Patchwork-Religion zusammen und stricken an Netzwerken weltweit. Für Brandenburg sei nur als Beispiel ZEGG Bad Belzig genannt. Daran anknüpfend Tamera in Portugal ebenfalls nur ein Beispiel von vielen. Obertongesänge, die hauptsächlich von esoterischen Therapeuten für ihre Meditationen benutzt werden, finden oftmals in Kirchengebäuden statt.
Es schießen Psychotherapiepraxen wie Pilze aus dem Boden und zocken ab bei kranken oder auch orientierungslosen Menschen, die in ihrer Not nach dem Strohhalm greifen.
Welche Maßnahmen zur Aufklärung sowohl in der Gesellschaft als auch in der evangelischen Kirche gibt es bzw. sind geplant von Seiten des Bundestages ebenso wie von der ev. Kirche um dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten?
Ich könnte mit meinen bisherigen Rechercheergebnissen durchaus einen kleinen Beitrag zur Eindämmung derartiger Fehlentwicklungen leisten. Wo kann ich mithelfen? Welche Ansprechpartner gibt es? (Diese Mitteilungen würde ich gern nicht öffentlich entgegennehmen.)

Vielen Dank!

Mit freundlichen Grüßen

Bärbel Klafft

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau Klafft,

danke für Ihre Mail, in der Sie Ihre Besorgnis über sich ausbreitende esoterische Strömungen zum Ausdruck bringen. In der Tat sind die Angebote von Personen oder Gruppen, die Lebenshilfe anbieten vielfältig und unübersichtlich. Und es ist nicht leicht zu unterscheiden zwischen Angeboten, die unbedenklich sind und solchen, die erhebliches Konfliktpotential beinhalten. Sie befürchten staatliche Förderung für Psychogruppen und halten Obertongesänge in Kirchen für unangemessen. Staatliche Förderung erfolgt nach Richtlinien, die für alle gelten. Sollte das von Ihnen angesprochene ZEGG in Bad Belzig beispielsweise Förderung im Bereich deren ökologischen Engagements erhalten, dann nach den dafür geltenden Richtlinien und unabhängig von der zugrunde liegenden Weltanschauung. Über Veranstaltungen, die in Kirchen stattfinden, entscheiden Gemeinderäte und Pfarrerinnen, sicher darum bemüht, mit wachem Blick zu erkennen, wo die Grenze zwischen kultureller Bereicherung und esoterischer Infiltration verläuft.
Problematisch sind Angebote und Gemeinschaften sicher dann, wenn sie insbesondere Kinder- und Jugendliche gefährden oder in Konflikt mit dem Grundgesetz und der demokratischen Grundordnung stehen. Dann ist es Aufgabe des Staates, Personen und auch sich selbst zu schützen. Seine Aufgabe ist es auch, über Gruppen und Angebote zu informieren, Urteilsbildung zu ermöglichen und über Gefahren aufzuklären und Hilfe anzubieten. In allen Bundesländern gibt es staatliche Anlaufstellen, in Brandenburg angesiedelt beim Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur. Die Evangelischen Kirche leistet mit einer eigenen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) ihren Beitrag, um religiöse und weltanschauliche Strömungen zu dokumentieren, Auskunft zu geben und zu beraten. Jede Landeskirche hat zudem eine oder einen Beauftragten für Sekten und Weltanschauungsfragen, der auch mit den regionalen Entwicklungen vertraut ist. Vielleicht möchten Sie dort anknüpfen und das Gespräch suchen, um ihr Wissen und ihre Beobachtungen einzubringen. Eine Liste der Beauftragten ist über die Seite des EZW ( www.ekd.de/ezw ) zu finden.

Mit vielen Grüßen,
Büro Katrin Göring-Eckardt

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