Frage an Katrin Göring-Eckardt von axel s. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Mit Sorge beobachte ich die landwirtschaftlichen Flächen in der Umgebung meines Wohnortes und Niedersachsen überhaupt. Jedes Jahr kommen neue Biogasanlagen dazu, wodurch der Bedarf an Mais natürlich stetig wächst. Früher hatten wir viele Grünflächen, die ungenutzt waren. Ideal für Brachvögel, Kibitze (die man seitdem nicht mehr hört) Lärchen, Störche, Maulwürfe, Mäusebussarde, Turmfalken und und und. Natürlich auch für die Artenvielfalt der Insekten und nicht zuletzt die Optik (man konnte weit hinein ins Land schauen mit Wiesenflächen)
Jetzt schaut man zunehmend nur auf Maisfelder so weit das Auge reicht. Auf dem Weg von Zeven zu meinem Wohnort über Hatzte fast überall!!
Angeblich soll das CO2 neutral sein.
Ich sehe das so:
Ackerbestellung( pflügen, Aussaat, Ernte) kostet Sprit für Trecker und Häcksler. Außerdem hin und herfahren der Ware. Ist das in der Bilanz dabei?
Später Gülleverteilung des Bioabfalls auf Äckern.
Abgesehen dieser "Co2 Bilanz" werden die Flächen ausgelaugt, Unmengen Dünger braucht man (Ebenfalls natürlich vorher hergestellt - CO2 Bilanz?)
Die Artenvielfalt leidet und so weiter. Schlimm auch die E 10 Durchsetzung, was immer mehr dazu führt, dass Regenwälder dafür verschwinden müssen, da der Bedarf weltweit niemals mit vorhandenen Ackerflächen bestritten werden kann.
Wie stehen Sie und Ihre Partei zu Biogas und E 10?
Warum wird Windgas nicht gefördert? (Eine Initiative von greenpeace - Gasherstellung in Kraftwerken über Windenergie) Ein wirklich CO2 neutrales Biogas!! Ideal auch als Speicher der Energie bei weniger oder gar keinem Wind, da dann das Biogaskraftwerk einspringen kann
Über eine detaillierte Antwort wäre ich als Grünen Wähler sehr dankbar
Sie sind bereits die fünfte Abgeordnete, der ich diesen Brief schreibe. Noch kein Grünen Politiker hat bisher geantwortet...schade
Mit freundlichem Gruß
Axel Schmidt
Sehr geehrter Herr Schmidt,
herzlichen Dank für ihre Nachricht. Zur stofflichen und energetischen Verwertung von Biomasse samt der von ihnen beschriebenen Probleme hat die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen im September nach ausführlicher Debatte ein Positionspapier verabschiedet, das Grundlage für unsere zukünftigen energiepolitischen Initiativen in diesem Bereich sein wird. Sie finden es unter: http://www.gruene-bundestag.de/cms/beschluesse/dokbin/391/391070.biomasse.pdf
Noch ein Wort zu E10: Das Chaos bei der Einführung von E10 und die damit verbundene Verunsicherung ist von der Bundesregierung mutwillig in Kauf genommen worden. Nachdem die deutschen Regierungsvertreter in Brüssel strengere Regeln für die Produktion von sparsameren Autos verhindert und dafür einem höheren Biokraftstoff-Verbrauch zugestimmt haben, wurde für eine sinnvolle Einführung von E10 in Deutschland gar nichts unternommen.
Dabei kann Ethanol grundsätzlich - wenn es nachhaltig erzeugt wird - klima- und umweltverträglicher als Benzin aus Erdöl sein, das durch die Ethanolbeimischung zum Teil verdrängt wird. Dennoch sehen wir Grüne diese Beimischungspflicht kritisch. Eine Strategie, die auf nachhaltig produzierte reine Biokraftstoffe setzen würde, hätte deutliche Vorteile. Mit der Abschaffung der Steuerbefreiung von reinen Biokraftstoffen unter der großen Koalition, wurden viele mittelständischen Produzenten von heimischen Biokraftstoffen, wie reine Pflanzenöle, Biodiesel oder E-85 in den Konkurs getrieben. Nutznießer waren alleine die Mineralölkonzerne, die das Geschäft der Biokraftstoffe selbst in die Hand nahmen und sich kaum um die Nachhaltigkeitskriterien scherten.
Unser Ziel ist es, dass nur Biokraftstoffe verwendet werden, die strengen Nachhaltigkeitskriterien entsprechen. Wenn Urwaldflächen für Biokraftstoffe abgeholzt oder wenn Menschen vertrieben werden, kann das nicht toleriert werden. Ebenfalls nicht tolerabel ist die Zerstörung der heimischen Biodiversität durch den monokulturellen Anbau von Getreide zur Biospriterzeugung, da dies unserer Vorstellung einer nachhaltigen Landwirtschaft und einer sinnvollen energetischen Nutzung von Biomasse (wie im Fraktionsbeschluss beschrieben) entgegensteht. Ein erster Schritt um derartige Entwicklungen zu verhindern ist die seit dem 1. Januar 2011 geltende Nachhaltigkeitsverordnung für Biokraftstoffe. Sie soll sicherstellen, dass nur noch solche Biokraftstoffe steuerlich begünstigt oder auf die Biokraftstoffquote angerechnet werden können, die unter Beachtung verbindlicher Nachhaltigkeitsstandards hergestellt wurden.
Die Gewinnung von Biogas aus Windenergie ist höchst interessant, bedarf aber aus unserer Sicht nicht zuletzt aufgrund des momentan noch verhältnismäßig großen Energieverlustes bei der Methanisierung des Stroms noch einiger Optimierung bzw. verstärkter Forschung und Erprobung.
Für weitere Nachfragen können Sie Sich gerne an mein Büro wenden!
Mit herzlichen Grüßen aus Berlin
Ihre
Katrin Göring-Eckardt