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Katrin Göring-Eckardt
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Frage von Frank N. •

Frage an Katrin Göring-Eckardt von Frank N. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Werte Frau Katrin Göring-Eckardt

Ich habe mit viel Unbehagen und Unverständnis Ihre Aussagen im Länderforum Sachsen vernommen zum Bildungssystem und der Kindererziehung in der ehemaligen DDR vernommen.

Nun möchte ich Ihnen dazu einige Fragen stellen. Sie sind wie ich in der DDr geboren und aufgewachsen und deshalb brauchen wir uns nichts vorzu machen.
Frage 1. Sie haben in der DDR das Abitur gemacht und konnten auch studieren. Waren Sie Mitglied der Pionierorganisation und der FDJ?
Frage 2. Warum lehnen Sie die Kinderbetreung der DDR ab? Noch heute sind die Erzieher und Lehrer besser ausgebildet als in den westdeutschen Ländern.
Frage 3. Warum wurden nach der Wende viele Einrichtungen platt gemacht, z.Bsp. Polikliniken, Sportschulen, die gesamte Feriengestaltung usw.
Frage 4. Warum wird das Schulsytem der DDR nicht in die BRD übernommen, welches deutlich fortschrittlicher war als das heutige Schulsystem ist. Nordeuropäische Länder haben in der DDR viele Arbeitsbesuche gemacht um das Schulsystem zu studieren und zu übernehmen!!!! Was mich am meisten stört, ist das es keinen zentralen Lehrplan gibt, sondern jeder macht was er will.
Frage 5. War die DDR ein Unrechtsstaat, ja oder nein? Vergessen Sie bitte bei Ihrer Antwort nicht das die letzte gültige Verfassung durch Bürgerentscheid angenommen wurde, was heute in der BRD noch auf sich warten läßt. Wäre die DDR ein Unrechtsstaat gewesen dann hätte die DDR keinen Sitz in der Uno gehabt,oder?

Sie wissen genau so wie ich das alles was mit Bildung zu tun hat politisch ausgelegt wird, da war früher so und ist noch heute so. (Kruzifixurteil, solche Dinge haben in öffentlich rechtlichen Schulen nichts zu suchen, Religionsunterricht hat auch in diesen Einrichtungen nichts zu suchen)
Ich hoffe das ich von Ihnen eine wahrheitsgetreue Antwort bekomme.

Viele Grüße aus Dresden

Frank Neumann

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Neumann,

man könnte das Gefühl bekommen, dass Sie nicht Fragen stellen, sondern eine Art Verhör durchführen wollen. Und ich nehme auch an, dass Sie auch schon die jeweils einzige Antwort im Kopf haben, die aus Ihrer Sicht richtig ist. Was glauben Sie, wie ich antworten würde, wenn nicht "wahrheitsgetreu"? Wozu braucht es diese Betonung?

zu Frage 1:
Wollen sie wissen, warum ich Jung-Thälmann-Pionier und sogar Mitglied der Grundorganisationsleitung der FDJ war, oder nur ob?

zu Frage 2:
Ich lehne nicht die Kinderbetreuung ab, aber dass alle, die sich nicht daran beteiligten schräg angesehen oder gar als "asozial" bezeichnet wurden, schon. Und ich lehne - bis heute - pädagogische Konzepte ab, die das Kollektiv über das Individuum stellen, die Kinder mit Panzern spielen lassen und sie schon im Vorschulalter auf die die Staatsführung einschwören wollen.

zu Frage 3:
ich halte viel von vernetzter Versorgung im Gesundheitswesen. Die Polikliniken der DDR waren allerdings Mangelwirtschaft, die Altenheime eine Zumutung, die Heime für Menschen mit Behinderungen ebenso.

zu Frage 4:
Auch wenn ich für längeres gemeinsames Lernen bin, will ich weder, dass Lehrer ebenso wie Schüler nicht sagen dürfen, was sie wollen, noch, dass man einander bespitzelt und jede individuelle Förderung fehlt (s.o.).

zu Frage 5:
Die DDR war ein Unrechtssystem, in dem elementare Rechte verweigert wurden, in dem andere Meinungen und Lebensstile willkürlich kleingehalten und unterdrückt wurden. Dieses Unrecht darf nicht nachträglich mit formalen Begriffsdebatten relativiert werden.

zum Religionsunterricht:
Zur Verfassung eines freiheitlich-demokratischen Staates gehört das aktive und passive Recht auf Religionsfreiheit. Genauso wie niemand gezwungen werden kann, einer Religionsgemeinschaft anzugehören kann niemandem das Recht verweigert werden, seine Religion auszuüben. Ich halte ich die Schule für den richtigen Ort, um Religionsunterricht zu erteilen, auf freiwilliger Basis ja übrigens und als Wahlpflichtfach wie der Ethikunterricht es auch ist.

Mit freundlichen Grüßen
Katrin Göring-Eckardt

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