Werte Frau Michel, gemäß Ihrem TV-Spot sind Sie ja gegen Zoos. Wollen Sie den Tierpark in Friedrichsfelde schließen? Wo sollen die Tiere hin?
Sehr geehrter Herr B.,
als langjährige Lichtenbergerin kenne ich den Tierpark sehr gut. Meine Kinder und Hunde lieben die Weitläufigkeit, die schönen Grünanlagen und die abwechslungsreichen Spielplätze! Auch mit meiner Schulklasse habe ich vor einigen Tagen an einem Workshop im Tierpark teilgenommen. Zuvor stellte ich den Schüler:innen die Aufgabe, darauf zu achten, ob es den Tieren in ihren Gehegen gut geht oder nicht. Am Ende des Tages hatten alle Schüler:innen den Eindruck,
dass die im Tierpark lebenden Tiere ein gutes Leben haben. Sie leben mit Artgenossen zusammen, bekommen gutes Futter sowie medizinische Versorgung und müssen sich nicht vor Fressfeinden fürchten. Viele Tiere werden gezüchtet, um ihre Art zu erhalten. Einige wenige werden sogar in die Freihet entlassen. Das ist doch alles sehr zu begrüßen.
Wenn man jedoch genauer hinsieht, entdeckt man auch Schattenseiten: Beispielsweise die Honigdachse erscheinen mir sehr verhaltensgestört, da sie in einem sehr engen Käfig gehalten werden und tagein tagaus im Kreis herum laufen. Ihre Bewegungen wirken verwirrt und verzweifelt. Als ich eine Mitarbeiterin des Tierparks darauf ansprach, meinte diese, dass mein Eindruck stimmt und die Tiere tatsächlich verhaltensgestört sind. Deshalb sei sie selbst nicht gerne
in der betreffenden Gegend. Sie meinte aber auch, dass es bekanntlich sehr umfangreiche Umbaumaßnahmen gibt, um die Lebensqualität vielen Tiere zu steigern. Ich meinte daraufhin, dass mir bereits vor acht Jahren das Verhalten der Honigdachse aufgefallen ist. Darauf bekam ich kein Kommentar.
Ja, der Tierpark ist der flächengrößte Tiergarten Europas. An sieht, wie wohl sich die Kamele, die Affen oder die Wellensittiche fühlen! Bei einigen Tieren ist jedoch gut zu erkennen, dass sie keine artgerechte Haltung genießen dürfen, wie etwa die Honigdachse. Auch für Großkatzen, wie den Tigern oder den Löwen, ist eine Käfighaltung nicht angemessen. Sie streifen von einer Seite zur anderen ihres Käfigs - eine deutliche Verhaltensstörung.
Ich möchte mich dafür einsetzen, dass nicht nur Prestige-Tiere, wie die Panda-Bären im Zoo oder die Bisons und die Kamele im Tierpark ein bedürfnisorientiertes Zuhause bekommen, sondern ALLE! Wenn die Tiere in der Gefangenschaft leiden, muss man dafür sorgen, dass sie sich wohlfühlen oder ganz auf ihre Haltung verzichten.
Mit freundlichen Grüßen
Katja Michel