Wie kann es sein, dass eine finanzschwache Kommune wie Krefeld am Ende über 20 Mio. EUR in ein Stadion für -gemessen an den Einwohnern - eine Hand voll Bürger:innen investiert, statt in Infrastruktur
Wie kann es sein, dass eine finanzschwache Kommune wie Krefeld am Ende über 20 Mio. EUR in ein Stadion für -gemessen an den Einwohnern - eine Hand voll Bürger:innen investiert, statt in Infrastruktur, öffentl. Grün, Sportstätten und Badeanstalten.
Ich erwarte von einer Volkspartei, dass Sie Politik für die breite Mehrheit macht, statt für einzelne Gruppierungen.
Sehr geehrter Herr A.,
für Ihre Anfrage zur Sanierung des Grotenburg-Stadions bedanke ich mich
recht herzlich. Sie befasst sich zwar mit einem originär
kommunalpolitischen Thema, dennoch möchte ich als Landtagskandidatin
gerne versuchen, Ihnen die Haltung der SPD Krefeld in dieser Frage zu
erläutern. Die Investitionssumme ist nun - das nur als kurze Vorbemerkung - im Rat am vergangenen Mittwoch auch mehrheitlich dadurch reduziert, dass das Stadion zunächst nicht mehr zur Drittliga-Tauglichkeit saniert wird und dadurch einige Posten wegfallen. Dennoch bleibt es selbstverständlich bei einer hohen finanziellen Aufwendung, die aber aus verschiedenen Gründen gerechtfertigt ist - dazu komme ich im weiteren Verlauf ausführlicher.
Sicherlich hat die geplante und inzwischen begonnene Stadionsanierung
eine große Rolle in der öffentlichen Debatte der vergangenen Monate
gespielt – dies aufgrund ihrer Tragweite auch aus nachvollziehbaren
Gründen. Insofern mag hierdurch tatsächlich der Eindruck entstehen, dass
die getroffene Entscheidung für eine Sanierung weitere gewichtige
Themen der Stadtentwicklung wie die von Ihnen skizzierten
vernachlässigt.
Diesem Eindruck muss jedoch ausdrücklich widersprochen werden. So
möchte ich an dieser Stelle beispielsweise auf den Beschluss zum
städtischen Haushalt 2022 hinweisen, der sich klar zu der Prämisse
bekennt, dass Investitionen in städtische Immobilien, Schulen,
Kindertagesstätten und Sportanlagen Investitionen in das aktuelle und
zukünftige Eigentum der Stadt darstellen – und somit in das Eigentum der
Krefelderinnen und Krefelder. Sie sind zugleich Investitionen in die
Zukunft. Vor diesem Hintergrund wurden etwa unter Führung der Krefelder
SPD-Fraktion die städtischen Zuschüsse an den Eigenbetrieb Zentrales
Gebäudemanagement und den Kommunalbetrieb kontinuierlich in der
mittelfristigen Finanzplanung bis einschließlich des Haushaltsjahres 2025
um 29,5 Mio. EURO bzw. 9 Mio. EURO zusätzlich erhöht.
Auf Grundlage der Arbeit der Sportstättenkommission wird die sukzessive
Sanierung der Krefelder Sportstätten vorangetrieben, mittelfristig stehen
zur Sanierung und Erweiterung von fünf Sportstätten 14,5 Mio. EURO
bereit. Im Rahmen des Programms „Gute Schule“ standen und stehen
insgesamt 143 Millionen Euro für die Sanierung der Schullandschaft zur
Verfügung. Ähnliches gilt für die Sanierung der Straßen und Radwege (70
Mio. Euro in der mittelfristigen Finanzplanung seit 2017).
Diese Auflistung ließe sich noch weiter fortführen, sprenge aber sicherlich
diesen Rahmen. Zudem soll meine Antwort nicht gleichbedeutend damit
sein, dass wir uns der zahlreichen weiteren Aufgaben und
Herausforderungen, vor denen wir stehen, nicht bewusst wären. Auch
möchte ich sie nicht als Immunisierung gegen jegliche Kritik verstanden
wissen, denn Politik lebt auf allen Ebenen vom gegenseitigen Austausch.
Ich hoffe allerdings, diese Beispiele belegen, dass man sehr wohl das eine
tun kann, ohne das andere zu lassen - zumal die Sanierung des
Grotenburg-Stadions gleichsam eine wesentliche Investition in die
städtische Infrastruktur und Daseinsvorsorge ist. Es geht hier nicht um ein
vermeintliches „Lieblingsprojekt“, sondern um die Verantwortung für eine
Immobilie, die sich im Eigentum der Stadt Krefeld und somit im Eigentum
aller Krefelderinnen und Krefelder befindet. Ihre Nutzung wieder zu
ermöglichen ist daher der Sinn und das Ziel der geplanten Sanierung.
Zur Sanierung des Grotenburg-Stadions war die Position der Krefelder SPD
immer die, dass das Stadion unabhängig von der sportlichen Entwicklung
und den handelnden Personen des Vereins in Angriff genommen werden
muss. An dieser Position halten wir fest. Denn der Punkt ist: Die
Grotenburg gehört nicht dem KFC Uerdingen, sondern als städtische
Immobilie den Bürgerinnen und Bürgern Krefelds. Es besteht daher
insbesondere vor dem Hintergrund der jahrzehntelangen
Vernachlässigung und ausbleibenden Instandsetzungsinvestitionen eine
Verantwortung gegenüber diesem Eigentum. Das Stadion soll wieder
nutzbar gemacht und damit auch den Krefelderinnen und Krefeldern
wieder zurückgeben werden. Auch wenn dem KFC Uerdingen als
Hauptnutzer der sanierten Grotenburg eine besondere Rolle zukommt,
sind hier durch die Sanierung in Zukunft neben dem Fußball auch weitere
Nutzungen denkbar, die im unsanierten Zustand de facto nicht zulässig
und umsetzbar sind.
So sind im Nutzungskonzept u.a die Durchführung von Heimspielen der
KFC-Jugendmannschaften, von Spielen anderer Krefelder Vereine mit
entsprechenden Anforderungen (vgl. das Niederrheinpokalspiel zwischen
dem VfR Fischeln und Rot-Weiß Essen), Spielen der ersten Mannschaft der
Krefeld-Ravens e.V. (Football) oder der Fußball-Stadtmeisterschaft im
Junioren- sowie im Seniorenbereich vorgesehen. Ferner bietet ein
saniertes Stadion wieder die Möglichkeit, Junioren- und/oder Frauen-
Länderspiele oder DFB-Jugendturniere auszutragen. Hinzu kommen
wiederhergerichtete Flächen für den Schulsport, u.a. für die im
Einzugsgebiet liegenden Schulen Grotenburgschule, Gesamtschule
Oppum, Berufskolleg Glockenspitz, die Förderschule Franz-Stollwerck-
Schule und die Gesamtschule Kaiserplatz. Darüber hinaus kann auch der
Amateur- und Breitensport die beiden Flächen nutzen. Die
Kunstrasenfläche erfüllt die Maße eines Fußball-Kleinspielfeldes, sodass
zumindest Trainingseinheiten im unteren Jugendbereich absolviert werden
können. Des Weiteren können auf beiden Flächen weitere
Bewegungsangebote von Vereinen, sowie gemeinnützige Angebote (z.B.
Sport im Park) angeboten werden.
Wie sie sehen, erfolgt Sanierung des Stadions aus einer klar
gesamtstädtischen Perspektive, ist in diesem Sinne eindeutig eine
bedeutsame Investition in die nicht nur sportliche Infrastruktur Krefelds
und damit Politik für die von Ihnen zitierte „breite Mehrheit“.