Frage an Karl Theodor von und zu Guttenberg von Erwin W. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrter Herr von und zu Guttenberg,
viele leistungsstarke Abiturienten wandern zum Studium nach Thüringen und Sachsen ab, weil es dort keine Studiengebühren gibt. Wie sehen Sie die Chancen, dass junge Menschen auch nach der Schule Bayern als ihre Heimat sehen dürfen?
Für Ihr Statement zum Thema Bildungsgerechtigkeit bedankt sich
mit freundlichen Grüßen
Erwin Winkler
Sehr geehrter Herr Winkler,
für Ihre Frage vom 02. Oktober dieses Jahres bedanke ich mich und möchte mich zugleich für die unbotmäßig späte Antwort entschuldigen.
Zunächst erlaube ich mir, Ihrer Feststellung, dass eine zunehmende Zahl von Abiturienten zum Studieren in benachbarte Bundesländer aufgrund der hiesigen Studiengebühren abwandere, die aktuellen Zahlen bayerischer Hochschulen entgegen zu stellen: Nach den vorläufigen, von den Hochschulen gemeldeten Zahlen, ist zum Wintersemester 2008/09 bei den Studienanfängern in Bayern ein Zuwachs von sechs Prozent zu verzeichnen. Die Studienanfängerzahlen steigen seit Jahren kontinuierlich an - die behauptete abschreckende Wirkung von Studienbeiträgen, die sich durch Abwanderung der Studenten ausdrücken kann, ist daher nicht erkennbar.
Das bedeutet gleichwohl nicht, dass es nicht einige Studenten gibt, die zum Studium in andere Bundesländer gehen. Allerdings sei hier vermerkt, dass hierfür häufig die Ursache darin zu suchen ist, dass sie gerne in einer anderen als der Heimatstadt studieren möchten oder dass sie auf dem Weg zum Erwachsenwerden ihrem Freiheitsdrang sowie dem Drang auf eigenen Füßen zu stehen, nachkommen wollen. Der gleichen Motivation folgen allerdings selbstverständlich Studenten anderer Bundesländer, welche sich gerne für einen bayerischen Studienort entscheiden.
An diesem Verhalten ist nichts Kritikwürdiges. Ziel sollte es vielmehr sein, einer möglichst großen Anzahl an jungen Akademikern nach dem Studium eine interessante Perspektive in Bayern zu bieten. Aber auch hier sprechen die Zahlen durchaus für den "Standort Bayern".
Zu den Studiengebühren als solche möchte ich noch anmerken, dass mich auch sehr positive Rückmeldungen von Studenten erreicht haben, deren Universität die Gelder konsequent für die Verbesserung der Lehre und der Studienbedingungen genutzt haben. Hier wiederum gilt es, eine stets sinnige Verwendung im Auge zu behalten.
Mit herzlichen Grüßen
Dr. Karl-Theodor zu Guttenberg, MdB
Generalsekretär der CSU