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Karl A. Lamers
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Frage von Michael B. •

Frage an Karl A. Lamers von Michael B. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Dr. Lamers,

welche Auswirkungen hat das jüngste Urteil des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte zu den Opfern von Katyn auf die Opfer von Marienburg?
Gehört es nicht auch zu einen freundschaftlichen Verhältnis zwischen Polen und Deutschland, daß die Hintergründe dieses Massengrabes vollständig geklärt werden?
Ende 2008 waren in der polnischen Stadt Malbork, dem früheren deutschen Marienburg, erste Opfer eines riesigen Massengrabes mit weit über 2000 Toten gefunden worden. Die Überreste von mehr als eintausend Frauen und viele hundert Kleinkinder dominierten den grausigen Fund. Trotz zahlreicher Ungereimheiten in Zusammenhang mit den Opfern und Hinweisen auf politische Verschleierungen stellten zwei Staatsanwaltschaften die Ermittlungen hierzu ein, die erst durch Meldungen von "Gazeta Wyborcza", "Polskaweb News" und Anzeigen besorgter junger Marienburger überhaupt eingeleitet wurden.

Kann Versöhnung gelingen, wenn Menschenrechte nicht uneingeschränkt für alle Opfer gelten?

Mit freundlichen Grüßen
Michael Breusch

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Breusch,

vielen Dank für Ihre Email zum Thema Menschenrechte.

Wie Sie völlig richtig darstellen, hat die Entdeckung des Massengrabes in Malbork, unterhalb der berühmten Marienburg, erhebliches Aufsehen erregt. Die große Anzahl der Toten – insgesamt 2.116 Personen, unter ihnen 1.001 Frauen, 381 Männer, 377 Kinder und 352 Personen, deren Geschlecht und Alter nicht bestimmt werden konnten - , sorgte für große Diskussionen in Deutschland und Polen.

Es ist jedoch ein hervorragendes Zeichen der Versöhnung, dass es ausgerechnet deutsche Heimatvertriebene und junge Polen waren, die sich für die Aufklärung dieser Massengräber einsetzen. So hat die Staatsanwaltschaft in Malbork erst auf Druck polnischer Einwohner und Historiker ihre Ermittlungen eingeleitet, nach deren Ergebnissen es sich bei den Opfern um deutsche Zivilisten handelt, die 1945 oder danach durch Hunger, Kälte und Krankheiten umgekommen sind. Wenige Gebeine wiesen Merkmale eines gewaltsamen Todes durch Waffeneinsatz oder infolge von Kampfhandlungen auf.

Am 14. August 2009 haben die Toten auf der deutschen Kriegsgräberstätte in Neumark bei Stettin ihre letzte Ruhestätte gefunden. Dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. gebührt großer Dank für das Engagement bei der Umbettung.

Auch die Union setzte sich von Anfang an für eine schnelle sowie fachgerechte Aufklärung des Fundes und eine anschließende würdevolle Bestattung der Opfer ein. Die Flucht und Vertreibung von 14 Millionen Deutschen am Ende des Zweiten Weltkrieges und danach ist die größte Zwangsmigration in der Weltgeschichte, deren Aufarbeitung als mahnendes Lehrstück von europäischem Interesse ist.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Karl A. Lamers MdB