Als Abgeordnete für ihren ländlichen Wahlkreis muss ihnen das 9€ Ticket und alle Nachfolgemodelle ein Dorn im Auge sein. Was gedenken sie bzgl. des ÖPNV im ländlichen Bereich zu unternehmen?
Sehr geehrter Herr R.,
vielen Dank für Ihre Nachricht über das Portal „Abgeordnetenwatch“ zur Thematik des öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) und dem 9-Euro-Ticket bzw. den ins Auge gefassten Nachfolgemodellen. Gerne können Sie mich auch zukünftig persönlich kontaktieren (E-Mail: info@karinawächter.de).
Zu Ihrer Frage: Das 9-Euro-Ticket hat eine (finanzielle) Entlastung für die Nutzerinnen und Nutzer des ÖPNV gebracht - keine Frage. Allerdings wurde und wird der öffentliche Personennahverkehr in erster Linie in den Ballungszentren bzw. Städten genutzt, wodurch auch insbesondere dort Bus und Bahnverkehr an seine Grenzen gekommen sind. In großen Teilen unserer Region besteht kein ausreichender Personennahverkehr und wird - wenn wir auch ehrlich sind - auch nie bestehen.
Daher beobachte ich mit großem Interesse die Entwicklungen und Neuerungen des ÖPNV beispielsweise im Rhein-Hunsrück-Kreis, den ich mit der Verbandsgemeinde Kirchberg wie die Gemeinde Morbach im Landtag vertreten darf. Dort werden die Konzepte der Landesregierung nach den aus städtischer Perspektive (vermutlich) sinnvollen Maßgaben des Landes umgesetzt - in den ländlichen Regionen scheint das aber nach den Erfahrungen im Rhein-Hunsrück-Kreis nicht zu funktionieren. So geht beispielsweise das neue/aktuelle Angebot im Rhein-Hunsrück-Kreis an den Bedürfnissen der Menschen im Rhein-Hunsrück Kreis vorbei. Die Menschen nutzen es nicht, dadurch entstehen Leerfahrten mit großen Bussen, die ökonomisch und ökologisch nicht dauerhaft zu rechtfertigen sind - da sind sich die regionale Politik und die Menschen in unserem Nachbarkreis einig.
Daraus ziehe ich auch für unseren Kreis meine Schlüsse: Wir benötigen Lösungen für einen ÖPNV im ländlichen Raum, der den Menschen auch etwas nutzt. Dazu gehören entlang der großen (und damit voraussichtlich besser genutzten) Strecken natürlich Busverkehre (zusätzlich zum Busverkehr, der in erster Linie die Kinder zu Schulen). Diese Verkehre müssen kombiniert werden mit innovativen und flexiblen Lösungen. Ich nenne dabei die Bürgerbusse oder Anrufdienste (wie "Mobilität on Demand“-Konzept - also Mobilität auf Abruf), die den Menschen in unserer Region besser nutzen können, da sie flexibel genutzt werden können. Damit können die Bedürfnisse eher erfüllt werden.
Ich kann mir gut ein Nachfolgeticket für den ÖPNV vorstellen, was nicht an Grenzen von Verkehrsverbunden Halt macht. Das darf allerdings nicht zulasten des ländlichen Raumes gehen. Wir brauchen entsprechende Verbesserungen auch in unserer Region. Das bedeutet gleichzeitig, dass wir - gerade in diesen Zeiten der Energiekrise - auch die Pendlerinnen und Pendler nicht vergessen. Sie sind in aller Regel schlicht auf ihre Fahrzeuge angewiesen und leiden unter den hohen Spritpreisen, sodass ich hier auch eine Unterstützung (beispielsweise in Form der Erhöhung der Pendlerpauschale oder Ausweitung ab dem ersten Kilometer) für sinnvoll erachte.
Herzliche Grüße
Karina Wächter