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Karin Müller
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Frage von Michael S. •

Darf ich Sie fragen, mit welchen Institut der Uni Kassel die Wärmeleitplanung erarbeitet wird?

Sehr geehrte Frau Müller, aus welchen Quellen soll die Energie zur CO2-freien Wärme-Erzeugung stammen und welche Quellen stehen heute schon zur Verfügung? Braucht man dafür nicht auch eine Planung?
Schöne Grüße
S.

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr S. 

für die erfolgreiche Umsetzung einer umfassenden Wärmewende in der Stadt Kassel ist die Entwicklung einer ambitionierten kommunalen Wärmeleitplanung von entscheidender Bedeutung. Diese Planung soll als Grundlage für die Gestaltung der weiteren Entwicklung und als Entscheidungshilfe für zukünftige Maßnahmen dienen. Um dies zu erreichen, werden der energetische Zustand der Gebäude und Infrastruktur, die aktuellen und prognostizierten Energiebedarfe im Wärmesektor sowie die vorhandenen und potenziellen Energiequellen mithilfe von GIS erfasst und fortgeschrieben. Auf dieser Basis sollen quartiersbezogene energetische Sanierungsziele, technische Optimierungsoptionen und Entwicklungsziele für die Wärmeversorgung definiert werden. Dabei werden Aspekte wie die Wärmequellen, ihre Kopplung und die Infrastruktur, einschließlich der Versorgungsnetze, berücksichtigt.

In Kassel befindet sich der Planungsprozess für eine klimaneutrale Wärmeversorgung in vollem Gange. Im August 2019 beschloss die Kasseler Stadtverordnetenversammlung, den Umstieg auf klimaneutrales Handeln zu fördern und eine vollständige Versorgung mit erneuerbaren Energien so schnell wie möglich zu erreichen. Das erklärte Ziel ist es, bis 2030 Klimaneutralität zu erreichen. Zur aktiven Förderung dieses ehrgeizigen Ziels und zur Unterstützung des notwendigen Prozesses wurde im März 2020 ein Klimaschutzrat eingerichtet. Dieser berät den Magistrat und die Stadtverordnetenversammlung konstruktiv auf dem Weg zur Klimaneutralität und in Fragen des Klimaschutzes.

Der Klimaschutzrat hat bereits konkrete Vorschläge zur "klimaneutralen Wärmeversorgung" gemacht. Ein Beispiel ist die Untersuchung der Abwärme der Kasseler Industrie, um ihren Beitrag zur Wärmeversorgung zu ermitteln. Ebenso können potenzielle Abnehmer für Abwärme in den Gewerbegebieten Kassels durch ein Abwärmekataster identifiziert werden. Es ist wichtig zu beachten, dass Abwärmenutzung nicht nur aus Abwasser erfolgen kann, sondern dass auch Technologien wie Wärmepumpen, Energiespeicher oder sogenannte Sorptionskälteanlagen, die Wärme für die Kälteproduktion benötigen, zur Versorgung angrenzender Betriebe eingesetzt werden können. In vielen Fällen kann auch eine Anbindung an das Kasseler Fernwärmenetz sinnvoll sein.

Die perspektivische Erweiterung der Fernwärmenutzung bietet eine großartige Chance, die Kasseler Wärmeversorgung weitgehend unabhängig von externen Energiequellen, insbesondere Gas, zu gestalten. Dies wäre nicht nur umweltfreundlich, sondern würde auch zur Preisstabilität beitragen.

Es zeigt sich, dass es viele Möglichkeiten und Ansätze zur klimaneutralen Wärmeversorgung gibt, wobei jede Technologie ihre Vor- und Nachteile mit sich bringt. Diese müssen individuell abgewogen und auf den jeweiligen Anwendungsfall abgestimmt werden. Um die Wärmewende in Kassel umfassend umzusetzen, ist eine ambitionierte kommunale Wärmeleitplanung erforderlich, um die bestmögliche Kombination von Technologien zu ermitteln. Die Wärmeleitplanung wird derzeit von dem Fachgebiet Solar- und Anlagentechnik der Universität Kassel in Zusammenarbeit mit dem Umwelt- und Gartenamt der Stadt Kassel sowie den Städtischen Werken durchgeführt und durch das Land Hessen gefördert.

Es wird deutlich, dass die Wärmeleitplanung ein entscheidendes Instrument zur Gestaltung eines klimaneutralen Kassels ist. Die Wärmeleitplanung soll übrigens demnächst veröffentlicht werden. Kassel hat die Möglichkeit in der kommunalen Wärmewende als Vorreiter zu agieren.

Herzliche Grüße,

Karin Müller