Frage an Karen Larisch von Alexis S. bezüglich Verkehr
Sehr geehrte Frau Larisch,
ich möchte Ihnen gerne eine Frage zur Verkehrspolitik stellen:
Falls Sie in den Landtag gewählt werden, welche Maßnahmen werden Sie und Ihre Parteikolleg(inn)en ergreifen, um den öffentlichen Personenverkehr in Mecklenburg-Vorpommern attraktiver zu machen?
Was halten Sie von der Idee eines landesweiten Verkehrsverbunds mit einheitlichen Tarifen, getakteten und aufeinander abgestimmten Fahrplänen, einheitlichen Fahrplanmedien und Infomaterialien etc.? Welche Hürden gibt es auf dem Weg dorthin? Wie werden Sie diese Hürden überwinden?
Welche konkreten Beiträge werden Sie leisten, damit wieder mehr Menschen unabhängig von ihren finanziellen Mitteln Zugang zu Mobilität bekommen? Eine Fahrt von Güstrow nach Rostock und zurück kostet inzwischen 13,80 Euro (für 2 x 22 Minuten im Regionalexpress!). Wie werden Sie der daraus resultierenden Ausgrenzung finanzschwächerer Menschen von öffentlicher Mobilität entgegen wirken?
Welche Entwicklungspotentiale hinsichtlich öffentlicher Mobilität im ländlichen Raum werden Sie nutzen, damit wieder mehr Menschen ohne Fahrerlaubnis unabhängig mobil sein können?
Welche Weiterentwicklung von Radwegen im Land wird es mit Ihnen geben, nachdem M-V im bundesweiten Wettbewerb vom Fahrradland Nr. 1 auf Platz 7 abgestiegen ist?
Mit freundlichen Grüßen
A. S.
Sehr geehrter Herr Schwarz,
vielen Dank für Ihre Fragen. Die von Ihnen geschilderten Probleme sind ein ausführliches Gespräch wert und tatsächlich mit relativ wenigen finanziellen Mitteln lösbar. Leider wird es trotzdem schwierig werden, weil Querdenker*innen in unserem Land immer argwöhnisch abgewiegelt werden. Ideen von Bürger*innen hört so gut wie Niemand in der Landespolitik gerne, es hat den Anschein- das nervt.
Ich will den Rundumschlag, den Sie treffend dargestellt haben, nicht wiederholen. Bus und Bahn fahren zu wenig, gar nicht oder zur falschen Zeit. Für viele Menschen ist es auch schlicht zu teuer. Zwei Fahrzeuge können sich die Wenigsten leisten, und es schadet auch der Umwelt.
Als Frau, die leichte, praktische Lösungen bevorzugt habe ich einige Ideen und Konzepte für den Nahverkehr, bezahlbar und brauchbar. Mir ist bewusst, dass nicht jeder kleine Ort rund um die Uhr eine Bus- und Bahnverbindung haben kann - aber unterwegs sein geht auch anders.
Ich möchte meine Ideen in einer fiktiven Gemeinde für Sie erklären, nennen wir sie Zukunft.
Zukunft besteht aus vielen kleinen Ortschaften, leerstehenden Höfen, zwei bis drei verwaisten Bushaltestellen, einmal täglich rauscht die Bahn durch. Der Arzt ist weg und der letzte Laden zugenagelt. Aber es gibt Menschen und viel Platz. Ich bin überzeugt, dass mit weniger Bürokratie und unsinnigen Regularien die Zukunft in Zukunft eine Chance hat. Ich würde den Menschen die leerstehenden Höfe als Gemeinschaftsgebäude geben, sie können mit wenigen finanziellen Anschubfinanzierungen ein Carsharingsystem aufbauen, die Gemeinde kann einen oder zwei (je nach Bedarf) Kleinbusse anschaffen und so selbstständig Anbindung an die Bahn schaffen. Auch eigene Fahrpläne sind möglich. In den Gemeinschaftsgebäuden gibt es Einkaufsmöglichkeiten, eine Gemeindekrankenschwester, Ärzte können sich abwechselnd dort den Menschen widmen. Freizeittreff, kleine Bibliothek, Kino und Theater- alles hat Platz. Auch soll (muss) eine Beraterin für alle möglichen Fragen immer vor Ort sein. Vielleicht auch ein Kinder- und Jugendtreff. Es ist doch schön, wenn die fitten, älteren Menschen auf die Kleinen aufpassen und die jungen Menschen den älteren beim Einkauf, im Garten oder dem Haus helfen. Wir schaffen sogar Beschäftigungsmöglichkeiten und stoppen die Abwanderung. Breitbandausbau benötigen wir natürlich auch dringend, aber bitte auch alle Informationen immer in Papier. Überzeugt bin ich, dass die Menschen mitgestalten wollen und noch mehr Ideen haben. Auch bei den Radwegen. Wir müssen endlich den Föderalismus auch im Straßennetz überwinden. Dieser Streit um den "Besitz" von Wegen und Straßen hemmt den Ausbau mehr als jedes finanzielle Problem. Den Gemeinden und Städten per Beschluss das Geld zu sperren und dann zu wenige Radwege und kaputte Straßen abmahnen hat ja schon was Satirisches. Öffentlicher Raum gehört Allen und dazu gehören auch Radwege. Der Bund hat hier ganz klar eine Verantwortung, das Land muss den Gemeinden mehr Spielraum geben. Anstatt ständig neue Baugebiete und Gewerbegebiete auszuschreiben, die dann vor sich hin leer stehen- ist das Geld besser in den Ausbau des Rad- und Wanderwegenetzes investiert.
Finanzielle Entlastungen beim Ticketkauf? Ja! Ich stehe für die insgesamte Überarbeitung von Ermäßigungstarifen, auch in Kultur- und Freizeiteinrichtungen. Schön, dass Altersrenter*innen davon profitieren - auch vermögende. Wirtschaftlich schwache Menschen haben keine bis wenig Chancen auf diese Unterstützung. Das ist weitestgehend Bundespolitik, hier schauen wir trotzdem. In den Landkreisen können wir aber Sozialtickets einführen. Ich plädiere dafür, gleichzeitig eine Ehrenamtskarte zu verhandeln. Denn dieses Dankeschön ist überfällig. Das Sozialticket und die Ehrenamtskarte müssen den selben Namen, das selbe Aussehen haben- zur Verhinderung der Stigmatisierung durch Armut.
Lieber Herr Schwarz, das Thema ist so komplex- ich könnte noch Seiten schreiben.
Aber ich hoffe, dass ich Ihnen darlegen konnte: Fehlende und zu teure Mobilität schafft weitaus größere gesellschaftliche Ausgrenzung als nur die fehlende Möglichkeit zu selten in die Stadt zu kommen. Darum reicht es nicht, nur ein Ministerium zu beauftragen - Alle müssen es gemeinsam lösen.
Mit freundlichen Grüßen
Karen Larisch