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Frage von Stefan K. •

Frage an Jürgen Neuber von Stefan K. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Herr Neuber,

Ihre Partei wirbt auf den Wahl-Plakaten mit "frischer Wind für Bayern". Stellt sich mir bei dem Slogan die Frage, wie sieht aus Ihrer und der Sicht Ihrer Partei Bayerns windige Zukunft - ich meine, daß WKAs und Windparkanlagen in unsere schöne Oberpfalz kommen sollen- aus? Wie möchten Sie die Energiepolitik in den kommenden Jahren gestalten?

mfg
Stefan Knab

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Knab,

wie sie es bereits andeuten, ist die Windkraft gerade in der nördlichen Oberpfalz sehr unbeliebt in der Bevölkerung. Aktuell gibt es ja den Fall Forstlohe, bei dem unser Bezirkstagskandidat Norbert Bücherl als Bürgermeister von Freihung direkt betroffen ist und nun wohl doch nicht kommt. Auch wir hatten in unserem Altlandkreis bereits vor einigen Jahren das Thema auf der Tagesordnung. Ich selbst bin auch skeptisch, ob wir das Risiko eingehen sollten, das was wir an Kapital in Ostbayern haben, die Landschaft, leichtfertig Preis zu geben.

Für eine sinnvolle gewerbliche Nutzung ist es nicht sinnvoll einzelne Anlagen in die Landschaft zu stellen, sondern die Zukunft dürfte den großflächigen Windparks gehören. Dadurch würde aber eine Landschaft regelrecht industrialisiert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es hierfür in unseren Landstrichen Mehrheiten geben wird, ich jedenfalls könnte dem nicht zustimmen, zumindest nicht auf dem Land. Amortisiert sich eine Windkraftanlage energietechnisch an Land erst nach etwa einem Jahr, ist dies bei Offshore-Anlagen oft bereits nach einigen Monaten der Fall. Daher liegt die Zukunft der Windenergie meiner Meinung nach Offshore.

Eine Ausführliche Darstellung zur kompletten Energiepolitik dürfte den Rahmen sprengen, daher nur einige Stichworte zu weiteren Brennpunkten:

Kernenergie: Ich persönlich halte nicht besonders viel davon aus der Kernenergie von heute auf morgen ganz auszusteigen, gerade bei dem hohen Anteil, den wir in Bayern haben. Im Prinzip wäre Kernenergie eine gute Möglichkeit unseren Energiebedarf CO2-arm zu decken, bis andere Energiequellen zur Verfügung stehen. Aber ungelöste Probleme wie zum Beispiel die der Endlagerung, zwingen uns natürlich mittelfristig auf andere Energieträger zurückzugreifen. Kurzfristig wäre wohl ein Ersatz nur durch Kohle möglich, was natürlich nicht sinnvoll ist, denn solange es keine CO2-neutralen Kohlekraftwerke gibt, sollte man eigentlich eher über einen Ausstieg aus der Kohleenergie nachdenken. Vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass 6 der 10 „dreckigsten“ europäischen Kraftwerke in Deutschland stehen. Daher wird uns die Kernenergie noch einige Zeit begleiten.

Andere erneuerbare Energien: Hier sollte man immer sehen, welche Energiegewinnung passt wo. Wie bereits erwähnt Windkraft im Norden und Offshore. Bei uns entwickelt sich gerade die Solarenergie rasant und wird auch relativ stark akzeptiert. Der neueste Trend ist, dass sogar in Industrie- und Gewerbegebieten gewerbliche Solarparks entstehen. Diese Entwicklung unterstützen wir bereits jetzt in den kommunalen Gremien. Unsere Aufgabe wird sein, diesen Trend zu sichern.

Biomasse dürfte die zweite große Energiequelle der Zukunft in unserem Landstrich sein, da wir eine sehr breit aufgestellte Land- und Forstwirtschaft haben, die nach neuen Methoden strebt. Allerdings weniger in großen Anlagen, da hier der Anfahrtsweg wieder Energie kostet und CO2 freisetzt. Hier sehe ich eher kleine dezentrale Anlagen und diese werden wir auch weiterhin unterstützen. Unsere erste Aufgabe wird sein, stillgelegte Flächen zum Zweck der Energiegewinnung wieder zu aktivieren.

Das meiste Potential, das schnell gehoben werden kann, liegt jedoch im Kleinen. Wie bereits bei der Solarenergie hat jeder Hausbesitzer die Möglichkeit selbst etwas zu tun. Durch energetische Sanierung und Methoden wie die Erdwärme haben wir ein Potential das schnell einiges zu unserem Energiemix und zur Einsparung beitragen kann. Hier müssen wir sehen, ob wir dieses Potential nicht noch stärker in das Bewusstsein der Bevölkerung bringen können, dazu sollten wir die Fördermöglichkeiten ausbauen.

Wasserenergie: Diese erneuerbare Energiequelle wird gerne vergessen, dabei hat sie einen wesentlichen Anteil der Energiegewinnung in Bayern nicht nur unter den Erneuerbaren. Ein weiterer Ausbau ist kaum möglich, allerdings müssen wir bestehende Anlagen sichern.

Bayern steht formal relativ gut da, was erneuerbare Energien betrifft. Leider ist das kein Erfolg der Politik der letzten Jahre, sondern in der Tradition der Wasserkraftnutzung in Bayern begründet. Hier hat sich die Staatsregierung auf den guten Zahlen ausgeruht. Daher werde ich mich dafür einsetzten, dass wir bei den anderen Energien endlich auch in Bayern aktiver werden und gerade die Biomasse und die Erdwärme stärker voranbringen. Bei der Solarenergie müssen wir aufpassen, dass das Abschmelzen der Subventionen den positiven Trend nicht stoppt. Wenn wir in diesen 3 Feldern Erfolg haben, können wir guten Gewissens darauf verzichten Windenergie in unserem Bereich auszubauen.

Ich hoffe damit ihre Frage beantwortet zu haben. Für Rückfragen stehe ich natürlich auch gerne zur Verfügung.