Julienne Trempert
SPD
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Frage von Günter R. •

Frage an Julienne Trempert von Günter R. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Den MIndestlohn halte ich für notwendig,um aus dem "Billiglohntrauma" von Thüringen vergleichbare Verhältnisse zu anderen Bundesländern zu schaffen.
Nur ist das markttypische Verhalten und deren Mechanismen so aufgestellt (systemimanent),daß sich diese Forderung durch die Unternehmen umgehend
auf die Verbraucherpreise,besonders von Dienstleitungen,sich auswirken.Einen Haarschnitt z.B. aus früheren Zeiten,war nicht kostendeckend,was aber
jetzt passiert,ist die komplette Weitergabe an die Verbraucher,plus einen satten Zusatzgewinn für die Unternehmen.Aus diesem "Teufelskreis"werden wir
kaum entfliehen können.Ihre Meinung würde mich interessieren.

Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Reichelt,

ich bin nicht der Typ für ellenlange Antworten mit wenig Inhalt, daher werde ich es kurz und knackig formulieren. Der Mindestlohn war eine notwendige Entscheidung, um endlich den Abwärtstrend der Lohnspirale ein Ende zu setzen. Es freut mich, dass wir einer Meinung sind. Jedem muss aber klar sein, dass erstmal „jemand“ für die gestiegenen Kosten aufkommen muss. Arbeitnehmer argumentieren natürlich, dass Unternehmen zufriedene Mitarbeiter brauchen, um produktiv zu bleiben. Unternehmen sollen daher auch die vollst. Kosten für den Mindestlohn übernehmen…Unternehmen streben aber aus wirtschaftlichen Grundsätzen Gewinnmaximierung an und müssen den Kostenanstieg gegenfinanzieren. D.h. wenn ich nicht unbedingt Mitarbeiter entlassen will, muss ich die Einnahmen erhöhen. Persönlich finde ich es legitim Preissteigerungen für best. Dienstleistungen wie dem Friseurbesuch für den Verbraucher in einem Toleranzbereich weiter zu geben, wenn ich als Konsument davon ausgehen kann, dass der Mitarbeiter dafür endlich mehr erhält als 3,50€ pro Std.. Das gehört für mich zur Wertschätzung von erbrachter Arbeit dazu. Auch die Verbraucher tragen ein Teil der Verantwortung für gerechte Entlohnung zu sorgen.

Unfair sind aber die Erhöhungen, die zu satten Zusatzgewinnen führen. Das ist erstmal sehr ärgerlich für den Verbraucher. Als Wirtschaftslehrerin betrachte ich die künftige Entwicklung recht nüchtern. Nehmen wir nun als Bsp. Wieder die Friseure: Schlussendlich konkurrieren die Unternehmen gerade im Dienstleistungsbereich weiterhin im Wettbewerb und werden sich weiter im Kampf um Kundschaft unterbieten. Sicherlich werden wir nicht wieder bei 7,50€ für einen Herrenhaarschnitt ankommen, aber es wird sich ein neues Gleichgewicht einstellen, ohne angesetzte Zusatzgewinne. Das geschieht nicht von heute auf morgen, aber mittelfristig ist es ein mögliches Szenario. Die Traumvorstellungen derer, die satte Preissteigerungen, die vorrangig zur Steigerung der Gewinne führen sollen,  durchführen und uns abkassieren, werden nicht auf Dauer nicht erfüllt. Der Markt regelt dies allein.

Mit besten Grüßen

Julienne Trempert