Frage an Julian Pascal Beier von Mel M. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Herr Beier,
ich habe heute erstmalig Ihr Plakat zur Bundestagswahl 2013 gesehen. Darauf sind Sie lächelnd zu sehen, unter der Überschrift "Nicht schwarz sehen - wählen gehen."
Wie stehen sie zu der Tatsache, dass sie damit eine bildhafte, negativ konnotierte Wortwahl ins Verhältnis zu der selbstgewählten Bezeichnung Schwarzer Deutscher setzen?
Waren Sie an der Auswahl der Überschrift beteiligt?
Ist Ihnen bewusst, dass Sie damit Schwarze Menschen, die sich seit Jahrzehnten gegen die Gleichsetzung von negativ behafteten Bildern und einer afrikanischen Herkunft verwehren kränken?
Ihrer Antwort harrend,
Mel Möh
Sehr geehrte Frau Mel Möh,
zunächst einmal möchte ich kurz auf den Satz "Nicht schwarz sehen - wählen gehen!" und seine Bedeutung eingehen, und verweise dazu auf:
1. http://www.duden.de/rechtschreibung/schwarzsehen "die Zukunftsaussichten negativ, pessimistisch einschätzen; Unerfreuliches, Schlimmes befürchten"
2. http://de.wikipedia.org/wiki/Politische_Farbe#Schwarz "In der heutigen Zeit versteht man in Deutschland unter den "Schwarzen" die Christlich Demokratische Union Deutschlands beziehungsweise deren Sympathisanten. Die Farbe Schwarz wurde nicht von der CDU selbst bestimmt sondern von politischen Gegnern zugewiesen. Da der Konservatismus aus dem christlichen Milieu stammte und so mit Priestern, die die Farbe Schwarz trugen, in Verbindung gebracht wurden, etablierte sich die Farbe. Aus diesem Grund benutze die CDU schwarz für ihre Außendarstellung nur noch selten. Die Jugendorganisation der Partei, die Junge Union (JU), begann jedoch 2004 ein Markenzeichen aus der Farbe Schwarz aufzubauen, indem sie eine große Kampagne mit dem Slogan „ black ist beautiful“ starteten. Die Farbe Schwarz steht neben Trauer und Depressionen auch für Stärke und Kraft, jenen beiden Eigenschaften, mit denen sich die Christdemokratische Partei Deutschlands identifizieren möchte."
Der Plakatslogan wurde von mir (mit Hilfe) "erfunden" und allein entschieden.
Ich muss Ihnen "gestehen", dass ich über Ihre Frage bzw. deren Fragestellung entsetzt war und dies immer noch bin: Das eigentliche Problem, aus Ihrer Sicht, scheint ja nicht vordergründig der Slogan "Nicht schwarz sehen - wählen gehen!" allein zu sein, sondern die Verbindung mit einem Bild von mir - aus einem absurden Grund: Weil ich dunkelhäutig bin.
Dazu möchte ich klarstellen: Ich setze mich für die Gleichberechtigung aller Menschen ein. Eine Unterscheidung z.B. nach Hautfarbe, wie von Ihnen leider hier auch verwendet, lehne ich grundsätzlich ab.
Mit freundlichen Grüßen,
Julian Beier