Frage an Julia Schramm von Tim H. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Liebe Frau Schramm,
1. Was halten sie von der momentanen Lehrersituation in den Schulen? Die letzten Jahre werden verstärkt nicht speziell qualifizierte Personen als Lehrkräfte eingestellt. D.h. "nicht-Pädagogen" übernehmen pädagogische Aufgaben. Falls nötig, welche Alternativen sind Ihrer Meinung nach sinnvoll?
2. Halten sind die pädagogische und auch fachspezifische Ausbildung der Lehrer an den Universitäten für angemessen? Was würden sie von einer praktischeren Ausrichtung dieses Studiums halten?
MfG
Tim Hangele
Lieber Herr Hangele,
Die Schulen sind ganz klar unterbesetzt bzw. die Klassenstärke zu groß. Das Problem ist hinreichend bekannt, nur leider immer noch nicht ausreichend behoben! Das verstärkte Einsetzen von "nicht-Pädagogen" halte ich in der Sekundarstufe I für eine absolute Katastrophe. In der Oberstufe bzw. in Berufsschulen können "nicht-Pädagogen" teilweise eine Ergänzung sein, wenn auch kein Ersatz!
Generell sollte die Lehrerausbildung einen stärkeren pädagogischen Anteil haben als dies bisher der Fall ist - nicht nur zum Wohle der Kinder, sondern auch als Schutz für die Lehrer selbst. Viele Lehrer sind mit der Unterrichtung überfordert, denn erst eine fundierte pädagogische Ausbildung gibt dem Lehrpersonal das nötige Handwerkszeug, um junge Menschen zu verstehen und ihnen den Unterrichtsstoff angemessen zu vermitteln. Somit profitieren von einer grundlegenden Auseinandersetzung des Lehrpersonals mit Pädagogik und Psychologie sowohl die Schüler, als auch die Lehrer.
Die Ausbildung an den Universitäten ist sehr fachkonzentriert, so dass angehende Grundschullehrer mit Diplom-Mathematikern zusammen in den Veranstaltungen sitzen, aber nur wenige Semester Pädagogik und Psychologie besuchen müssen. An dieser Stelle fehlt dann das richtige Verhältnis. Das Erlernen von pädagogischen Fähigkeiten ist ebenso wichtig wie die fachliche Kompetenz.
In den letzten Jahren wurden Stück für Stück Pflichtpraktika für angehende Lehrer in Schulen eingeführt, was ich sehr begrüße. Gerade in den ersten Semestern ist es wichtig den Studierenden zu zeigen, was die Arbeit an und in der Schule de facto bedeutet. Darüber hinaus sollten Lehrer besser und leistungsabhängig bezahlt werden, was vielleicht auch das Überdenken des Beamtenstatus miteinbezieht.
Man kann es jedoch drehen und wenden wie man möchte: Die Bildung braucht mehr Geld!
Mit freundlichen Grüßen,
Julia Schramm