Frage an Julia Klöckner von Antje S. bezüglich Familie
Sehr geehrte Frau Klöckner,
folgender Text für Sie.
Quelle: http://www.dpv-psa.de/html/Pressespiegel/artikel/Memorandum%20vom%2012.12.07%20-DPV-KR_Psyche.htm
Krippenausbau in Deutschland -
Psychoanalytiker nehmen Stellung
Memorandum der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung
Als Psychoanalytikerinnen und Psychoanalytiker erfahren wir in unserer täglichen Praxis die Tiefenwirkungen und Langzeitfolgen von kindlichen Entwicklungsbedingungen. In den ersten drei Lebensjahren wird die Grundlage für die seelische Gesundheit eines Menschen gelegt. In dieser sensiblen Entwicklungszeit bedeuten regelmäßige ganztägige Trennungen von den Eltern eine besondere psychische Belastung für die Kinder. Die Diskussion über den geplanten Ausbau der Krippenbetreuung für Kinder unter drei Jahren erscheint uns daher zu kurz gegriffen, wenn sie sich nur auf demographische, bildungs- und arbeitsmarktpolitische Aspekte konzentriert.
Aus verschiedenen Gründen können Mütter und Väter auf außerfamiliäre Betreuung ihrer Kinder angewiesen sein. Um die Faktoren, die bei Krippen- oder Tagesmutterbetreuung die gesunde Entwicklung des unter dreijährigen Kindes gefährden, beachten und ihre Auswirkungen mildern zu können, ist ein gesellschaftliches und individuelles Bewusstsein für die Bedeutung früher Trennungserfahrungen umso wichtiger.
Wir gehen von folgendem Wissen aus, das auf Forschungsergebnissen und psychoanalytischer Erfahrung beruht: Während der ersten 36 Lebensmonate ist das Kind wegen seiner körperlichen und seelischen Verletzlichkeit ganz besonders auf eine schützende und stabile Umgebung angewiesen. Es bindet sich an die Menschen, die ihm am verlässlichsten zur Verfügung stehen. Bindung ist für das Kind eine Überlebensnotwendigkeit.
Weiter in der Quelle.
Finden Sie wirklich, daß die ständige Subventionierung der Krippen durch Ministerin von der Leyen richtig ist für die Entwicklung unserer Kinder?
Liebe Frau Schulz,
vielen Dank für Ihre Frage. Das Thema Krippenplätze ist ein sehr sensibles, über das man sicherlich geteilter Meinung sein kann. Dennoch gebe ich Ihnen Recht - die ersten drei Lebensjahre sind für die Entwicklung eines Kindes besonders wichtig. Das muss auch beim weiteren Krippenausbau stets im Auge behalten werden.
Die Diskussion über den geplanten Ausbau der Krippenbetreuung für Kinder unter drei Jahren behandelt keineswegs nur demographische, bildungs- und arbeitsmarktpolitische Aspekte - natürlich kommt es in erster Linie auf die Qualität der Betreuung an. Bund, Länder und Kommunen setzen neben dem Ausbau auch darauf, die Qualität der Betreuung entscheidend zu verbessern. So bietet etwa das "Forum frühkindliche Bildung" Experten die Möglichkeit, sich über Qualitätsstandards für Bildung, Betreuung und Erziehung auszutauschen.
Ich halte den Ausbau von Kinderkrippen in Deutschland - das Kinderförderungsgesetz (KiföG), das am 16. Dezember in Kraft trat, ist ein wichtiger Schritt auf diesem Weg - für richtig. Es ist ja leider nicht immer der Fall, dass Kinder, die zuhause bei der Mutter oder dem Vater sind, das optimale Umfeld vorfinden und die bestmögliche Betreuung haben. Was hat ein Kind von einer Mutter, die womöglich völlig frustriert ist, weil sie eben aufgrund dieses Kindes und des fehlenden Krippenangebotes nicht arbeiten kann. Hinzu kommt auch, dass sich immer mehr Eltern mit der Kindererziehung überfordert fühlen oder Kinder in Migrantenfamilien alles andere als Deutsch lernen. In solchen Extremfällen, die es leider gibt, ist die Krippe doch eine sehr gute Alternative.
Deshalb ist es wichtig und richtig, dass Eltern in Deutschland die Wahl haben - sich in den ersten Jahren ausschließlich ihrem Kind widmen (also zuhause bleiben) oder einen Krippenplatz in Anspruch nehmen. Ein weiterer Vorteil der Kinderkrippen ist der Kontakt zu Kindern ähnlichen Alters. Dieser Kontakt mit Spielkameraden fördert das soziale Lernen ungemein.
Letztlich müssen Eltern die Vor- und Nachteile eines Krippenplatzes genau abwägen und dann die Entscheidung selbst treffen, die sich für sie und ihr Kind in ihrer persönlichen Situation richtig anfühlt.
Herzliche Grüße,
Julia Klöckner