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Julia Klöckner
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Frage von Elisabeth P. •

Frage an Julia Klöckner von Elisabeth P. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Sehr geehrte Frau Klöckner,

Sie verweisen auf den fehlenden Impfstoff gegen die "Vogelgrippe" (HPAI). Wie Sie wissen gibt es bereits Impfstoffe, die auch in den Niederlanden eingesetzt wurden. Sentineltiere wurden zur Erkennung einer ERkrankung eingesetzt. Doch man fürchtet Export-Einbußen. Daher werden Tiere gequält, um den Export der ebenfalls Tiere quälenden Großindustriellen, die 23 Masthühner auf einem Quadratmeter (35 Kilo/m2, das ist noch "wenig") halten, nicht zu gefährden. Ist dies wirklich im Sinne des Gemeinwohls und der Bürger? Immerhin steht auch der Tierschutz als Staatsziel im Grundgesetz!

Doch Impfungen sind ja zur Zeit wenigstens im Freiland gar nicht nötig. Weltweit wird schon seit Monaten kein H5n1 mehr bei Wildtieren gefunden, wie die internationalen Monitoring-Programme aufzeigen. Der von Mettenleiter als Hypothese vermutete Reservoir-Vogel, der subklinisch ohne Symptome an HPAI erkrankt, wurde trotz intensiver Suche bislang nicht gefunden. Die FAO hält diese Hypothese daher für unwahrscheinlich.

Weitere lokale Untersuchungen z. B. im Raum Wermsdorf, wo sich Deutschlands größter Gänsebetrieb befindet zeigten, dass trotz jüngst erfolgter Großuntersuchung im Zuge einer Jagd kein HPAI gefunden wurde. Dennoch müssen die Gänse im Stall verharren - sie sehen enttsetzlich aus, wie die Tierärztin bestätigt! Auch Vermehrung ist so kaum möglich.

Dagegen hat man subklinisches Auftreten von HPAI in den geschlossenen Ställen in Schwandorf gefunden - wo im übrigen Handelsverbindungen zu einem weiteren H5N1-Betrieb bestanden - ebenfalls ein geschlossener Stall. Die Wildvögel können sich gut durch Kotausbringung angesteckt haben.

Zeigen Ihnen diese Fakten - und auch die Einschätzung der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft (DO-G), die die Wildvögel ebenfalls entlastet, nicht, dass hier eine mächtige Lobby ihre Interessen auf Kosten der Freiland- und Gänsehalter sowie der Tiere durchsetzt? Auch das FLI profitiert - denn es entwickelt die Impfstoffe...

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Antwort von
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Sehr geehrte Frau Petras,

vielen Dank für Ihrer Mail, in der Sie mich auf den Ausbruch der Vogelgrippe und die Möglichkeit einer Impfung hinweisen.

Kurz zum Stand der Dinge:

1. Sie sprechen Impfungen in den Niederlanden an: Die Berichte über das dortige Impfprogramm fallen negativ aus, weil die Induktion einer protektiven Immunität nur unzureichend gelingt. Damit besteht die Gefahr, dass auch geimpfte Tiere den Virus anste­ckend weiterverbreiten. Dies kann keine Lösung sein.

2. Zu Ihrer Aussage, dass es weltweit kein H5N1 bei Wildtieren gibt: Aktuelle Nachweise bei Hausgeflügel und/oder Wildvögel gibt es in Afgha­nistan, Bangladesch, China/Hongkong, Ghana, Indien, Malaysia, My­anmar, Pakistan und Togo. Im November 2007 ist ein Mann in Indo­nesien an Vogelgrippe gestorben, dies stand in allen Zeitungen. Zur Beurtei­lung des Risikos muss man aber auch wissen, dass das stich­probenartige Wildvogel-Monitoring, so wichtig es für orientierende Untersuchungen zum Vorkommen des Virus ist, bei fehlenden Nachweisen nur eine begrenzte Aussagekraft hinsichtlich einer mög­lichen Erregerfreiheit besitzt. Deshalb kann man nicht ausschließen, dass sich HPAIV H5N1 durch Wildvögel und andere belebte und un­belebte Vektoren verbreiten kann.

Es ist richtig, dass das FLI an der Entwicklung von wirksamen Impf­stoffen arbeitet und dabei wertvolle Forschungs- und Entwicklungs­arbeit leistet. Es befremdet, wenn Sie daraus eine Abhän­gigkeit von Lobby-Interessen konstruieren.

Nach den bisher vorliegenden Fakten wird das Risiko des Eintrages von HPAIV H5N1 über Wildvögel in Hausgeflügelbestände als hoch eingeschätzt. Welche Maßnahmen an Ort und Stelle richtig sind, kann ich von hier aus nicht beurteilen. Ich erwarte aber, dass die örtlichen Behörden sowohl im Hinblick auf die Infektionsgefahr als auch auf den Tierschutz verantwortlich handeln.

Beste Grüße,
Julia Klöckner

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