Frage an Julia Klöckner von Jens B. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Hallo Frau Klöckner,
Sie haben mehrfach gesagt, es gebe Lehrkräfte an rheinland-pfälzischen Schulen, die Vollzeit arbeiten und nur 900 Euro im Monat verdienen. Die Landesregierung hat ja kürzlich im Landtag etwas anderes behauptet. Nun weiß ich selbst, dass in unserem Land nicht alles in Butter ist, was die Unterrichtsversorgung angeht, ich möchte allerdings wissen, wer denn nun von Ihnen beiden Recht hat, die Frau Ahnen oder Sie? Haben Sie ein wenig übertrieben oder belügt uns Frau Ahnen einfach?
Ist für uns Bürger immer etwas schwierig bei so einer Diskussion dahinter zu blicken und zu entscheiden, was nun stimmt. Und die Medien geben sich ja auch nicht mehr die Mühe, für Aufklärung zu sorgen. Deshalb würde ich mich über eine Erläuterung Ihrerseits freuen (bitte aber keine allgemeinen Floskeln zur Unterrichtsversorgung, die habe ich schon so oft gehört, mit geht´s um diese konkrete Sache mit den 900 Euro).
Danke und alles Gute!
Grüße
Jens Bergmann
Lieber Herr Bergmann,
gerne gehe ich auf Ihre Frage bezüglich des Lehrergehalts an rheinland-pfälzischen Schulen ein und erläutere Ihnen meine diesbezügliche Aussage: Zahlreiche Vertretungskräfte haben mir selbst berichtet, dass sie in der Tat für 830 bis 900 Euro netto im Monat arbeiten - bei einer erzwungenen Stundenreduzierung um drei Stunden. Sie übernehmen dabei aber trotzdem die Klassenleitung, führen Elterngespräche, leiten Elternabende, geben versetzungsrelevante Noten und schreiben die Zeugnisse. Sprich: Sie tragen die Verantwortung einer regulären Lehrkraft, sind aber weit von ihrem Gehalt entfernt.
Viele Lehrkräfte erhalten außerdem einen Vertretungsvertrag nach dem anderen statt einen festen Vertrag – auch dies hat weitreichende Konsequenzen. Denn dadurch erhalten sie nicht die Chance, in eine höhere Besoldungsgruppe aufzusteigen. Ebenfalls häufig berichten mir Personen mit erstem Staatsexamen, dass sie nicht zum Referendariat zugelassen wurden – und damit mehr oder minder gezwungen sind, solche schlecht bezahlten Vertretungsverträge anzunehmen.
Lieber Herr Bergmann, ich kann Ihnen versichern, dass meine Aussage keineswegs übertrieben war. Sie beruht allein auf den Erfahrungen der betroffenen Lehrkräfte, von denen sich in den vergangenen Monaten viele an mich gewandt haben, um mir über ihre prekäre Situation zu berichten.
Ich hoffe, Ihnen mit meinen Ausführungen weitergeholfen zu haben und grüße Sie herzlich nach Bobenheim,
Ihre Julia Klöckner